Der große österreichische Computerpionier Heinz Zemanek verstarb im Alter von 94 Jahren.
Wien (tu) - Dass Österreich einen Platz in der frühen Geschichte der Computertechnik einnimmt, ist
ganz maßgeblich Prof. Heinz Zemanek zu verdanken: Der Computerpionier, der in den 1950er Jahren einen der
ersten mit Transistoren betriebenen Computer baute und später Computersprachen mitentwickelte, verstarb am
16.07. in Wien, im Alter von 94 Jahren.
Zemanek forschte an der TU Wien und später auch in dem von ihm aufgebauten Wiener IBM Labor. Mit seiner Alma
Mater und dem auf seine Initiative hin gegründeten Institut für Computertechnik blieb er bis zu seinem
Tod eng verbunden. Sechzig Jahre lang - von 1947 bis 2007 - hielt er an der TU Wien Vorlesungen. Die TU Wien verliert
mit ihm einen ihrer bedeutendsten Wissenschaftler.
"Mit Prof. Heinz Zemank verliert die Technische Universität Wien einen herausragenden Techniker und Visionär",
sagt Rektorin Sabine Seidler. "Mit seinem Innovationsgeist hat er Technikgeschichte geschrieben und bleibt
dadurch der Scientific Community in höchst respektvoller Erinnerung. Das gesamte Kollegium verabschiedet sich
in tiefer Trauer und wird das Wirken und Forschen Heinz Zemaneks in ehrenvollem Andenken weitertragen."
Heinz Zemanek studierte an der TU Wien und schloss sein Studium 1944 mit der Diplomarbeit "Über die Erzeugung
von kurzen Impulsen aus einer Sinusschwingung" ab. Von 1947 bis 1961 arbeitete er an der TU Wien. Während
dieser Zeit promovierte er (1950) und habilitierte sich schließlich 1958.
"Ich bin meinem Kern nach ein Ingenieur - und das heißt: wahr ist, was funktioniert."
Heinz Zemanek sah sich selbst nicht in erster Linie als Theoretiker, sondern als Mann der Praxis: Unter seiner
Führung wurde an der TU Wien von Mai 1956 bis Mai 1958 das "Mailüfterl" gebaut - einer der
weltweit ersten Computer, die nicht mit Röhren, sondern ausschließlich mit Transistoren arbeiteten.
Der Name "Mailüfterl" wurde von Zemanek in Anspielung auf die amerikanischen Röhrenrechner
dieser Zeit gewählt, die Namen wie "Taifun" oder "Whirlwind" trugen. Der Wiener Rechner
werde nicht deren Geschwindigkeit erreichen, meinte Zemanek, doch "für ein Mailüfterl werde es reichen."
"Heinz Zemanek war ein unglaublich motivierender Mensch", sagt Prof. Richard Eier, der in den Fünfzigerjahren
bei Heinz Zemanek seine Diplomarbeit schrieb. "Er war nicht nur ein herausragender Wissenschaftler, sondern
auch ein wichtiger Förderer für Generationen von Studierenden, an die er seine Begeisterung für
die Computertechnologie weitergegeben hat."
TU Wien und IBM
Die Computerfirma IBM kaufte der Republik Österreich den an der TU Wien gebauten Rechner ab und übernahm
wesentliche Teile der Technik für die Entwicklung des ab 1964 sehr erfolgreichen 360er-Rechners. In Wien stellten
sie Zemanek ein eigenes Labor zur Verfügung, wo er sich in weiterer Folge vor allem auf Programmiersprachen
konzentrierte. Die "Vienna Definition Language" (VDL) und die "Vienna Development Method" erlangten
in den 1970er Jahren internationale Bedeutung.
1976 wurde Zemanek vom damaligen Computerriesen zum IBM-Fellow ernannt und hatte dadurch die Möglichkeit,
seine Aufgaben völlig frei zu wählen. 1964 wurde Zemanek an der TU Wien zum außerordentlichen Professor
ernannt, 1983 zum ordentlichen Professor berufen. Mitte der 80er Jahre trat Zemanek in den Ruhestand - allerdings
nur formal. Seinen Enthusiasmus für Forschung und Lehre behielt er bis ins hohe Alter. Zemanek hinterlässt
ein wissenschaftliches Werk aus rund 500 Aufsätzen und sieben Büchern, darunter etwa "Weltmacht
Computer" (1991) oder "Vom Mailüfterl zum Internet" (2001).
Auszeichnungen und Ehrungen
Zemanek war Gründungspräsident der Österreichischen Computer Gesellschaft, die seit 1985 auch den
"Heinz Zemanek-Preis" alljährlich vergibt, und Mitglied der Akademie der Wissenschaften, korrespondierendes
Mitglied der Königlich Spanischen Akademie der Wissenschaften, Ehrenmitglied der Wiener Gesellschaft für
die Geschichte der Technik, korrespondierendes Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und ordentliches
Mitglied der Europäischen Akademie der Wissenschaften und Künste.
Zemanek wurde mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Er erhielt unter anderem den Kardinal Innitzer-Preis, das
Große Verdienstzeichen der Republik Österreich, die Leonardo Da Vinci Medaille der European Society
for the Education of Engineers, die Prechtl Medaille der TU Wien, die Kompfner-Medaille der Fakultät für
Elektrotechnik und Informationstechnik, das Goldene Ehrenzeichen für Verdienste um das Land Wien, die IEEE
Computer Pioneer Medal, die Oscar-von-Miller-Plakette in Bronze des Deutschen Museums in München sowie die
JOHN-VON-NEUMANN-Medaille der ungarischen John-von-Neumann Gesellschaft für Computerwissenschaften.
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