Wien (bpd) - "Die heutige Veranstaltung hat einen wichtigen historischen Hintergrund, da wir in diesem
Jahr dem Beginn des Ersten Weltkrieges vor 100 Jahren gedenken", sagte Präsidialchef Manfred Matzka anlässlich
der Überreichung des Österreichischen Ehrenkreuzes für Wissenschaft und Kunst an István Fazekas,
ungarischer Archivdelegierter beim Österreichischen Staatsarchiv, am 16.07.im Marmorecksalon des Bundeskanzleramtes.
"Der Anlass für die Feierstunde ist, dass nach dem Ende der Habsburgermonarchie die Entscheidung getroffen
wurde, das gemeinsame Kulturgut nicht zu zerteilen, sondern zu verstehen, dass Geschichte eine Form der Einheitlichkeit
aufweist, die selbst dann fortwirkt, wenn die Träger historischer Entscheidungen in einer anderen Form weiterbestehen",
so Matzka.
"Die Archivdelegation in Wien hat seit vielen Jahrzehnten eine gesetzliche Grundlage. Sie stellt eine Kontinuität
der Forschung sicher, die für beide Länder wichtig ist. István Fazekas ist nun bereits der zwölfte
Archivar seit Bestehen dieser Einrichtung", erklärte Sektionschef Matzka. "Sie passen auf die Geschichtswissenschaft
so auf, dass keine historischen Brüche entstehen. Viele Fragestellungen aus unterschiedlichen Richtungen wurden
in verlässlicher Manier von Ihnen beantwortet. Ihre wissenschaftliche Arbeit ist in besonderer Weise bekannt
und umfasst auch Publikationen, an deren Entstehung Sie beteiligt waren", so Matzka, der auf den großen
Kreis von Bewunderern der Tätigkeit von Fazekas hinwies. Die Verdienste seien daher in entsprechender Art
und Weise zu würdigen, was in Form der Ehrenkreuzverleihung geschehe, wozu Sektionschef Manfred Matzka herzlich
gratulierte.
Fazekas verwies auf die Wichtigkeit der Aufarbeitung und Erschließung des historischen Erbes der Habsburgermonarchie.
"Ohne Unterstützung der Kollegen im Österreichischen Staatsarchiv hätte ich die Aufgaben nicht
erfüllen können", richtete er seinen Dank auch an seine Wegbegleiter in den Archiven, an die Mitarbeiter
der Ungarischen Botschaft und an seine Familie. "Ich bin stolz, dass ich im Haus-, Hof- und Staatsarchiv und
im Hofkammerarchiv arbeiten durfte. Während dieser Zeit habe ich viel über die ungarische Geschichte
und die Herausbildung der Österreichisch-Ungarischen Monarchie gelernt. Und diese Geschichte ist bedeutend
komplizierter, aber auch spannender, als das, was wir in der Schule gelernt haben", so Fazekas. Man könne
sie nicht nur als nationale Geschichte betrachten. "Das Archivmaterial kann vor allem in dieser Region Europas,
wo viele Völker nebeneinander leben, lehren, dass man Geschichte nicht vernachlässigen darf. Mitteleuropa
hat nicht nur eine gemeinsame Vergangenheit, sondern auch eine gemeinsame Zukunft", bedankte sich István
Fazekas abschließend für die Verleihung des Ehrenkreuzes.
István Fazekas war seit dem Jahr 1995 ungarischer Archivdelegierter beim Österreichischen Staatsarchiv
bzw. beim Finanz- und Hofkammerarchiv. In dieser Funktion war er für die Erschließung der Ungarn betreffenden
Bestände und für die Betreuung ungarischer Benützer zuständig.
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