Lniz (lk) - Pavel Kohout, Proponent und Mitunterzeichner der Charta 77 in der damaligen Tschechoslowakei, ist
über Einladung von Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer aus Anlass des Jubiläumsjahres "25 Jahre
Fall des Eisernen Vorhangs" zu Gast in Oberösterreich. "Unsere tschechischen Nachbarn haben im Spätherbst
des Jahres 1989 Weltgeschichte mitgeschrieben, und zwar friedlich und mutig zugleich. Dafür haben gerade tschechische
Bürgerrechtler wie Pavel Kohout seit den 1970er-Jahren den Boden aufbereitet", betont der Landeshauptmann.
Goldenes Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich
"Meine Auszeichnungen in Österreich, Deutschland und in der Schweiz verdanke ich der Tatsache, dass
man mich dort in der besseren Hälfte meines Lebens kennenglernt hat." Dieser launige Satz stammt von
Pavel Kohout.
Pavel Kohout, ist einer der bedeutendsten Schriftsteller der Tschechischen Republik. Am 20. Juli 1928 geboren,
hat er die vielfältigen politischen Veränderungen, die seinem Heimatland im 20. Jahrhundert widerfuhren,
hautnah miterlebt. Analog zu diesen politischen Veränderungen hat sich auch Pavel Kohout vom anfänglich
überzeugten Kommunisten hin zu einem der bedeutendsten Regimekritiker und Dissidenten der damaligen CSSR gewandelt.
Und dies obwohl er in der kommunistischen Zeit anfänglich einer der meistgespielten Autoren war.
Pavel Kohout gilt als einer der Wortführer des Prager Frühlings (1968) und unterzeichnete im Jänner
1977 gemeinsam mit dem späteren Staatspräsidenten Vaclav Hável, mit Jirí Dienstbier und
Jirí Hájek die sogenannte Charta 77.
Pavel Kohout machte damit auf außerordentlich mutige Weise auf zahlreiche anhaltende Menschenrechtsverletzungen
in der CSSR aufmerksam.
Menschenrechtsverletzungen die im totalitären politischen System der CSSR laufend erfolgten, obwohl vom damaligen
tschechoslowakischen Außenminister nur zwei Jahre zuvor, am 1. August 1975, in Helsinki, die KSZE-Schlussakte
unterzeichnet worden waren.
Pavel Kohout hat die Freiheit des Individuums damals über die Macht des Kollektivs gestellt, hat dem Humanismus
gegenüber dem Kommunismus den Vorzug gegeben, hat die Individualität über die Ideologie gestellt
und damit in Kauf genommen, dass ihn der Bannstrahl des Regimes ereilte, er am Ende in der CSSR totgeschwiegen,
gegen seinen Willen ausgebürgert und nach Österreich abgeschoben wurde, wo er quasi eine zweite Heimat
fand.
Fall des Eisernen Vorhangs vor 25 Jahren
Da es heuer 25 Jahre her ist, dass der Eiserne Vorhang fiel, nimmt das offizielle Oberösterreich dieses freudige
Jubiläum zum Anlass, um Pavel Kohout für sein Lebenswerk - und zwar für sein literarisches und sein
politisches - mit dem "Goldenen Ehrenzeichen des Landes Oberösterreich" zu ehren. Die Auszeichnung
wird im Rahmen eines Festaktes heute, 15.Juli 2014, um 18 Uhr im Linzer Schlossmuseum überreicht.
Die Bevölkerung von Oberösterreich war - obwohl der Eiserne Vorhang über viele Jahrzehnte eine nahezu
unüberwindbare Barriere bildete - an den Vorgängen in der CSSR, die sich zwischen 1949 und 1989 ereignet
haben, immer sehr interessiert. Viele unserer Landsleute waren persönlich betroffen, weil sie z.B. ihre alte
Heimat nicht mehr besuchen konnten oder als sie erleben mussten, dass der Traum des Prager Frühlings mit Panzern
niedergewalzt wurde.
Daher wiegt es aus oberösterreichischer Sicht umso mehr, dass Pavel Kohout durch sein Denken und Handeln,
durch seinen Einsatz der Sprache und seine Bereitschaft, um des Kampfes für die Freiheit willen sogar Repressalien
eines totalitären Regimes in Kauf zu nehmen, entscheidend dazu beigetragen hat, dass sich immer wieder "Rostlöcher"
in den Eisernen Vorhang gefressen haben und dass diese Grenze des Unrechts am Ende verschwand.
Böhmen und Oberösterreich sind damit von einer geopolitischen Randlage wieder mitten ins Herz Europas
zurückgekehrt, womit sich den Menschen diesseits und jenseits der Grenze viele neue Chancen und Perspektiven
eröffnet haben.
Daniel Pascal und Ursula Ruhs inszenieren Pavel Kohout im Schloss Traun
Daniel Pascal, geboren in Genf, maturierte in Aarau und studierte Theaterwissenschaft und Schauspiel in Wien. Nach
Engagements an Wiener Bühnen spielte er von 1984 bis 1988 am Stadttheater Baden, von 1988 bis 1998 am Landestheater
Linz. Daniel Pascal schreibt Chansons und Theaterstücke und ist auch als Regisseur tätig.
"August August, August - Ein Zirkusstück für jung und alt"
In diesem Stück hat der Clown August einen Traum: Er möchte einmal die acht weißen Lipizzaner dressieren.
Das ist aber die Paradenummer des Herrn Direktors, und niemand anderer ist befugt, diese Dressur vorzuführen!
Da hat der Herr Direktor einen Plan: Wenn August drei Bedingungen erfüllt, soll er seinen Lebenstraum verwirklichen
können.
Er braucht eine Visitenkarte, eine Familie und einen eigenen Zirkus. Wider Erwarten bewältigt August alle
Aufgaben: er zaubert nicht nur eine Visitenkarte in Form eines Kalenders hervor, sondern auch eine Augustfrau,
einen Augustschwiegervater und ein Augustkind. Als er im Begriff ist, von den Zuschauern auch noch das Geld für
den Zirkus zu erspielen, muss der Direktor sein Versprechen erfüllen. Aber er macht das auf unvorhergesehene
Weise…
"Ich komme mir schon seit geraumer Zeit wie ein dummer August vor, der hinter dem Vorhang wartet, in die
Manege gerufen wird, vom Herrn Direktor eine Ohrfeige einsteckt, sich verbeugt und verschwindet um weiterzumachen!
"
"Aus dieser Bemerkung Pavel Kohouts aus dem Jahre 1966 entstand das wohl wichtigste Stück des tschechischen
Autors. Vor 25 Jahren fiel die Berliner Mauer und damit auch der eiserne Vorhang zwischen Ost und West. Wir wollen
mit diesem wunderbaren Zirkusstück ein "Denkmal" setzen für Fantasie, Freiheit und Kreativität!",
so der Regisseur Daniel Pascal.
Inszenierung:
Ursula Ruhs und Daniel Pascal
Ausstattung:
Ulrike Asamer
Musik:
Alexander Brosch und Gabriel Haider
Licht:
Konstantin Jenny
Mit:
Ursula Ruhs, Lisa Haslauer, Monika Brandstetter, Michael Kuttnig, Alexander Knaipp, Jean-Jacques Pascal, Johannes
Schmid und Daniel Pascal
Eine Koproduktion von Apropos, Pasca Productions GnbR und Vest GnbR Traun.
ab 17. Juli 2014 im Schloss Traun
Weitere Vorstellungen:
20. / 27. / 30. und 31. Juli und
1. / 3. / 6. / 7. / 8. und 10. August 2014
Infos und Karten unter http://www.schloss-traun.at
Lesung im Casineum am 16. Juli
Am 16. Juli um 19.30 Uhr findet im Casino Linz eine Lesung mit Pavel Kohout statt. Köstlich kann sich
das Publikum amüsieren, wenn Pavel Kohout seinen bitteren Einakter KRIEG IM 3. STOCK - in vielen Ländern
aufgeführt und bereits zweimal verfilmt - höchstpersönlich lesend präsentiert, wobei er alle
handelnden Personen durch Sprache und Gestik zu interpretieren weiß. Pavel Kohout hat in seinem Dramolett
seine eigenen Erfahrungen mit dem Kalten Krieg und einem sozialistischen Regime verarbeitet.
o 19.30 Sektempfang
o 20.00 Beginn der Veranstaltung
Eintritt frei
|