Bank Austria Konjunkturindikator im Juni mit 0,8 Punkten, höher als im Vorjahr aber gleich
hoch wie zu Jahresbeginn – Schwacher Start ins Jahr war statistisch überdramatisiert
Wien (bank austria) - Der Bank Austria Konjunturindikator erreichte im Juni einen Wert von 0,8 und blieb
damit im Verlauf des ersten Halbjahrs 2014 relativ konstant: „Die Stimmung der österreichischen Wirtschaft
präsentiert sich im Sommer zwar deutlich besser als noch vor einem Jahr, sie konnte sich jedoch seit Jahresbeginn
nicht mehr verbessern und an den Aufschwung des zweiten Halbjahres 2013 anschließen“ meint Bank Austria Chefökonom
Stefan Bruckbauer in seiner Einschätzung der Konjunktur Österreichs zu Mitte des Jahres. Auch wenn der
Bank Austria Konjunkturindikator sich seit Jahresbeginn nicht wesentlich verbessern konnte liegt er mit 0,8 doch
deutlich über den Wert vom Sommer 2013 von -0,1, damals stagnierte Österreichs Wirtschaft.
Auch die einzelnen Komponenten des Indikators zeigen ein ähnliches Bild: verbessert gegenüber dem Sommer
2013 aber kaum verbessert gegenüber dem Jahresbeginn 2014. „Die Stimmung der Industrie in Österreich
und bei unseren Exportpartnern hat sich im ersten Halbjahr 2014 kaum gebessert, liegt aber trotzdem besser als
vor einem Jahr und deutet weiterhin auf Wachstum hin“ so Bruckbauer weiter. Lediglich das Verbrauchervertrauen
hat sich im ersten Halbjahr leicht eingetrübt und liegt damit ähnlich hoch wie im Sommer 2013.
Nach Meinung der Ökonomen der Bank Austria ist jedoch die Enttäuschung über die wirtschaftliche
Entwicklung im ersten Halbjahr etwas überzeichnet, da das besonders schwache 1. Quartal stark von Besonderheiten
geprägt war und das Wetter dabei eine spezielle Rolle spielte, nicht nur in den USA sondern auch in Europa
und in Österreich. „Ohne die wetterbedingte schwache Energienachfrage im ersten Quartal in Österreich
wäre das Wachstum im ersten Quartal doppelt so hoch ausgefallen“ schätzt Bruckbauer. Ähnliches gilt
für viele Länder der Eurozone.
Allerdings hat auch die schwache Importnachfrage vieler Schwellenländer zur Enttäuschung im ersten Halbjahr
beigetragen. So gingen die Importe der Emerging Markets im Zeitraum Dezember 2013 bis April 2014 um 2 Prozent zurück
nachdem sie die Jahre davor jährlich rund 5 Prozent zulegen konnten. Dies drückte die Stimmung in den
letzten Monaten zusätzlich und erklärt den leichten Rückgang vieler Vorlaufindikatoren im Euroraum.
Auch Österreichs Exporte verloren in den ersten Monaten 2014 etwas an Dynamik, was im Wesentlichen auf die
Schwellenländer, allen voran Russland, aber auch die Exporte nach Asien und Lateinamerika zurückzuführen
war. Dies überlagerte die deutlich positive Entwicklung der Exporte Österreichs in den Euroraum und die
Länder Mittel- und Osteuropas. „Österreichs Export in den Euroraum und nach CEE konnte in den ersten
Monaten 2014 zulegen“ so Walter Pudschedl, Ökonom der Bank Austria. Während die Exporte nach Deutschland
und Italien sich langsam erholten, zeigten die Ausfuhren nach Frankreich und Spanien, aber auch in die meisten
der angrenzenden osteuropäischen Länder deutlichere Zuwächse.
Dementsprechend konnte auch die Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahr zulegen, auch wenn die Dynamik zu
schwach war um deutliche Impulse am Arbeitsmarkt zu setzen. Gemeinsam mit der schwachen Beschäftigungsentwicklung
in der Bauwirtschaft und im Fremdenverkehr trug dies zur Enttäuschung am Arbeitsmarkt bei, obwohl der Dienstleistungssektor
weiterhin neue Arbeitsplätze zur Verfügung stellte. Neben der schwächeren Beschäftigungsentwicklung
waren aber auch strukturelle Ursachen dafür verantwortlich, dass die Arbeitslosenquote im Verlauf des ersten
Halbjahres deutlich auf über 8,5% zulegte. Darauf verweist die Tatsache, dass wir in einigen Bereichen, etwa
dem Handel oder im Bereich Gesundheits- und Sozialberufe, gleichzeitig steigende Beschäftigungs- und Arbeitslosenzahlen
sehen. „Neben der etwas zu schwachen Beschäftigungsdynamik belastet auch der Verdrängungswettbewerb und
das steigende Arbeitskräfteangebot den Arbeitsmarkt“ meint Bruckbauer.
Trotz der verhaltenen Dynamik im ersten Halbjahr 2014 ist mit einer Beschleunigung im zweiten Halbjahr zu rechnen.
So hat sich die Stimmung in einigen Schwellenländern in den letzten Monaten verbessert, allen voran in China.
Auch im Euroraum sollte sich der Erholung im zweiten Halbjahr fortsetzen, die meisten Stimmungsindikatoren zweigen
weiterhin Wachstum an, meinen die Ökonomen der Bank Austria. „Die zunehmend abflauenden negativen Effekte
der Haushaltskonsolidierung auf den Konsum im Euroraum sollten in den nächsten Monaten schwächer werden,
auch ist in vielen Ländern bereits eine Trendwende am Arbeitsmarkt eingetreten“ zeigt sich Bruckbauer optimistisch.
Die Politik ist in den nächsten Monaten gefordert mögliche Problemfelder zu lösen, vor allem im
Zusammenhang mit der Bankenunion. Größere Probleme bei deren Umsetzung erwarten die Ökonomen der
Bank Austria jedoch nicht, in einzelnen Detailbereichen könnte es jedoch noch Diskussionsbedarf im Euroraum
geben. Vor allem sollte die Politik ihre Glaubwürdigkeit nicht erneut gefährden (wie etwa durch den Zahlungsausfall
Griechenlands). Österreichs Wirtschaft könnte im zweiten Halbjahr deutlich dynamischer wachsen als im
ersten Halbjahr und damit erscheinen 1,5 Prozent Wachstum für 2014 noch möglich. 2015 wird das Wachstum
dann wieder zumindest zwei Prozent erreichen.
Die Risken für die weitere Erholung liegen vor allem bei einer möglichen Eskalation der Entwicklung in
den Konfliktherden (Naher Osten, Ukraine) oder einem erneuten erkennbaren Rückfall der Stimmungsindikatoren.
In diesem Fall wäre die Politik ebenfalls stark gefordert. Zwar unterstützt das Auslaufen der negativen
fiskalischen Impulse der Haushaltssanierung als auch das kommende TLTRO der EZB die weitere Erholung, gleichzeitig
steigt aber die Wahrscheinlichkeit, dass zusätzliche Maßnahmen notwendig sein könnten. Auf der
fiskalischen Seite könnte ein öffentliches Investitionsprogramm die in der Krise stark gesunkenen Investitionsquoten
der öffentlichen Haushalte erhöhen und die EZB könnte noch stärkere Impulse durch ein mögliches
Forderungsaufkaufprogramm setzen. „Sollten im zweiten Halbjahr negative Überraschungen auftreten bzw. die
Erholung erneut an Tempo verlieren, ist sowohl die Fiskalpolitik als auch die Geldpolitik gefordert, rasch Gegenmaßnahmen
zu ergreifen. Für beides gibt es bereits Signale“ meint Bruckbauer.
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