Trotz Zeichen der Verbesserung im zweiten
 Halbjahr könnte Wirtschaftspolitik gefordert sein

 

erstellt am
15. 07. 14
10.00 MEZ

Bank Austria Konjunkturindikator im Juni mit 0,8 Punkten, höher als im Vorjahr aber gleich hoch wie zu Jahresbeginn – Schwacher Start ins Jahr war statistisch überdramatisiert
Wien (bank austria) - Der Bank Austria Konjunturindikator erreichte im Juni einen Wert von 0,8 und blieb damit im Verlauf des ersten Halbjahrs 2014 relativ konstant: „Die Stimmung der österreichischen Wirtschaft präsentiert sich im Sommer zwar deutlich besser als noch vor einem Jahr, sie konnte sich jedoch seit Jahresbeginn nicht mehr verbessern und an den Aufschwung des zweiten Halbjahres 2013 anschließen“ meint Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer in seiner Einschätzung der Konjunktur Österreichs zu Mitte des Jahres. Auch wenn der Bank Austria Konjunkturindikator sich seit Jahresbeginn nicht wesentlich verbessern konnte liegt er mit 0,8 doch deutlich über den Wert vom Sommer 2013 von -0,1, damals stagnierte Österreichs Wirtschaft.

Auch die einzelnen Komponenten des Indikators zeigen ein ähnliches Bild: verbessert gegenüber dem Sommer 2013 aber kaum verbessert gegenüber dem Jahresbeginn 2014. „Die Stimmung der Industrie in Österreich und bei unseren Exportpartnern hat sich im ersten Halbjahr 2014 kaum gebessert, liegt aber trotzdem besser als vor einem Jahr und deutet weiterhin auf Wachstum hin“ so Bruckbauer weiter. Lediglich das Verbrauchervertrauen hat sich im ersten Halbjahr leicht eingetrübt und liegt damit ähnlich hoch wie im Sommer 2013.

Nach Meinung der Ökonomen der Bank Austria ist jedoch die Enttäuschung über die wirtschaftliche Entwicklung im ersten Halbjahr etwas überzeichnet, da das besonders schwache 1. Quartal stark von Besonderheiten geprägt war und das Wetter dabei eine spezielle Rolle spielte, nicht nur in den USA sondern auch in Europa und in Österreich. „Ohne die wetterbedingte schwache Energienachfrage im ersten Quartal in Österreich wäre das Wachstum im ersten Quartal doppelt so hoch ausgefallen“ schätzt Bruckbauer. Ähnliches gilt für viele Länder der Eurozone.

Allerdings hat auch die schwache Importnachfrage vieler Schwellenländer zur Enttäuschung im ersten Halbjahr beigetragen. So gingen die Importe der Emerging Markets im Zeitraum Dezember 2013 bis April 2014 um 2 Prozent zurück nachdem sie die Jahre davor jährlich rund 5 Prozent zulegen konnten. Dies drückte die Stimmung in den letzten Monaten zusätzlich und erklärt den leichten Rückgang vieler Vorlaufindikatoren im Euroraum. Auch Österreichs Exporte verloren in den ersten Monaten 2014 etwas an Dynamik, was im Wesentlichen auf die Schwellenländer, allen voran Russland, aber auch die Exporte nach Asien und Lateinamerika zurückzuführen war. Dies überlagerte die deutlich positive Entwicklung der Exporte Österreichs in den Euroraum und die Länder Mittel- und Osteuropas. „Österreichs Export in den Euroraum und nach CEE konnte in den ersten Monaten 2014 zulegen“ so Walter Pudschedl, Ökonom der Bank Austria. Während die Exporte nach Deutschland und Italien sich langsam erholten, zeigten die Ausfuhren nach Frankreich und Spanien, aber auch in die meisten der angrenzenden osteuropäischen Länder deutlichere Zuwächse.

Dementsprechend konnte auch die Industrieproduktion gegenüber dem Vorjahr zulegen, auch wenn die Dynamik zu schwach war um deutliche Impulse am Arbeitsmarkt zu setzen. Gemeinsam mit der schwachen Beschäftigungsentwicklung in der Bauwirtschaft und im Fremdenverkehr trug dies zur Enttäuschung am Arbeitsmarkt bei, obwohl der Dienstleistungssektor weiterhin neue Arbeitsplätze zur Verfügung stellte. Neben der schwächeren Beschäftigungsentwicklung waren aber auch strukturelle Ursachen dafür verantwortlich, dass die Arbeitslosenquote im Verlauf des ersten Halbjahres deutlich auf über 8,5% zulegte. Darauf verweist die Tatsache, dass wir in einigen Bereichen, etwa dem Handel oder im Bereich Gesundheits- und Sozialberufe, gleichzeitig steigende Beschäftigungs- und Arbeitslosenzahlen sehen. „Neben der etwas zu schwachen Beschäftigungsdynamik belastet auch der Verdrängungswettbewerb und das steigende Arbeitskräfteangebot den Arbeitsmarkt“ meint Bruckbauer.

Trotz der verhaltenen Dynamik im ersten Halbjahr 2014 ist mit einer Beschleunigung im zweiten Halbjahr zu rechnen. So hat sich die Stimmung in einigen Schwellenländern in den letzten Monaten verbessert, allen voran in China. Auch im Euroraum sollte sich der Erholung im zweiten Halbjahr fortsetzen, die meisten Stimmungsindikatoren zweigen weiterhin Wachstum an, meinen die Ökonomen der Bank Austria. „Die zunehmend abflauenden negativen Effekte der Haushaltskonsolidierung auf den Konsum im Euroraum sollten in den nächsten Monaten schwächer werden, auch ist in vielen Ländern bereits eine Trendwende am Arbeitsmarkt eingetreten“ zeigt sich Bruckbauer optimistisch.

Die Politik ist in den nächsten Monaten gefordert mögliche Problemfelder zu lösen, vor allem im Zusammenhang mit der Bankenunion. Größere Probleme bei deren Umsetzung erwarten die Ökonomen der Bank Austria jedoch nicht, in einzelnen Detailbereichen könnte es jedoch noch Diskussionsbedarf im Euroraum geben. Vor allem sollte die Politik ihre Glaubwürdigkeit nicht erneut gefährden (wie etwa durch den Zahlungsausfall Griechenlands). Österreichs Wirtschaft könnte im zweiten Halbjahr deutlich dynamischer wachsen als im ersten Halbjahr und damit erscheinen 1,5 Prozent Wachstum für 2014 noch möglich. 2015 wird das Wachstum dann wieder zumindest zwei Prozent erreichen.

Die Risken für die weitere Erholung liegen vor allem bei einer möglichen Eskalation der Entwicklung in den Konfliktherden (Naher Osten, Ukraine) oder einem erneuten erkennbaren Rückfall der Stimmungsindikatoren. In diesem Fall wäre die Politik ebenfalls stark gefordert. Zwar unterstützt das Auslaufen der negativen fiskalischen Impulse der Haushaltssanierung als auch das kommende TLTRO der EZB die weitere Erholung, gleichzeitig steigt aber die Wahrscheinlichkeit, dass zusätzliche Maßnahmen notwendig sein könnten. Auf der fiskalischen Seite könnte ein öffentliches Investitionsprogramm die in der Krise stark gesunkenen Investitionsquoten der öffentlichen Haushalte erhöhen und die EZB könnte noch stärkere Impulse durch ein mögliches Forderungsaufkaufprogramm setzen. „Sollten im zweiten Halbjahr negative Überraschungen auftreten bzw. die Erholung erneut an Tempo verlieren, ist sowohl die Fiskalpolitik als auch die Geldpolitik gefordert, rasch Gegenmaßnahmen zu ergreifen. Für beides gibt es bereits Signale“ meint Bruckbauer.

 

 

 

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