Rössler und Schwaiger: Gemeinsame Kraftanstrengung aller Ressorts nötig
Salzburg (lk) - Das Land Salzburg hat vor drei Jahren das Erreichen eines klimaneutralen, energieautonomen
und nachhaltigen Klima- und Energiepolitik bis 2050 mit definierten Zwischenzielen 2020, 2030 und 2040 als klima-
und energiepolitische Leitlinie festgelegt und ein erstes Maßnahmenprogramm beschlossen. Seit einem Jahr
wird von den ressortzuständigen Regierungsmitgliedern der Bereiche Umweltschutz und Energiewirtschaft das
Programm "Salzburg 2050 klimaneutral.energieautonom.nachhaltig" zur umfassenden Leitstrategie für
Klimaschutz und Energie weiterentwickelt, die nun konsequenterweise auch den Bereich "Anpassung an die unvermeidlichen
Folgen des Klimawandels" mit umfasst. Zum Erreichen des strategisch wichtigen ersten Zwischenzieles für
2020 (50 Prozent Anteil an erneuerbarer Energie und minus 30 Prozent Treibhausgasemissionen) wird derzeit ein "Masterplan
Klimaschutz und Energie 2020" entwickelt.
"Die Frage, der wir uns zu stellen haben, lautet längst nicht mehr: 'Gibt es einen vom Menschen verursachten
Klimawandel oder nicht?', sondern 'Wie schaffen wir es, den Temperaturanstieg in den kommenden Jahrzehnten in einem
Ausmaß zu halten, dass eine Anpassung an die Veränderung möglich bleibt'", sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin
und Klimaschutzreferentin Dr. Astrid Rössler am 14.07. in einem gemeinsamen Informationsgespräch mit
Energiereferent Landesrat Dipl.-Ing. Dr. Josef Schwaiger. "Unser Auftrag ist demgemäß, Ziele zu
formulieren und umfassende Maßnahmen zu entwickeln, die es uns ermöglichen, einen Beitrag zur Verlangsamung
der Klimaerwärmung zu schaffen. Wir haben deshalb ein ehrgeiziges Programm in Auftrag gegeben, das diese Ziele
über alle Ressorts definieren wird. Denn nur mit einer gemeinsamen Kraftanstrengung wird es gelingen, eine
Anpassungsstrategie zu erarbeiten", erläuterte Rössler.
"Wir nehmen mit diesem Masterplan unsere Verantwortung ernst und werden gemeinsam in der Regierung die Maßnahmen
zur Zielerreichung setzen. Uns muss aber klar sein, dass dieses Thema auch österreichweit intensiviert werden
muss", sagte Energiereferent Schwaiger. "Wir in Salzburg haben zwar schon gut 44 Prozent erneuerbare
Energie – gemessen am gesamten Energieverbrauch, aber wir wissen, dass natürlich die nächsten Prozentpunkte
die Schwierigeren sein werden", so Landesrat Josef Schwaiger. "Konkret geht es uns um das richtige Maßnahmenbündel.
Wir müssen uns im Klaren sein, wenn wir an einer Schraube drehen, dann müssen wir an anderer Stelle nachjustieren",
so der Landesrat.
Nächste Schritte für Masterplan Klimaschutz und Energie 2020
- Erarbeitung eines Vorschlages zur Festlegung von Energieeffizienz- und Ausbauzielen
für erneuerbare Energien an die Landesregierung bis Herbst 2014.
- Erarbeiten eines Vorschlages zur Festlegung von Energieeffizienz- und Treibhausgasemissionsreduktionszielen
für die Ressorts/Abteilungen auf Basis der ermittelten Reduktionsmöglichkeiten im Land Salzburg in den
einzelnen Verursachersektoren bis Herbst 2014.
- Erarbeitung eines "Maßnahmenprogrammes 2" bis Jahresende 2014.
- Die Ziele der Leitstrategie sollen durch "Salzburg 2050 Partnerschaften"
primär mit Unternehmen und Institutionen, an denen das Land Salzburg beteiligt ist, sowie durch ein mit dem
e5-Programm und dem Klimabündnis abgestimmtes Gemeindepaket weiter in die Breite getragen werden
- Erarbeiten einer grundlegenden Handlungsstrategie "Klimawandelanpassung
Salzburg" mit den betroffenen Abteilungen und Organisationen, die auch erste konkrete Umsetzungsschritte enthält
und das auch auf die Bedürfnisse der Gemeinden und Regionen abstellt.
- Die Landesregierung richtet einen Energie- und Klimaschutzbeirat ein.
Derzeit werden die Potenziale in einer wissenschaftlichen Studie vertieft, um die ersten Grob-abschätzungen
zu präzisieren und mit konkreten Zahlen und Maßnahmen zu hinterlegen. Die Ergebnisse liegen bis Anfang
September vor und bilden die Ausgangslage für die politischen Gespräche im Herbst. Der größte
Fokus liegt auf Einsparungen und Steigerung der Energieeffizienz, welche zusammen einen Beitrag von jedenfalls
mehr als 50 Prozent abdecken müssen und eine große Herausforderung sein werden. Der Anteil erneuerbarer
Energieträger soll von derzeit 44 Prozent auf 50 Prozent bis 2020 gesteigert werden. Wichtig ist die Nachhaltigkeit
der Maßnahmen: Also möglichst wenig Flächenverbrauch und effiziente Standorte.
Zahlen, Daten, Fakten zu Klima und Energie
Derzeit beträgt der Anteil erneuerbarer Energien im Bundesland Salzburg knapp mehr als 44 Prozent. Um
bis zum Jahr 2020 auf einen Anteil von 50 Prozent zu kommen, werden große Anstrengungen erforderlich sein.
Sämtliche Forschungsarbeiten der vergangenen Jahre bestätigen den dominanten Einfluss des menschlichen
Handelns auf die beobachteten und durch Szenarienrechnungen zu erwartenden Änderungen im Klimasystem. Auch
der neue, fünfte Sachstandsbericht des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC) bestätigt diese
Erkenntnisse und präzisiert den Anteil der natürlichen und anthropogenen Einflüsse weiter. Diese
Erkenntnisse werden durch eine überwältigende Fülle an Beobachtungen und Messungen gestützt,
beispielsweise durch Messungen der Temperaturentwicklung:
"Es ist wissenschaftlicher und politischer Konsens, dass die mittlere globale Erwärmung unter der Marke
von zwei Grad Celsius gegenüber vorindustrieller Zeit (1880) gehalten werden muss, um nicht zu beherrschende
Folgen des – ohnedies bereits fortschreitenden – Klimawandels zu vermeiden. Da die wissenschaftlichen Erkenntnisse
den bisherigen Wissensstand weiter bestätigt und abgesichert haben, bleibt die Zielsetzung der Klimaschutz-
und Energiepolitik des Landes Salzburg konsequenterweise unverändert", so Rössler.
Aufgrund der Entwicklung der Konzentrationen von Treibhausgasen in der Atmosphäre und verbesserter Rechenmodelle
sind die (mittelfristig) zu erwartenden Änderungen im Klimasystem – Temperaturentwicklung, Niederschlagsentwicklung,
Häufigkeit von Extremwetterlagen – relativ gut zu prognostizieren. Es hat sich aber gezeigt, dass sich besonders
Niederschlagsmuster (z.B. Starkniederschläge, Schneemengen) gerade im Alpenbereich innerhalb enger Gebietsgrenzen
stark unterscheiden können. Um Wirkungen von Maßnahmen abschätzen zu können, sind daher entsprechende
Datengrundlagen in hoher räumlicher Auflösung und Qualität erforderlich.
Ökonomische Aspekte
Auch wenn es gelungen ist, den Energieverbrauch (auf hohem Niveau) in etwa zu stabilisieren und in einigen Sektoren
eine meist relative Entkopplung des Energieverbrauches von der wirtschaftlichen Entwicklung zu erreichen (z.B.
sinkt im Gebäudesektor der Energieverbrauch trotz Zunahme der Wohnfläche), bleibt doch die hohe Abhängigkeit
von fossilen Energieträgern, die in Salzburg mehr als 50 Prozent des Gesamtenergieverbrauches ausmacht.
Für Energieimporte hat Österreich 2012 mehr als 17 Milliarden Euro ausgegeben, mit steigender Tendenz.
"Viele ökonomische Analysen zeigen, dass ein grundlegender Wandel der Wirtschaft notwendig ist und bevorsteht.
Dieser Wandel ist dann gesamtwirtschaftlich positiv, wenn rasch und konsequent in Richtung einer kohlenstoffarmen
Wirtschaft gesteuert wird. Länder und Regionen, die rechtzeitig damit beginnen, haben einen deutlichen 'first
mover advantage' zu erwarten. Natürlich ist Salzburg alleine nicht in der Lage, die Ziele zu erreichen. Rund
20 bis 30 Prozent der Treibhausgasemissionen können durch Maßnahmen im Land beeinflusst werden. Somit
gelten die beschriebenen Ziele unter der Voraussetzung, dass auch von der EU und Bund (z.B. über das Klimaschutzgesetz
und das Energieeffizienzpaket) entsprechende Schritte gesetzt werden", sagte Landeshauptmann-Stellvertreterin
Rössler.
Daraus folgt:
- Um den Zielpfad einhalten zu können sind weitere massive Anstrengungen in
allen Sektoren und Politikbereichen erforderlich.
- Der größte Teil muss dabei aus Effizienzmaßnahmen gewonnen werden.
- Die Maßnahmen sind (langfristig) gesamtwirtschaftlich positiv.
- Der Ausbau erneuerbarer Energieträger ist ebenfalls unverzichtbar, kann
aber nur einen kleineren Teil zur Zielerreichung beitragen.
- Mit Maßnahmen des Landes alleine ist die erforderliche Reduktion nicht
zu schaffen, es bedarf sowohl unterstützender Maßnahmen auf Bundes- und europäischer Ebene als
auch der Beiträge von Gemeinden oder Institutionen im Land, die Umsetzungsmöglichkeiten haben.
- Unabhängig davon werden alle Sektoren und (politischen) Ressorts Beiträge
leisten müssen, weshalb auf die Möglichkeiten der einzelnen Sektoren abgestimmte Ziele formuliert werden
sollten.
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