Zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des I. Weltkrieges

 

erstellt am
28. 07. 14
10.00 MEZ

Kurz: Das europäische Modell ist alternativlos!
Bundesminister Kurz zum Jahrestag des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges
Wien (bmeia) - Aus Anlass des hundertsten Jahrestages des Ausbruchs des Ersten Weltkrieges (28. Juli) erinnert Bundesminister Sebastian Kurz an dessen zahlreichen Opfer: "Dieser erste globale Krieg der Geschichte forderte eine bis dahin noch nie da gewesene Anzahl an Opfern - vor allem auch in der Zivilbevölkerung. Durch die moderne Waffentechnik, den Stellungskrieg, das eingesetzte Giftgas und die hervorgerufene Hungersnot verloren über 17 Mio. Soldaten und Zivilisten das Leben. Ihnen gilt im Gedenkjahr 2014 besondere Aufmerksamkeit.

Bundesminister Kurz weiter: "100 Jahre nach Kriegsbeginn gedenken wir in einem vereinten Europa den Kriegskatastrophen des 20. Jahrhunderts. Die nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs eingeleitete, durch den europäischen Integrationsprozess gefestigte, grundlegende Versöhnung im Westen hat die Grundlage für eine Friedenszone geschaffen, die bis heute wirksam ist und der nach und nach 28 europäische Staaten beigetreten sind." Und Bundesminister Kurz abschließend: "Es steht außer Zweifel, dass das europäische Friedensmodell alternativlos ist!"


 

Leitl:2014 soll eine gestaltete Dynamik in eine friedliche Entwicklung führen
Nicht Rückfall in Nationalismus des 20. Jahrhunderts, sondern internationale Kooperation ist das Rezept des 21. Jahrhunderts
Wien (pwk) - "1914 hat eine Eigendynamik zu einer unheilvollen Entwicklung geführt. 2014 soll eine gestaltete Dynamik in eine friedliche Entwicklung führen", stellt Wirtschaftskammer- Präsident Christoph Leitl zum 100. Jahrestag des Ausbruchs des I. Weltkrieges am 28.07. fest. "Geschichte ist nicht nur da, um ihrer zu gedenken, sondern um auch daraus zu lernen."

Trotz aller Problemstellungen, Unrechtmäßigkeiten und Tendenzen des Rückfalls in einen neuerlichen Kalten Krieg sollte dieser Gedenktag Anlass sein, weiter auf die Kraft des Dialoges zu setzen. "Die Wirtschaft kann und muss dazu einen Beitrag leisten. Wirtschaftliche Vernetzung schärft das Bewusstsein für wechselseitige Abhängigkeiten. Diese Vernetzungen bewirkt eine Solidargemeinschaft, in der es allen gut geht oder in der alle zu leiden haben", so Leitl. "Für die Wirtschaft ist daher eine Wiederherstellung des Vertrauens in der Politik unabdingbar. Wirtschaft braucht zum Gedeihen Vertrauen und nicht Misstrauen!"

"Nicht ein Rückfall in den Nationalismus des 20. Jahrhundert, sondern internationale Kooperation ist das Rezept des 21. Jahrhunderts. Grenzen dürfen nicht einseitig verändert, sondern müssen gemeinsam überwunden werden. Das gilt auch für die Europäische Union, wo der Weg der Einigung weiter vorangetrieben werden muss, im größeren Europa und im globalen Kontext. Eine transkontinentale Wirtschafts- und Freihandelszone könnte dazu ein wichtiger Schritt sein", so der WKÖ-Präsident abschließend.


 

Dellach/Gailtal: Gedenkfeier anlässlich 100 Jahre Kriegsbeginn 1. Weltkrieg
LH Kaiser bei Enthüllung einer Friedensglocke - "Ich verneige mich vor den Gefallenen und Soldaten" - 350 Rekruten angelobt
Dellach/Klagenfurt (lpd) - Die Gemeinde Dellach im Gailtal stand am 25.07. im Zeichen der Gedenkfeier und einer Totenehrung anlässlich des Kriegsbeginns des 1. Weltkrieges vor 100 Jahren am örtlichen Heldenfriedhof. Ebenso fand am Sportplatz der Gemeinde die Angelobung von 350 Rekruten statt. Die Festredner, Landeshauptmann Peter Kaiser, der Landesgeschäftsführer der Landesstelle des österreichischen Schwarzen Kreuzes, Generalmajor in Ruhe Gerd Ebner und Militärkommandant Brigadier Walter Gitschthaler thematisierten die Folgen des 1. Weltkrieges und beleuchteten die derzeitigen Lage des Bundesheeres angesichts des Sparzwanges.

„Stille, schlichte, eiserne Kreuze mahnen an eine Zeit, die vor 100 Jahren mit dem Abbruch der diplomatischen Beziehungen und der Kriegserklärung an Serbien begann. Millionen verloren ihr Leben, Europa veränderte sich auf Landkarten aber auch im Geist“, blickte der Landeshauptmann auf den Ausbruch des 1.Weltkrieges zurück. Er sei 100 Jahre später immer noch Gegenstand vieler Forscher, ebenso wie von historischen und politischen Analysen. „Im Mittelpunkt müssen jedoch die 17 Millionen Toten und Versehrten stehen. Ich verneige mich vor den Gefallenen und den Soldaten die ihrer Pflicht nachkamen“, zollte Kaiser den Opfern seinen Respekt. Damit es nie mehr diese schrecklichen Ereignisse und Millionen von Opfern gebe, sei eine aktive Friedenspolitik, auch angesichts der Labilität in Osteuropa und im Nahen Osten, stärker denn je gefragt, betonte Kaiser.

Ebner hob hervor, dass neben dem Gedenken an die Toten auch das Mitgefühl gefragt sei. „Diese Geisteshaltung ist notwendig und sollte heute mehr denn je forciert werden, auch angesichts der Kämpfe in Syrien und der Ukraine“, so der Generalmajor. Gleichzeitig bedankte er sich bei allen, welche die Aufstellung und Enthüllung der Friedensglocke ermöglicht hätten.

Im Rahmen der Angelobung hob der Landeshauptmann die wichtige und notwendige, internationale aber auch nationale Rolle des Bundesheeres hervor. „Die Sicherheit und der Friede werden durch das Bundesheer und seine Rekruten bewahrt, ebenso ist der rasche Einsatz bei Katastrophen gewährleistet“, stellte er unmissverständlich fest. An die jungen Rekruten richtete er den Appell, ihren Aufgaben im Rahmen des Grundwehrdienstes nachzukommen. Gleichzeitig teilte er mit, dass seitens der politisch Verantwortlichen trotz Budgetkürzungen alles getan werde, damit der Grundwehrdienst auch weiterhin mit Qualität abgeleistet werden könne.

Für Militärkommandant Gitschthaler ist der Einsatz für den Frieden, auch angesichts der kriegerischen Handlungen in vielen Teilen der Welt das höchste Gut. Er appellierte aber auch an die Bundespolitik, die Mittel, welche das Heer benötige um Ausbildung und Betrieb aufrechtzuerhalten, diesem auch zur Verfügung zu stellen. „Nur ein starkes, leistungsfähiges Heer kann der Bevölkerung helfen und sie schützen. Die Rekruten sind das Humankapital und die Kader sind flexibel, effizient und motiviert“, stellte er fest.

Die 350 Rekruten, die gestern angelobt wurden, rückten Anfang Juni und Juli ein und kommen aus der Garnison Klagenfurt (Militärkommando Kärnten, Khevenhüller-Kaserne) und der Garnison Villach (Rohrkaserne, Lutschounig-Kaserne). Kommandant der ausgerückten Truppe war Major Tobias Sindler.

An der Gedenkfeier und Angelobung nahmen unter anderem Dellachs Bürgermeisterin Christine Ploner, die Landtagsabgeordneten Barbara Lesjak, Josef Zoppoth, Christoph Staudacher und Hartmut Prasch, Landespolizeidirektorin Michaela Kohlweiß, Landesfeuerwehrkommandant Stellvertreter Hugo Irrasch, der Vizepräsident des Landesgerichtes, Manfred Herrnhofer, Landesamtsdirektor Stellvertreter Markus Matschek und die Bezirkshauptleute Heinz Pansi (Hermagor) und Gert Klösch(Völkermarkt) teil.


 

100 Jahre Erster Weltkrieg: Lebende Erinnerungen in Wien
Wien (rk) - Für viele ist es ein Gedenktag. Einige jedoch hegen heute noch Erinnerungen, wenn auch aus sehr frühen Kindheitstagen, an die schrecklichen Ereignisse die vor genau 100 Jahren ihren unaufhaltsamen Lauf genommen haben. Der Ausbruch des Ersten Weltkriegs jährt sich am 28. Juli 2014 zum hundertsten Mal. In Wien leben heute noch 398 Menschen, die den Ausbruch des Ersten Weltkrieges miterlebt haben. Die Rathauskorrespondenz hat mit Unterstützung der Magistratsabteilung 23 - Wirtschaft, Arbeit und Statistik einen Überblick zusammengestellt.

Tatort Sarajevo
Das Attentat auf den damaligen Thronfolger Franz Ferdinand in Sarajevo war der Auslöser für den Ersten Weltkrieg. Am 28. Juli 1914 erfolgte schließlich die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien. Laut Wiener Stadt- und Landesarchiv verzeichnete Österreich-Ungarn zu der Zeit 53 Millionen BürgerInnen. Durch die unerbittlichen Kämpfe sind Millionen Menschen in viereinhalb Jahren Krieg gestorben. Unterernährung und überfüllte Spitäler waren häufige Todesursachen, darüber hinaus starben rund 4.500 Wienerinnen und Wiener an der "Spanischen Grippe".

398 ZeitzeugInnen in Wien
Im Juli 2014 leben in Wien noch 341 Frauen und 57 Männer, die den Ausbruch dieses schrecklichen Ereignisses unserer Geschichte miterlebt haben. Davon sind 384 österreichische StaatsbürgerInnen und 325 wurden auch in Österreich geboren. Döbling, der 19. Wiener Gemeindebezirk, nimmt mit 35 Personen den Großteil der ZeitzeugInnen ein, die wenigsten leben im 8. Bezirk, nämlich genau drei Personen. Im 1. Bezirk "Innere Stadt", dem ältesten Bezirk Wiens, verbringen heute acht Überlebende aus dem Ersten Weltkrieg ihren Lebensabend. In Wien Favoriten, dem Bezirk mit der größten Bevölkerungsdichte, werden 35 ZeitzeugInnen verzeichnet.

Aus Geschichte lernen
Doch auch diese Zeitzeugen werden immer weniger. Damit sich Geschichte nicht wiederholen kann, ist es umso wichtiger dafür Sorge zu tragen, dass Menschen aus der Vergangenheit lernen. Zahlreiche Ausstellungen in Wien erinnern an die Jahre 1914 bis 1918. Weitere Informationen und einen Überblick über den Ersten Weltkrieg bietet die Website http://www.erster-weltkrieg.wien.gv.at/, aufbereitet von der Wienbibliothek und dem Wiener Stadt- und Landesarchiv. 


 

Der Blick zurück
Historiker der Uni Graz erforscht die öffentliche Erinnerung an den Ersten Weltkrieg in Österreich
Graz (universität) - Vor exakt hundert Jahren brach der Erste Weltkrieg aus und forderte 17 Millionen Opfer. Die kollektive Erinnerung an diese alles verändernde Zäsur war in Österreich im öffentlichen Raum lange ambivalent: Heroisierende Darstellungen dominierten die Denkmalkultur für Jahrzehnte, während Trauer, Verlust und Kriegsgegnerschaft nur in regional begrenzten Mahnmalen thematisiert wurden – etwa im Wotruba-Denkmal in Leoben-Donawitz. Ass.-Prof. DDr. Werner Suppanz vom Institut für Geschichte der Karl-Franzens-Universität erforscht, wie im Verlauf des zwanzigsten Jahrhunderts des Ersten Weltkriegs und der gefallenen Soldaten gedacht wurde. Eine Entwicklung, die zwangsläufig eng mit politischen Strömungen und dem nationalen Diskurs über den Krieg verknüpft ist.

Mitte der 1920er Jahre, als die größten kriegsbedingten Nöte einigermaßen überwunden waren, begann man mit der kulturellen Aufarbeitung. Eine erste Denkmalwelle präsentierte ein einheitliches Bild, erklärt Suppanz: „Tapfere Soldaten, die in Treue und Pflichterfüllung ihr Leben ließen – andere Auslegungen der Vergangenheit existierten praktisch nicht. Nur dort, wo die Sozialdemokratie dominierte, etwa in Wien oder in den obersteirischen Industriegebieten, wurden Leid und Verzweiflung gezeigt.“ All diese frühen Denkmäler entstanden hauptsächlich durch das Engagement von Vereinen und Verbänden, staatliche Initiativen gab es kaum. Das änderte sich jedoch mit dem Austrofaschismus Mitte der 1930er Jahre. „1934 wurde das Heldendenkmal mit der Figur des Toten Soldaten im Äußeren Burgtor in Wien enthüllt. Das war der Beginn des Versuchs, eine gesamtstaatlich verbindliche Erzählung über den Ersten Weltkrieg durchzusetzen – mit den Mitteln der Diktatur.“

Nachdem der Austrofaschismus 1938 durch den Nationalsozialismus abgelöst wurde und der Zweite Weltkrieg noch viel verheerendere Folgen nach sich zog, verschwand sein Vorgänger nahezu vollständig aus dem öffentlichen und wissenschaftlichen Diskurs. Denkmäler aus der Zwischenkriegszeit wurden meist kurzerhand um die Jahreszahlen 1939-1945 erweitert. Eine einheitliche Erzählung zum Ersten Weltkrieg war in der Zweiten Republik kein vorrangiges Anliegen mehr – im Gegensatz zu Westeuropa: „In Österreich ist das Gedenken sehr viel stärker regional geprägt“, unterstreicht Suppanz. „So spiegeln sich vor allem die Verluste von Südtirol und der Untersteiermark in der öffentlichen Wahrnehmung prominent wider, während in Großbritannien, Frankreich oder Belgien aus dem Ersten Weltkrieg nationale Feiertage hervorgingen.“ Erst in den späten 1980er Jahren begann eine Neuaufarbeitung der Ereignisse, die bis heute anhält. Denkmäler haben mittlerweile aber ausgedient, meint Suppanz: „Dieser Tage übernehmen Gedenktafeln, Ausstellungen und mediale Berichte das Ruder.“ Die Frage, wie nachhaltig diese Formen der Erinnerung sind, bleibt offen. Suppanz macht sich jedoch für das Einfließen von den teils stark veränderten Perspektiven auf den Ersten Weltkrieg in den Schulunterricht stark: „Heute ist klar, dass der ‚Große Krieg‘ die erste globale Konfrontation überhaupt war: Osmanische Truppen kämpften in Galizien gegen Russland, Neuseeländer und Australier für das Britische Empire gegen das Osmanische Reich, Chinesen räumten im Dienste der Entente-Mächte die Schlachtfelder an der Westfront auf.“ Auch ist heute bewiesen, dass viele Elemente, die man dem Zweiten Weltkrieg als Spezifika zuschrieb, schon vorher da waren: Etwa die Allgegenwart von Kriegsgefangenen in der Landwirtschaft, in Fabriken, im Straßen- sowie Bergbau und ein organisiertes Lagersystem inklusive Zivilinternierten.

 

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