MathematikerInnen der Uni Graz entwickeln Inspirationsquellen für Musik und Architektur
Graz (universdität) - „Die Kunst bedient sich schon seit Jahrzehnten mathematischer Strukturen, um
neue Formen zu finden“, erklärt Univ.-Prof. Dr. Klemens Fellner vom Institut für Mathematik und Wissenschaftliches
Rechnen der Karl-Franzens-Universität Graz. Größen wie Zaha Hadid benützen algorithmische
Design Software, um ihre spektakulären Gebäude zu entwerfen. Komponisten wie Jannis Xenakis oder György
Ligeti bedienten sich der Mathematik, um ihre Klänge zu kreieren. „Manche der verwendeten Modelle sind allerdings
so unkontrollierbar komplex, dass sie die Gestaltungsfähigkeit schon wieder einschränken“, schildert
Fellner. Im Team mit seiner Kollegin Univ.-Prof. Dr. Karin Baur und Univ.-Prof. Dr. Gerhard Eckel vom Institut
für Elektronische Musik und Akustik der Kunstuni Graz analysiert er nun verschiedene Systeme mit hoher künstlerischer
Inspirationskraft, die sich gezielt regulieren lassen. „Wir orientieren uns beispielsweise an Gleichungen, die
beschreiben, wie sich Fischschwärme arrangieren“, so Fellner. „Manipuliert man das Verhalten einzelner Individuen,
ergibt sich immer noch eine große Bandbreite an verschiedenen Ausdrucksformen, sie wird aber kontrollierbarer“,
ergänzt Karin Baur. Trotz eingebauter Kontrollgrößen bleibt also die Palette an kreativen Möglichkeiten
breit.
Das innovative Projekt soll nicht nur die Kunst fördern, sondern auch der Mathematik weiterhelfen. „Wir erwarten
uns durch den Dialog mit MusikerInnen und ArchitektInnen neue Perspektiven und Erkenntnisse, die auch das Verständnis
komplexer mathematischer Strukturen erleichtern“, erhofft sich Baur einen Mehrwert.
Das Vorhaben wird als unkonventionelle Forschung von der Karl-Franzens-Universität Graz für drei Jahre
mit rund 180.000 Euro gefördert.
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