Bäuerinnen und Bauern setzen erosionshemmende Maßnahmen um
Linz (lk-ooe) - Der globale Temperaturanstieg hat enorme Auswirkungen auf das Klima. Diese klimatischen
Veränderungen zeigen sich in einer Zunahme der Wetterextreme. Die Anzahl der Stürme, Hagelunwetter und
Starkregenereignisse steigt signifikant an. Dies führt vermehrt zu Hochwasser und kleinräumigen Überschwemmungen.
Alle diese Wetterextreme treffen die Landwirtschaft zuerst und unmittelbar, indem dadurch geringere Ernten oder
gänzliche Missernten geduldet werden müssen.
„Flächendeckende Erosionen stellen dank intensivem und qualitativ hochwertigem Zwischenfruchtbau und dem hohen
Anteil an Mulchsaaten primär bei den Hackfrüchten Mais und Zuckerrübe in Oberösterreich grundsätzlich
kein Problem dar. Doch die signifikante Zunahme von Unwettern und Starkregenereignissen verursacht, dass es punktuell
zu Bodenabträgen aus landwirtschaftlichen Flächen kommt. Das höchste Risiko für Bodenabträge
haben die Kulturen Mais, Soja- und Ackerbohne, Sonnenblumen, Zuckerrüben und Erdäpfel. Die Landwirtschaftskammer
OÖ und die Boden.Wasser.Schutz.Beratung (BWSB) versuchen gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern, dieser
Problematik mit Beratung und Erosionsschutzmaßnahmen Herr zu werden und setzen viele Erosionsschutzprojekte
in diesem Bereich um“, erläutern Präsident ÖR Ing. Franz Reisecker, Landwirtschaftskammer OÖ,
Agrar-Landesrat Max Hiegelsberger und Umwelt-Landesrat Rudi Anschober.
Der Bodenabtrag ist ein natürlicher Prozess, der leider nicht völlig verhindert werden kann. Erodiert
bei einem Unwetter fünf Millimeter wertvoller Boden, dann sind das 75 Tonnen pro Hektar und das bedeutet einen
Nährstoffverlust von umgerechnet rund 800 Euro pro Hektar. Das langfristig reduzierte Ertragspotenzial auf
dem betroffenen Schlag ist dabei noch nicht kalkuliert.
Vermehrte Probleme in außerlandwirtschaftlichen Bereichen
Die Erosion führt einerseits zur Belastung von Oberflächengewässern und damit zu Problemen bei der
Qualitätszielerreichung gemäß EU-Wasserrahmenrichtlinie. Andererseits verursachen Bodenabträge
Straßenvermurungen, Verlandungen von Straßengräben und beeinträchtigen private Liegenschaften
wie Häuser und Hausgärten.
Gelangt abgeschwemmtes Erdreich in Flüsse oder Seen, so führt dies dort zu einer Phosphatbelastung, zur
Verschlammung der Gewässersohle und in weiterer Folge zum Verlust von Lebensräumen der Gewässerfauna.
Die Straßenmeistereien bzw. die Gemeinden verlieren zunehmend das Verständnis, die Kosten für die
Reinigung von Straßen zu tragen. Auch Privathaushalte verlieren die Geduld, wenn bei Unwettern Gärten
überschwemmt und verunreinigt werden. Die Bereitschaft von Geschädigten mit Anzeigen oder Klagen bei
derartigen Fällen zu reagieren, steigt jedes Jahr.
Maßnahmen gegen Erosionen – Beratungsschwerpunkt der Boden.Wasser.Schutz.Beratung
Die Boden.Wasser.Schutz.Beratung arbeitet intensiv daran, gemeinsam mit den Bäuerinnen und Bauern wirkungsvolle
Erosionsschutzmaßnahmen umzusetzen. „Vermittelt wird die Information in Seminaren, Vorträgen, aber auch
Versuchen und Feldbegehungen. Die Beratungsangebote zur Erosionsvorsorge der Landwirtschaftskammer OÖ bzw.
der Boden.Wasser.Schutz.Beratung werden besonders im Rahmen der 54 Arbeitskreise Boden.Wasser.Schutz mit ihren
2.160 Teilnehmern sehr gut angenommen“, freut sich Präsident Reisecker über das rege Interesse.
Bei größeren Schadensfällen innerhalb einer Gemeinde gibt es das Angebot der Boden.Wasser.Schutz.Beratung,
ein Erosions-schutzprojekt gemeinsam mit den betroffenen Landwirten, der Ortsbauernschaft, der Bezirksbauernkammer
und der jeweiligen Gemeinde durchzuführen. Dabei konnten schon vielfach gute Erfolge erzielt werden.
Im Jahr 2013/2014 ist die BWSB in folgenden Gemeinden bzw. Bezirken tätig:
- Bezirk Grieskirchen (Einzugsgebiet Gebersdorferbach in Bad Schallerbach und Schlüßlberg),
- Bezirk Linz Land,
- Bezirk Ried,
- und in den Gemeinden Alkoven, Buchkirchen, St. Florian, Gallneukirchen, Thalheim
bei Wels, Pfarrkirchen, Peuerbach und Walding.
Einzelne Bezirksbauernkammern (z.B. Grieskirchen, Linz) starteten aufgrund immer wieder auftretender Probleme im
Zusammenhang mit der Bodenerosionen nach Regenereignissen gemeinsam mit den Ortsbauernschaften und der Boden.Wasser.Schutz.Beratung
der Landwirtschaftskammer OÖ eine Informationskampagne. Im Rahmen dieser Kampagnen wurden Demonstrationsflächen
angelegt, auf denen vielfältige Boden- und Erosionsschutzmaßnahmen umgesetzt wurden. Dazu gehören
beispielsweise eine ausgewogene Fruchtfolge, die Bodenbedeckung über Winter, Mulch- und Direktsaaten und vieles
mehr. Vom Anbau bis zur Ernte stehen diese Flächen für Besichtigungen zur Verfügung. Damit wird
der Erfahrungsaustausch unter den Landwirten verstärkt.
„Klar ist, dass immer mehrere Faktoren wie extreme Niederschläge, Raumordnung, Hochwasserschutz, Bodenbeschaffenheit
oder auch Morphologie für Schadereignisse verantwortlich sind. Es kann jedoch auch seitens der Landwirtschaft
ein wesentlicher Beitrag geleistet werden, die Auswirkungen der Erosionen zu minimieren“, ist Agrar-Landesrat Hiegelsberger
überzeugt.
Grenzübergreifendes Projekt zur Gewässerzukunft
Durch Erosion werden mit dem Boden wertvolle Nährstoffe (vorwiegend Phosphor) abgetragen. Diese Einträge
verursachen in Oberflächengewässern Belastungen. Die EU-Wasserrahmenrichtlinie gibt vor, dass grundsätzlich
bis 2015 bei allen Gewässern der gute ökologische Zustand bzw. das gute ökologische Potenzial erreicht
werden muss. Gewässer in der Kulturlandschaft des Alpenvorlandes in Bayern und Oberösterreich sind oftmals
durch Nährstoffeinträge belastet, sodass diese Zielvorgabe nicht erreicht wird. Dies ist unter anderem
durch das Gewässer-Monitoring belegt.
„Sowohl in Bayern als auch in Österreich stellt die Reduktion des Phosphoreintrags aus der landwirtschaftlich
genutzten Fläche in Oberflächengewässer ein vordringliches Ziel dar. Aus diesem Grund wurde in Beispielregionen
entlang der Antiesen im Innviertel und am Waginger-/Tachinger See in Bayern ein EU-gefördertes Projekt durchgeführt,
um die Wasserqualität der Antiesen zu erhöhen und die Phosphoreinträge zu mindern. Als Ergebnis
dieses Projekts wurde eine Informationsbroschüre erstellt, in der für die Ackerbauern umfassende Tipps
zum Erosionsschutz zusammengefasst sind“, erläutert Umwelt-Landesrat Rudi Anschober.
Zusätzlich zu den genannten Erosionsschutzmaßnahmen führt die Boden.Wasser.Schutz.Beratung noch
diverse Praxisversuche mit erosionshemmenden Anbauverfahren durch. Die Ergebnisse dieser Versuche können im
Internet unter http://www.bwsb.at nachgelesen werden.
„All diese Maßnahmen helfen den Ackerbauern dabei, ihre Anbaumethoden zu optimieren um Erosionen so weit
wie möglich zu vermeiden. Das ist auch primäres Ziel der Landwirtschaft, um die Schäden für
die Böden und auch für die Anrainer so gering wie möglich zu halten“, so Präsident Reisecker
abschließend.
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