Creditreform Firmeninsolvenzstatistik 1. Halbjahr 2014 – Weiterer Rückgang, weniger als
3.000 Unternehmen insolvent
Wien (creditreform) - Die endgültigen Zahlen der Creditreform Firmeninsolvenzstatistik für das
1. Halbjahr 2014 zeigen einen steten Rückgang bei der Zahl der Firmeninsolvenzen um minus 4,5% auf unter 3.000
Verfahren. Die Zahl der eröffneten Verfahren ist dabei um 6,3% auf 1.669 Fälle, die mangels Vermögen
abgewiesenen Insolvenzen um 2,1% auf 1.267 gesunken.
War das 1. Halbjahr des Vorjahres geprägt von vielen bekannten Insolvenzfällen (Niemetz, Niedermeyer,
Alpine), so sind in den ersten sechs Monaten diesen Jahres die Großpleiten ausgeblieben. DiTech war mit Passiva
von rund 34 Mio. und 254 betroffenen Mitarbeitern die namhafteste und größte Insolvenz. Der Durchschnitt
ist kleiner und unbedeutender - das Gasthaus nebenan, der kleine Spediteur oder ein Subbauunternehmen. So waren
rund 10.000 Arbeitsplätze betroffen, die Insolvenzverbindlichkeiten betrugen ca. 1 Mrd. Euro.
Dazu Creditreform-Geschäftsführer Rainer Kubicki: "Die aktuellen Zahlen lassen sich mit jenen des
vergangenen Jahrs aufgrund der Alpine-Insolvenz nur bedingt vergleichen. Fakt bleibt aber, dass das Gros der Insolvenzen
auf Fehler der Geschäftsführung zurückzuführen ist. Mangelndes kaufmännisches Talent und
Risikomanagement, Verkennen des Wettbewerbs und des Marktes sowie oft leider auch das Fehlen einfacher unternehmerischer
Kenntnisse und Fähigkeiten sind ursächlich für das Scheitern."
Bundesländervergleich
Entgegen dem bundesweiten Trend sind in Vorarlberg (+20,3%) und in der Steiermark (+7,2%) die Insolvenzen stark
gestiegen. Die stärksten Rückgänge verzeichnen die Bundesländer Burgenland (-12,7%), Kärnten
(-9,4%) und Wien (-9,3%).
Die höchste relative Insolvenzbetroffenheit herrschte in Wien mit mehr als 10 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen.
Österreichweit wurden im Durchschnitt 8 Insolvenzen pro 1.000 Unternehmen gezählt.
Branchenvergleich
Die am stärksten betroffenen Branchen bleiben das Bauwesen und die Branche "Verkehr- und Nachrichtenübermittlung"
(Transportwesen) mit 22 bzw. 18 Insolvenzen je 1.000 Branchenunternehmen. Den größten Zuwachs gab es
im Beherbergungs- und Gaststättenwesen um 24%. Besonders erfreulich für den Industriestandort Österreich
ist der Insolvenz-Rückgang in der Branche "Sachgütererzeugung" um annähernd 11%.
Conclusio 1. Halbjahr 2014
Die Firmeninsolvenzentwicklung in den vergangenen zwei Jahren scheint der mancherorts vorhandenen (Dauer-)Krisenstimmung
und dem notorischen Pessimismus zu trotzen. Auf der einen Seite zeichnet sich die heimische Wirtschaft durch eine
im EU-Vergleich nach wie vor relativ niedrige Arbeitslosenquote gepaart mit einem anhaltenden Konsumverhalten aus.
Außerdem besteht Dank der starken Export- und Tourismuswirtschaft eine durchaus positive Konjunkturentwicklung.
Auf der anderen Seite zeigt die aktuelle Creditreform KMU-Umfrage vom Frühjahr 2014 unter 1.700 KMU eine pessimistische
Erwartung der Unternehmen hinsichtlich der Umsatz- und Auftragsentwicklung in den kommenden Monaten. Die heimischen
Unternehmen verlieren langsam aber stetig ihre Zuversicht. Seit gut zwei Jahren fehlen den Unternehmen einfach
positive Impulse. In vielen internationalen Rankings bzgl. der Standortqualität und Wettbewerbsfähigkeit
verliert Österreich am Boden. Gefragt sind nun einerseits die Unternehmen selbst, die Zahlen nicht aus den
Augen zu verlieren, das Risikomanagement und die Risikovorsorge auszubauen und sich dem kompetitiven Umfeld zu
stellen. Andererseits ist auch die Politik gefragt für ein Unternehmer- und Investitionsfreundliches Klima
zu sorgen, von der Steuer- bis zur Bildungspolitik.
|