Schwerpunkt Erster Weltkrieg – Höhepunkte im Kultursommer
Klagenfurt (lpd) - Aufgeworfen werden in der neuen Bruecke Fragen, wie Erinnerungsarbeit für das kollektive
Gedächtnis zum Thema Krieg zu leisten sein könnte. Ebenso stellt sich die Frage, ob die aktuelle Flut
an Auseinandersetzungen dazu die Menschen nicht überschwemmt und die Geschichtswissenschaften darin unter
gehen. Hierzu nehmen international namhafte Wissenschaftler aus den verschiedensten Disziplinen Stellung. Selbst
die Buchtipps der Doppelnummer 155/156 nehmen Bezug auf das Schwerpunktthema.
Das Zentrum für Friedensforschung und Friedenspädagogik der Alpen-Adria Universität Klagenfurt folgt
dem 100-jährigen Erbe von Bertha von Suttner, um Grenzen zu überschreiten. Jubel und Elend betrafen dabei
sowohl den „Großen Krieg“ als auch die kleinen Regionen, deren individuelle Schicksale oft im Verborgenen
blieben. Ausstellungen auf der Schallaburg oder in Kötschach-Mauthen erinnern an die Anfänge und späteren
Wirren des Ersten Weltkrieges. Ein grenzüberschreitendes Alpen-Adria-Sommerkolleg in Bovec bringt den Krieg
in die Gegenwart. Das Land Kärnten bemüht sich mittels des Volksgruppenbüros zum Gedenkjahr 1914
mit verschiedenen Veranstaltungen Perspektiven für Forschung und Gesellschaft aufzuzeigen.
Aktueller denn je sind auch die „Bruecke-Kari.Cartoons“, die den Krieg zwar über die ganze Welt verteilen,
aber nicht ohne Augenzwinkern zu ganz unterschiedlichen Auswüchsen führen. Und ob die Vergangenheit den
Blick in die Zukunft versperrt oder nützlich sein kann, zeigt das einzigartige europäische Kunstprojekt
„SHARE – Too Much History, MORE Future“, das im MMKK ab 18. September präsentiert wird. Vom Krisenherd Istanbul
berichten die stillen Proteste in den fotografischen Portraitdarstellungen aus dem Gezi Park von Hans Hochstöger
und Arnold Pöschl.
„Schreiendes Schweigen“ als Mittel der Aufarbeitung der Schrecken des Krieges tritt aus den Bildern von Zoran Music
hervor. Grausamkeiten offenbarten sich aber nicht nur in den beiden Weltkriegen, auch in der Antike wurden mit
der Ausweitung der Schauplätze und dem Einsatz neuer Kampfmittel Greueltaten verübt. Die cineastische
Rolle der Kriegsauseinandersetzungen wird im „Filmtagebuch“ aufgeworfen.
Die Bedeutung der Kunst als Mittler wird im Zusammenspiel vom Werner Berg Museum und der Koroška galerija Slovenj
Gradec sichtbar. Dazwischen liegt moderne Kunst mit ihrem Ursprung in Peking: „Rot versus Grün“. Auch der
europäische Kontinent blickt einer kreativen Zukunft entgegen, wie im EU-Programm Creative Europe 2014-2020
deutlich wird. Ein „Zwischenspiel“ der „transformale“ findet am Ossiacher See statt, wo einander Musik und Literatur
begegnen und auf „Land in Sicht 2015“ aufmerksam machen.
In der August/September-Bruecke werden aber nicht nur Grenzen überschritten und Zwischenräume gefüllt,
auch die letzten kulturellen Sommerhöhen erklimmt. Etwa mit dem Kärntner-Sparkasse-Kulturprogramm, durch
verschiedene Festivals und Ausstellungen, zu Gott und der Welt bei einer Sonderschau in St. Paul/Lavanttal und
zum Gedenken an den Krieg und Prinz Eugenius, ein gesammelter Schlachtruf, der Herrscher und Nation hochleben lässt.
Weitere kulturelle Höhepunkte findet man in der aktuellen Bruecke zuhauf: So werden gleich drei Bachmannpreisträgerinnen
präsentiert: Maja Haderlap, Olga Martynova und Sibylle Lewitscharoff – die „ausgezeichneten“ Autorinnen kommen
zu den St. Veiter Literaturtagen im Herbst. Ein literarischer Schlagabtausch wie ein Ping-Pong Spiel („Pong“ definiert
den Bachmannpreissiegertext von Büchnerpreisträgerin Lewitscharoff in der „Vor.Lese/Prvo.Branje“).
Zu empfehlen sind für die letzten Sommertage weiters die leise und laute Musikszene um die Kärntner Seen,
in Ausstellungen abgebildete Rock-und Pop-Ikonen sowie klassisch populäre Festival-Reisen durch Oberitalien
und Slowenien. Ein „finale furioso“, das durch eine Museumstour vom Museum am Bach in Ruden bis zum Landesmuseum
in Tirol, mit Abstechern zu den Galerien Šikoronja in Rosegg und Walker im Schloss Ebenau führt. Abgerundet
wird die „Kul-tour“ mit Infos über Kinofestivals in Villach, Klagenfurt, Millstatt und Gmünd – Kulturhöhepunkte
an die man sich noch lange erinnern wird und die den Weg frei machen zu einem ebenso furiosen „KulturHerbst 2014“!
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