Industriewachstum zieht im Sommer etwas an: Bank Austria EinkaufsManagerIndex steigt im Juli
auf 50,9 Punkte – Stärkste Produktionsausweitung seit dem Winter
Wien (bank austria) - Die Konjunkturlage in der österreichischen Industrie zeigt zu Beginn des zweiten
Halbjahres eine leicht erhöhte Aufwärtstendenz. „Ausgehend vom bisherigen Jahrestiefststand im Vormonat
hat der Bank Austria Einkaufsmanagerindex im Juli um 0,5 Punkte zugelegt und steht nun bei 50,9. Die nach wie vor
verhaltene Erholung in der österreichischen Industrie hält nun mittlerweile immerhin seit einem Jahr
an“, meint Bank Austria Chefvolkswirt Stefan Bruckbauer. Mit dem Anstieg im Juli hat der Indikator, der das Ergebnis
der monatlichen Umfrage zur Konjunkturlage in der österreichischen Industrie in einem Wert widerspiegelt,
den Rückgang im Vormonat wieder wettgemacht. „Die spürbare Erhöhung der Produktionsleistung sowie
die Stabilisierung der Auftragslage haben den Indikator im Juli nach oben gezogen. Dem gegenüber steht ein
moderater, aber sich verstärkender Jobabbau in den österreichischen Industriebetrieben“, fasst Bruckbauer
die Detailergebnisse zusammen.
Nach den Einbußen im Vormonat ermutigte im Juli eine leicht anziehende Exportnachfrage nach Produkten „Made
in Austria“ die heimischen Betriebe zu einer kräftigen Ausweitung der Produktionsleistung. Der Produktionsindex
erreichte mit 53,7 Punkten den höchsten Wert seit Februar. Da sich jedoch die Binnennachfrage abermals rückläufig
entwickelte, war die Auftragslage im Vergleich zum Vormonat insgesamt praktisch unverändert. „Die Auftragslage
in der heimischen Industrie ist weiterhin verhalten, wenn auch positive Nachfragesignale aus dem Ausland, unter
anderem aus Großbritannien, den USA und Asien im Juli spürbar waren“, meint Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Die Auftragseingänge waren im Juli jedoch zu gering, um die bestehenden Produktionskapazitäten
voll auszulasten, so dass die Auftragspolster stark abnahmen.
Die heimischen Industriebetriebe haben aufgrund des verhaltenen Nachfrageumfelds auch die vorhandenen Personalkapazitäten
angepasst. „Nach der Stagnation im Vormonat gingen im Juli angesichts fehlender Neu- und Folgeaufträge in
der österreichischen Industrie vermehrt Jobs verloren. Auch aufgrund von Kostensenkungsüberlegungen wurden
in insgesamt rund einem Achtel der heimischen Industriebetriebe Beschäftigte abgebaut“, so Pudschedl. Während
es vordringlich bei Konsum- und Vorleistungsherstellern zu Entlassungen kam, wurden im Investitionsgüterbereich
hingegen Neueinstellungen vorgenommen.
Angesichts der starken Produktionsausweitung im Juli haben die heimischen Betriebe die Einkaufsmenge das vierte
Mal in Folge erhöht. Dennoch gingen die Lagerbestände an Vormaterialien so stark wie noch nie im laufenden
Jahr zurück, denn ein hohes Kostenbewusstsein und die zurückhaltenden Produktionserwartungen veranlassen
die heimischen Betriebe zu einer sehr vorsichtigen Lagerhaltung. „Während die Einkaufspreise im Juli auch
aufgrund von Lieferproblemen bei einigen Rohstoffen und Vormaterialien das zweite Mal in Folge mit zunehmender
Tendenz stiegen, sorgte der scharfe Wettbewerb für einen leichten Rückgang der Verkaufspreise. Folglich
verschlechterte sich durch die aktuellen Preistrends für die heimischen Betriebe im Durchschnitt die Kostensituation“,
meint Pudschedl.
Nach dem guten Jahresbeginn hat sich die Industriekonjunktur in Österreich bis zum Beginn des Sommers stetig
verlangsamt. Mit dem Anstieg gegenüber dem Jahrestiefpunkt vom Vormonat schürt der aktuelle Bank Austria
Einkaufsmanagerindex die Hoffnung auf eine Trendwende. Für vorsichtigen Optimismus sorgt zu Beginn des dritten
Quartals auch der vorläufige Einkaufsmanagerindex für die Verarbeitende Industrie der Eurozone, der sich
gegenüber dem Vormonat geringfügig auf 51,9 Punkte erhöht hat. Maßgeblich dafür war vor
allem der Einkaufsmanagerindex für Deutschland, der auf 52,9 Punkte im Juli gestiegen ist. Zudem lassen der
anhaltend starke Einkaufsmanagerindex für die Verarbeitende Industrie in den USA (56,3 Punkte) als auch der
Anstieg in China von 50,7 auf 52 Punkte mehr Nachfrageunterstützung für die heimische Industrie aus dem
Ausland erwarten. „Die vorläufigen Einkaufsmanagerindizes für die Eurozone, die USA und China, stellen
für die österreichische Industrie in den kommenden Monaten eine solide Unterstützung in Aussicht“,
meint Bruckbauer. Die Ökonomen der Bank Austria sind optimistisch, dass mit einer leichten Belebung der Industriekonjunktur
in Österreich in der zweiten Jahreshälfte ein Industriewachstum im Gesamtjahr 2014 von bis zu 4 Prozent
erreicht werden kann. „Allerdings haben die Wachstumsrisiken angesichts der Ukrainekrise und der Verschärfung
der Sanktionen gegenüber Russland in den vergangenen Wochen deutlich zugenommen“, so Bruckbauer.
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