27. September 2014 – 22. Februar 2015
St. Pölten (kusntnet) - ZEIT KUNST NIEDERÖSTERREICH widmet der Künstlergruppe K.U.SCH. die
erste umfassende Retrospektive und beleuchtet ausgehend vom Frühwerk alle wesentlichen Aspekte ihres facettenreichen
und eigenwilligen Œuvres. Die Ausstellung „K.U.SCH. Eine Themenpalette“ ist vom 27. September 2014 bis 22. Februar
2015 in der Shedhalle des Landesmuseums Niederösterreich in St. Pölten zu sehen.
Seit 1972 bezeichnen sich die seit ihrer Heirat 1968 als Duo auftretenden Renate Krätschmer (geb. 1943) und
Jörg Schwarzenberger (1943–2013) offiziell als Künstlerkooperative K.U.SCH, der seit 2006 auch ihr Sohn
Sito angehört. Ihr vielfältiges Œuvre, das auf die unmittelbare Verknüpfung von Kunst und Leben
abzielt, umfasst Objektkunst, Malerei, Zeichnung, Film, Design, Land-Art, Performance und Theater und ist von Anfang
an von einem dezidiert gesellschafts- und konsumkritischen Bewusstsein geprägt.
Den eigentlichen Beginn der künstlerischen Zusammenarbeit von Krätschmer und Schwarzenberger markieren
Objekte und Möbel, die auf eine intensive Auseinandersetzung mit der Farbenlehre Goethes und Harald Küppers
zurückgehen und die Wirkung von Farbe, Form und Linie im Verhältnis zu Raum und Fläche thematisieren.
Parallel dazu entstanden, angeregt durch das „New American Cinema“, mehrere experimentelle Filme, die dokumentarische
und künstlerische Elemente in sich vereinigen.
1978 übersiedelte das bis dahin in Wien ansässige Paar für einige Jahre auf einen Vierkanthof in
Kirnberg bei Melk (NÖ), den so genannten Strohhof, wo die beiden im Sinne einer ganzheitlich-kreativen Selbstverwirklichung
und im Einklang mit den Zyklen der Natur lebten, Gemüse anbauten und Ziegen züchteten: „Das Leben am
Bauernhof kann […] im Nachhinein vielleicht als eine intime Form von Gesamtkunstwerk verstanden werden.“, so Jörg
Schwarzenberger. Die eigene Erfahrung des Eingebunden-Seins in die Natur einerseits und die Beschäftigung
mit den Kulturen verschiedener Naturvölker andererseits forcierte zunehmend K.U.SCH.‘s Interesse für
Rituale und Masken, was schließlich in der Idee ihres Prozessionstheaters kulminierte. Die erste Umsetzung
eines solchen gesamtkunstwerkartigen Spektakels fand unter dem Titel „Annäherung an das Fremde“ 1988 im Rahmen
des Donaufestivals in Krems statt: Ähnlich einer Fronleichnamsprozession zogen etwa 50 Mitwirkende – Maskenträger,
Musiker, Tänzer, Schauspieler und andere Akteure – nach genauen Anweisungen und mit verschiedenen, von K.U.SCH.
gestalteten Masken, Stäben und Schilden ausgestattet, würdevollen Schrittes durch die Kremser Altstadt,
wobei es bei bestimmten Stationen zur Aufführung von kurzen szenischen Performances kam. Dem Titel gemäß
ging es „um die Erregung einer kontemplativen Aufmerksamkeit, – darum, die Fremdheit der Masken als die eigene
Fremdheit sich selbst gegenüber wahrzunehmen (wahrnehmbar zu machen).“
Ein weiterer wichtiger Aspekt im Schaffen von K.U.SCH. ist die mit absurden und zugleich titelgebenden Wortkreationen
einhergehende Objektkunst, in der sie auf sarkastisch-ironische Art den Warenfetischismus unserer Zeit zum Thema
machen. Indem sie Dinge, die aus völlig unterschiedlichen Zusammenhängen stammen, miteinander kombinieren
und nach dem genitalen Prinzip als männlich oder weiblich kategorisieren, werfen sie ein assoziatives Netz
aus, in dem „alles um uns herum vermittels seiner Körperhaftigkeit, Bezüglichkeit und Ausstrahlung zu
uns spricht, auf uns wirkt […].“
Die seit längerem geplante Ausstellung, die sich anhand eines chronologisch-thematischen Parcours dem von
K.U.SCH. angestrebten Ideal eines Gesamtkunstwerks anzunähern versucht, findet bedauerlicherweise in memoriam
Jörg Schwarzenberger statt, der nach schwerer Krankheit im Dezember 2013 verstorben ist, aber an der Konzeption
noch maßgeblich mitgewirkt hat.
Zur Ausstellung erscheint im Kerber Verlag eine bilinguale Publikation mit Beiträgen von Katharina Blaas-Pratscher,
Linda Christanell, Renald Deppe, Bodo Hell, Hartwig Knack, K.U.SCH., Wolfgang Müller-Funk, Christian Reder,
Dieter Ronte, Alexandra Schantl und Peter Zawrel.
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