Anschober: Widerstand der internationalen Antiatom-Bewegung, darunter OÖ, zahlt sich aus
Linz (lk) - Der aktuelle „World Nuclear Industry Status Report“ von Energieexpert/innen rund um Mycle Schneider
erkennt Atomkraft weltweit auf dem Rückzug. Seit 2002 ist die Zahl der aktiven Atomreaktoren um 50 auf eine
Gesamtzahl von 388 gesunken, 43 weitere Reaktoren klassifizieren die Expert/innen als Langzeit-Ausfälle. Der
Anteil an der gesamten Weltstromproduktion hat sich seit 1996 von 17,6% auf 10,8% verringert. Die bestehenden Reaktoren
haben aktuell ein Durchschnittsalter von 28,5 Jahren – und müssen damit bald vom Netz. Neubauprojekte für
AKW sind in der Menge nicht in Planung, zudem sind von den 68 Neubauprojekten weltweit 9 schon über 20 Jahre
in Bau und werden laut Expert/innen wohl nie fertiggestellt. Selbst China ist zwar weltweit der größte
Atomstromerzeuger, an der Gesamtproduktion nimmt Kernkraft aber nur 2% ein, Erneuerbare Energie bereits 20%.
Die Expert/innen halten im Bericht fest: „Atomkraft lohnt sich einfach nicht mehr“ – aus wirtschaftlichen Gründen.
Pro installierter Kilowattstunde habe sich der Preis neuer Reaktoren im vergangenen Jahrzehnt verachtfacht.
Ein Beispiel dafür ist das britische AKW-Projekt Hinkley Point, bei dem die Baukosten explodieren und deshalb
eine staatliche Subvention in Milliardenhöhe angedacht ist. 35 Jahre lang soll für Hinkley ein garantierter,
indexgesicherter Stromabnahmepreis gezahlt werden, der um das dreifache, nach 35 Jahren sogar beim achtfachen des
Strombörsepreises liegt. Das würde eine Jahressubvention von über einer Milliarde Euro bedeuten.
Bis Herbst wird die EU-Kommission darüber entscheiden, ob eine derartige staatliche Subvention mit EU-Wettbewerbsrecht
vereinbar ist.
„Damit trifft die Wettbewerbskommission eine historische Weichenstellung über die Zukunft der Atomenergie
in der EU. Soll es ein Milliardengrab für die Atomlobby auf Kosten der Konsument/innen geben – nicht nur Hinkley
Point auch Temelin würden dann wohl realisiert werden – oder geht Europa endlich einen entschiedenen Weg raus
aus der Atomkraft und hinein in die Energiewende. Allein in Österreich treten zehntausende Bürger/innen
gegen Atomkraft auf, Oberösterreich führt den Widerstand der Länder an, und die Bundesregierung
muss sich endlich engagieren, um EU-weit eine Allianz der Gegner von Atomstrom zu bilden.“
Anschober abschließend: "Ich bin stolz darauf, dass die oö. Antiatom-Gruppierung und das oö.
Umweltressort gemeinsam mit den großen NGOs zu den wesentlichen Antreibern der erfolgreichen Antiatom-Bewegung
in Europa gehören. Und im heurigen Jahr haben wir schon vieles geschafft: unter anderem das Aus für das
grenznahe Projekt für ein tschechisches Atom-Endlager in Boletice nur 18 km von der Grenze zu Oberösterreich
entfernt und die Auflösung der Ausschreibung für den Weiterbau von Temelin. Die Entscheidung über
die Genehmigung oder Untersagung der Milliardensubvention für AKW-Neubauten durch die EU-Wettbewerbskommission
wird in den nächsten Monaten historische Bedeutung haben."
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