Umweltfreundliche Kälte ist im Aufwind: Für 2013 ist ein Zuwachs von mehr als 20
Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen.
Wien (gaswaerme) - Ein internationaler Vergleich zeigt, dass Österreich großen Bedarf für
den Ausbau der Fernkälteproduktion hat. "Das Potenzial für den Ausbau der Fernkälte ist in
Österreich groß", sagt Mag. Michael Mock, Geschäftsführer des Fachverbands der Gas- und
Wärmeversorgungsunternehmungen. Im internationalen Vergleich hat Österreich Aufholbedarf bei der Bereitstellung
von Fernkälte: Österreich produzierte 2013 rund 89 Gigawattstunden Fernkälte. Das ist zwar gegenüber
2012 ein Zuwachs von 20 Prozent. Ein Vergleich mit Vorbild Schweden zeigt, dass mehr möglich ist: Das Land
mit einer ähnlichen Bevölkerungszahl wie Österreich produzierte vergangenes Jahr etwa das Zehnfache
an Fernkälte. "Dort nehmen Industrie und Großkunden rund 900 Gigawattstunden Kälte pro Jahr
ab. Hierzulande ist auch viel mehr möglich", konstatiert Mock.
Fernkälte als emissionsarme Alternative
Im Gegensatz zu den stromfressenden Klimaanlagen hat die emissionsarme Fernkälte wesentliche Vorteile:
Fernkälte verbraucht im Vergleich zu herkömmlichen Klimaanlagen nur etwa ein Zehntel der fossilen Brennstoffe
und spart das Zweieinhalbfache an CO2. Als Primärenergie kommt für die Erzeugung von Fernkälte die
Abwärme von Kraftwerken ebenso zum Einsatz wie etwa Biomasse. "Insbesondere in den Ballungszentren und
besonders bei den Gebäuden im öffentlichen Sektor steigt der Kältebedarf und die Nachfrage rasant.
Hier ist Fernkälte die bessere Alternative" sagt Mock.
Neue Großprojekte
Seit einigen Jahren sind die BOKU Wien, der Wiener Stadtteil TownTown, der Radiosender Ö3, das Hotel Kempinski,
die Universität Rossau, die Österreichische Nationalbank und Gebäude der Vienna Insurance Group
sowie das AKH Wien an das Fernkältenetz angeschlossen. Die Leistung des Fernkälteanschlusses des AKH
beträgt beispielsweise 12 Megawatt, das ergibt eine jährliche Einsparung von rund 5.000 Tonnen CO2.
Zuletzt wurde der Hauptbahnhof Wien, in dem ab Herbst 115 Geschäfte und Gastronomiebetriebe auf 20.000 Quadratmetern
untergebracht sein werden, an das Fernkältenetz angeschlossen. In der ersten Ausbaustufe hat die Kältezentrale
eine Leistung von 20 Megawatt sauberer Kälte. In den nächsten Jahren sind an verschiedenen Standorten
in Wien etwa beim Krankenhaus Nord weitere Ausbaumaßnahmen geplant. 2015 soll in Wien eine installierte Fernkälteleistung
von knapp 100 Megawatt zur Verfügung stehen.
Darüber hinaus soll das in Planung befindliche Büroimmobilienprojekt, der ORBI Tower in Wien TownTown,
zukünftig mit Fernkälte versorgt werden.
Seit gut einem Jahr wird in Niederösterreich das Landesklinikum St. Pölten mit Fernkälte klimatisiert.
Der erste Bauabschnitt ist mit einer Kälteleistung von 9 Megawatt errichtet, im Endausbau wird die Kälteleistung
14 Megawatt betragen. Die CO2-Einsparungen liegen derzeit bei rund 630 Tonnen pro Jahr. Folgende niederösterreichische
Landeskrankenhäuser sollen in den nächsten Jahren mit Fernkälte temperiert werden: Baden, Mistelbach
und Mödling.
Vorteile von Fernkälte
Fernkälte spart Platz, da die Kältemaschine und die Rückkühlung ausgelagert werden und
das fertig aufbereitete Kaltwasser direkt beim Verbraucher eintrifft. Es gelangt dort mit einer Temperatur von
rund sieben Grad Celsius ein und verlässt das Gebäude mit 17 Grad. Damit werden nicht nur Stromkosten
gesenkt, sondern es kommt auch zu keiner Emission gefährlicher Fluorkohlenwasserstoffe (FKW) und die CO2-Bilanz
wird verbessert. Bei der Kühlung mit herkömmlichen Klimageräten ist der Energieaufwand deutlich
höher als bei Fernkälte.
Wie Fernkälte erzeugt wird
Was macht man im Sommer mit Fernwärme, die in den Hitzemonaten für Warmwasser- aufbereitung erzeugt
wird? Die Antwort: Fernkälte. Sogenannte "Absorptionskälte- maschinen" verwenden Abwärme,
wie sie zum Beispiel in Fernwärmezentren beim Verbrennen von Abfällen anfällt, als Antriebsenergie
für Kühlgeräte. So erzeugte Kälte benötigt, im Vergleich zur herkömmlichen Kälteerzeugung,
weniger als die Hälfte der Primärenergie.
Über den Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen Der Fachverband der Gas- und Wärmeversorgungsunternehmungen
(FGW) ist die unabhängige gesetzliche Interessenvertretung der österreichischen Gas- und Wärmewirtschaft.
Als diese nimmt der FGW bei den Themen Globalisierung, Marktliberalisierung und Versorgung eine wichtige Stellung
ein.
Darüber hinaus kommt den im FGW vertretenen Branchen in Umweltschutz- und Klimafragen besondere Bedeutung
zu. Mit der Bereitstellung der umweltfreundlichen Energieformen Erdgas, Biogas, Fernwärme und Fernkälte
sind die FGW-Mitgliedsunternehmen dazu prädestiniert, eine Schlüsselposition bei der Bewältigung
anstehender Probleme auf diesem Gebiet einzunehmen.
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