Bürgermeister Roberto Cosolini eröffnete am Wochenende 33 tägigen "Salotto.Vienna"
Triest/Wien (leopoldmuseum) - Das Experiment des "Salotto.Vienna", unter der Schirmherrschaft
des MAK mit Kurator Jürgen Weishäupl verwirklicht, stieß am ersten Wochenende auf reges Interesse.
In der aus der k.u.k. Ära stammenden Triestiner Fischhalle, direkt am zentralen Segelhafen, wurde die Schau
eröffnet und bis in den Morgen gefeiert. Der Bürgermeister von Triest, Roberto Cosolini und Ernst Woller
als Vertreter der Stadt Wien begrüßten rund 500 Gäste, darunter zahlreiche Kulturmanager, Künstler
und Kunstschaffende aus beiden Städten. Aus Wien angereist kamen Schirmherr und MAK-Chef Christoph Thun-Hohenstein,
Leopold Museum Direktor Peter Weinhäupl, Art for Art - Geschäftsführer Josef Kirchberger, die Geschäftsführerin
der Österr. Filmakademie Marlene Ropac mit Projektleiterin Barbara Lindner (Österr. Filmpreis) und Eva
Fischer, Gründerin und künstlerische Leiterin des sound:frame Festivals. Weitere Gäste aus Österreich
waren u.a. Galeristin Ursula Grinzinger und die Künstler Marko Lulic, Julius Deutschbauer und Manfred Bockelmann.
Das Programm läuft bis Mitte September und wird von rund 100 teilnehmenden Künstlern und Institutionen
bespielt.
Egon Schiele war begeisterter Triest-Reisender
Ein multimedialer vier mal vier Meter großer "Schiele Kubus" mit 30 erstklassigen Selenographien
Egon Schieles bester Zeichnungen war der vielbewunderte Repräsentant des Leopold Museum am Eröffnungsabend
und erinnert gleichzeitig mit Briefzitaten an Schieles Leidenschaft für die Stadt Triest:
Brief von Egon Schiele in Triest an Arthur Roessler in Wien, 07.09.1913: "Also bin ich wieder in dem besten
Café dieses Hotels; hier gibt es nur internationales Publikum, sehr interessant; das Ganze ist großzügig
eingerichtet. - Draußen ist das blaue Meer, graue, rosa, violette und grüne staubige Steine, eine Elektrische
mit großen wallenden Vorhängen und darinnen sitzen farbige Leute. - Gestern habe ich im Fischerboot-Hafen
einige Fischerboote gezeichnet und auch draußen gemalt; es ist eigentümlich, wie man mit dem Gemisch
auf der Palette die edelsten Farbtöne hervorbringen kann. [...] Der Dampfer Carpatia liegt hier im Hafen.
- Ich möchte gerne einige Italiener zeichnen, die kauern, - ich fürchte aber, wenn sie davon wissen,
so werden sie eine unechte Haltung nehmen. [...] Wally ist eben nach Wien gefahren und ich nach Triest. Ich sah
Unglaubliches. Wirst Du Kommen? [...] Du kannst in acht Tagen hier so viel machen, wie in einem Jahr in Wien."
Brief von Egon Schiele in Triest an Anton Peschka in Wien, Anfang Mai 1912: "[...] es ist dringend notwendig
daß Du endlich Triest sähest! Du kannst hier eine Ausstellung sofort machen, da sind ganz andere Leute
und internationales Publikum! Du und ich würden diese Ausstellung machen. - Ich sitze eben im Kafe dieses
neuen größten Hotels am Molo; es wimmelt von edlen reinen satten Farben, - kolossal! - Wenn ich ein
Geld bekommen habe so gehe ich wieder hierher und schreibe Dir bevor Du kommst noch von allem was ich gesehen habe
hier, jetzt gehe ich arbeiten.
Herzlichste Grüße. Egon, viel muß ich Dir schreiben lauter malerisches."
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