Linz (lk) - Die jüngste Exportstatistik für das Jahr 2013 hat es wieder eindrucksvoll gezeigt: Oberösterreich
ist wie kein zweites Bundesland ein Standort, dessen Wohlstand und Wirtschaftswachstum aus dem erfolgreichen Auslandsgeschäft
stammen: 31,2 Milliarden Euro betrug das Exportvolumen der heimischen Unternehmen im Vorjahr. Das bedeutet aber
auch, dass Oberösterreich mitten im europäischen und internationalen Standortwettbewerb steht und daher
in permanenter Konkurrenz zu den innovativsten Regionen rund um den Globus steht.
"Eines der wichtigsten Ziele in der strategischen Wirtschafts- und Forschungspolitik ist es daher, Oberösterreich
durch Technologieführerschaft zu einem führenden Produktionsstandort zu machen", erklärt Wirtschafts-Landesrat
Dr. Michael Strugl. Im Programm Innovatives OÖ 2020 ist das Themenfeld Logistik neben industrielle Produktionsprozesse,
Energie, Gesundheit / alternde Gesellschaft, Lebensmittel / Ernährung folglich eines von fünf Aktionsfeldern.
Denn Logistik kann nicht nur dazu dienen, bestehende Technologien und Prozesse effizienter zu machen, sie ermöglicht
auch ganz neue Geschäftsmodelle.
Logistik und Supply Chain Management sind zentraler
Faktor für wirtschaftlichen Erfolg in einem schwierigen Umfeld
Welche Chancen Logistik den Unternehmen bietet, zeigt sich besonders in der aktuell wirtschaftlich schwierigen
Lage, die von großen Schwankungen in den Auftragseingängen geprägt ist. In diesem Umfeld ist Flexibilität
Trumpf - Flexibilität, die durch Logistik gewährleistet werden kann. "Der Standort Oberösterreich
kann hier seine Vorteile durch die Logistik-Kompetenz entlang der Innovationskette Bildung-Forschung-Wirtschaft
voll ausspielen", sagt Strugl und verweist auf zahlreiche Projekte des Logistikum Steyr.
Dessen Leiter, FH-Professor Franz Staberhofer, betont: "Logistik- und Supply-Chain-Konzepte können einen
wesentlichen Beitrag zur Wettbewerbsfähigkeit von Unternehmen leisten. Darüber hinaus ist es entscheidend,
dass oberösterreichische Betriebe mit effizienten und nachhaltigen Transport- und Verkehrssystemen an die
globalisierte Wirtschaftswelt angebunden sind." Dadurch kann sich der Standort in internationale Lieferketten
einklinken. Hier spielen Fragen der Raum- und Standortplanung mit niederschwelligem Zugang zu allen Verkehrsträgern
unter Nutzung regionaler Synergieeffekte eine wichtige Rolle. Ebenso geht es um Themen wie innovative Konzepte
multi- und intermodaler Transportketten, Anwendung der Verkehrstelematik, Nutzung alternativer Treibstoffe (z.B.
Flüssiggas - LNG) und Verwendung alternativer Antriebssysteme (z.B. E-Mobilität). Damit wird gewährleistet,
dass Investitionen in die Infrastruktur (Straßen, Bahntrassen und Terminals) eine maximale Hebelwirkung für
Wirtschaft und Gesellschaft entfalten. Mit der Ausrichtung der oberösterreichischen Wirtschaftpolitik auf
effiziente und nachhaltige Verkehrssysteme gelingt es, die führende Position Oberösterreichs hinsichtlich
der Erreichung der Klimaziele weiter auszubauen.
Arbeiten in Netzwerken fördert Innovationen
Im internationalen Wettbewerb spielt nicht nur die Qualität der Innovation eine Rolle, sondern zunehmend
auch die Geschwindigkeit, mit der sie die Innovationskette von der Forschung bis zur Anwendung durchläuft.
Marktveränderungen und damit einhergehende Herausforderungen sind in unterschiedlichem Ausmaß gut bekannt
- bei internationalen Innovationsführern natürlich ausgeprägter als bei regional agierenden Unternehmen.
Hier kommt der Netzwerkfaktor ins Spiel: Eine Kompetenz des Vereins Netzwerk Logistik ist es, die Wirkung moderner
Logistik für die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen aufzuzeigen. Die Kenntnis innovativer Konzepte
und deren Übertragbarkeit für heimische Unternehmen weckt und deckt Bedarfe. Das betrifft die Logistik
in den internen Abläufen von Industrie und Handel, das Zusammenwirken mit Anbietern aus Technologie, IT, Dienstleistung
sowie Verkehrsinfrastruktur und Verkehrsträger.
Durch den systematisierten Austausch innerhalb des VNL über alle Branchen hinweg werden von den Unternehmen
Innovationsmöglichkeiten aufgezeigt. So können etwa Handelsbetriebe von Industriebetrieben lernen und
umgekehrt. Innovation-Chain-Verantwortliche des Netzwerk Logistik sorgen dafür, dass aktuelle Erkenntnisse
aus der Forschung von einer Branche in die andere übertragen werden. Aus diesem Pool an Ideen und Innovationen
können sich die Unternehmen dann bedienen. Für die Umsetzung stehen ihnen auch die oö. Forschungseinrichtungen
zur Verfügung.
Neue Märkte schaffen durch innovative Geschäftsmodelle
Auf den ersten Blick paradox, aber durch den Einsatz moderner Logistikkonzepte möglich: Unternehmen können
sich Absatzmärkte mit enormen Wachstumsraten quasi selbst erschaffen, indem sie rund um ihre Produkte neue
Geschäftsmodelle entwickeln. Das Schlagwort heißt "Optimierung" und zieht sich von der Beschaffung
bis zum Kunden. Ermöglicht werden diese innovativen Geschäftsmodelle durch die zunehmende Digitalisierung.
Immer häufiger wird nicht nur ein bestimmtes Produkt angeboten, sondern auch ein dazugehöriges Paket
an Dienstleistungen.
Folgendes Beispiel zeigt: nicht nur der Handel, auch produzierende Unternehmen aus OÖ sind vorne dabei:
Wurden früher die Produkte über ein Händlernetz an die Endkunden verkauft, wird der Kundennutzen
nunmehr durch darüber hinausgehende Leistungen erweitert: Die genaue Lieferzeit wird zunächst in Abhängigkeit
von der gewünschten Ausstattung der Produkte errechnet (die Verkäuferin / der Verkäufer kann der
Kundin / dem Kunden das Beste in Bezug auf Preis UND Lieferzeit anbieten - das Beste ist das, was den Kundenwunsch
erfüllt und dem Unternehmen ein gutes Ergebnis bringt). Das Ganze geht sehr schnell und fehlerarm, weil mit
den Methoden des Supply Chain Managements Schwerpunkte gesetzt wurden und damit das Richtige optimiert wurde. Während
der Lebenszeit des Produkts wird die Kundin / der Kunde durch die Erfassung und daran anschließende Auswertungsmöglichkeiten
der Einsatzbedingungen unterstützt. Daraus werden optimal zugeschnittene Wartungsvorschläge abgeleitet,
sowie ergänzende Produktangebote, Ersatzteilbestimmung und Dienstleistungen erstellt, also Leistung vor Bestellung.
Ein Internet für Warenströme: Warencontainer statt Datenpakete
Unendliche Chancen für die oö. Unternehmen bieten virtuelle Märkte. Vorbild ist dabei das Internet,
wie wir es heute kennen und in dem Datenpakete nach einem bestimmten, einheitlichen Standard rund um den Globus
verschickt werden. Diese Idee greift das "Physical Internet" auf, mit dem die digitalen Möglichkeiten
dazu genutzt werden, die Lieferkette effizienter zu machen. Ziel ist die Entwicklung eines offenen globalen Logistiksystems,
das auf einem standardisierten Zugang aller beteiligten Partner/innen setzt. Dabei geht es im Gegensatz zur virtuellen
Welt nicht um den Versand von Datenpaketen, sondern um standardisierte Warenpakete, bei denen der Prozess des Versendens
auch den Regeln des Internets folgt. Weltweit eindeutige Kennungen werden dabei beispielsweise zur Identifizierung
von Containern benutzt und vereinfachen den automatisierten Transport und die Lagerung. Wesentliches Merkmal des
"Physical Internet" ist eine durchgängige Optimierung sämtlicher Prozesse, d.h. von der Logistik
innerhalb des Unternehmens bis hin zum multimodalen Transport.
Aktuelle Projekte des Logistikum Steyr
Logistik-Check: 300 Fragen zur logistischen Leistungsfähigkeit
Speziell für Unternehmen mit traditionellen Strukturen, wie sie in vier von fünf Unternehmen vorherrschen,
wurde der Logistik-Check entwickelt. Er misst und vergleicht die logistischen Prozesse im Unternehmen und zeigt
Weiterentwicklungsmöglichkeiten auf. Dabei geht es aber nicht nur um langfristige, strategische Entscheidungen,
sondern auch um rasch umsetzbare "Quick wins". Im ersten Schritt schätzen die Unternehmen dabei
ihre logistischen Fähigkeiten selbst ein, ein Logistikum-Team komplettiert diese spezifische Betrachtung danach
bei einem Vorort-Besuch und gibt umfassendes qualitativ hochwertiges Feedback, welches auch Benchmarking-Daten
beinhaltet. Basis für die Einschätzung ist ein standardisierter Fragebogen mit 300 Fragen.
Erfasst werden dabei nicht nur die klassischen Logistik-Aufgaben des Transportierens, Umschlagens und Lagerns,
der Blick richtet sich auf die ganzheitliche Gestaltung und Optimierung der unternehmensinternen und -übergreifenden
Prozesse.
Quick Scan Audit Methode: Probleme in der Lieferketten (Supply Chain) aufzeigen
Die Quick Scan Audit Methode (QSAM) ist ein Instrument zur Diagnose und Identifikation aktueller Probleme und
Haupthemmnisse, aber auch Chancen und Erfolgspotentiale entlang der gesamten Lieferkette. Damit können beispielsweise
konkrete Aussagen über die aktuelle Leistungsfähigkeit eines Unternehmens - im Verbund mit seinen Kunden-
und Lieferantenbeziehungen - getroffen werden. Das Logistikum der FH OÖ unterstützt mit QSAM Unternehmen
dabei, eine ganzheitliche Betrachtung ihrer Supply Chain-Strukturen zu ermöglichen und nicht nur punktuelle
Verbesserungen durchzuführen. Um sich am Markt behaupten zu können, sind Schnelligkeit, Innovation und
schlanke Prozesse essentiell. Unternehmen, die das beherrschen sind im Durchschnitt acht Prozent ertragreicher.
Projektpartner ist dafür die Sydney Business School. Seit 1997 wurden weltweit 54 QSAMs durchgeführt
und 120 Wertströme analysiert und das Logistikum ist der europäische Partner.
Sowohl der Logistik-Check als auch die QSAM werden aus dem Wirtschaftsressort des Landes OÖ gefördert.
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