Trotz Mengenwachstums sank der Halbjahresumsatz der Branche um 0,3 Prozent auf 1,94 Milliarden
Euro
Wien (pwk) - Nach den Mengenverlusten im vergangenen Jahr ging es der Papierindustrie in Österreich
mit Aufträgen im ersten Halbjahr 2014 wieder besser. Unerfreulich ist dabei jedoch, dass sich die Durchschnittserlöse
seit Jahresbeginn schwach zeigen und der Umsatz der Branche nach zwei Quartalen sogar zurück fiel. In den
einzelnen Sortengruppen zeigten sich die grafischen Papiere* etwas stärker als zuletzt. Für
die Verpackungspapiere zeigt die Statistik nur ein leichtes Plus von 0,5 Prozent. Zu diesem geringen prozentuellen
Wachstum trug bei, dass die Produktion der mittlerweile geschlossenen Wellpappepapier-Fabrik in Frohnleiten (bis
April 2013) im Vergleichszeitraum immer noch in den Büchern steht. Bei steigender Papierproduktion wuchs auch
der Verbrauch von Zellstoff und Altpapier. Die Holzversorgungslage für die Zellstofffabriken war im ersten
Halbjahr zufriedenstellend, auch wenn sich an der grundlegenden Problematik der Holzversorgung wenig geändert
hat. Die erwartete Preissenkung von Gas ist nicht eingetreten.
Strukturwandel bei grafischen Papieren
International haben österreichische Papierindustrie-Unternehmer an Bedeutung gewonnen. Nachdem der Konzern
von Alfred Heinzel die Fabrik für Magazinpapiere in Laakirchen 2013 von der schwedischen SCA übernommen
hatte, gab es im ersten Halbjahr zwei Akquisen in Deutschland. Cord Prinzhorn schloss den Kauf einer Wellpappepapier-Fabrik
in Recklinghausen (Ruhrgebiet) ab, im Mai folgte die Einigung zwischen StoraEnso und Ahmad Porkar von Brigl&Bergmeister,
den Feinpapier-Standort Uetersen (Holstein) zu übernehmen.
Mit den Zahlen zum Halbjahr stehen die österreichischen Standorte besser da, als die europäischen Wettbewerber.
Besonders im Bereich der Presse- und Druckpapiere blieben Nachfrage und Maschinenauslastung trotz Schließung
mehrerer Standorte in anderen europäischen Ländern schwach. Der Markt für grafische Papiere ist
nun schon seit fünf Jahren rückläufig, dabei haben sich jedoch zwei Trends abgelöst: War der
dramatische Rückgang ab 2009 noch hauptsächlich durch einen „Double-dip“ der internationalen Wirtschaft
verursacht, ist mittlerweile ein Strukturwandel in der Papiernachfrage ausschlaggebend.
Die Substitution von Print- zu elektronischen Medien hat einige Papiersorten in Bedrängnis gebracht, wenn
auch zuletzt nicht mehr so stark. Dennoch ist Kommunikation auf Papier weiterhin marktbeherrschend, beim Leser
und für Werbetreibende. Laut des Wiener Marktforschungsinstitutes Focus wurden auch im abgelaufenen Jahr zwei
Drittel aller Spendings von insgesamt über vier Milliarden Euro in Österreich für Werbung mit und
auf Papier ausgegeben.
* Grafische Papiere werden hauptsächlich zum Bedrucken verwendet.
Wichtige Anwendungsgebiete sind Zeitungen, Magazine, Prospekte, Broschüren, Bücher, aber auch Kopierpapiere
und Sorten für Kalender oder Etiketten.
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