Wien (impulstanz) - Auch in der letzten Festivalwoche setzt das ImPulsTanz – Vienna International Dance Festival
starke choreografische Akzente: Es taucht mit Ismael Ivos Uraufführung Erendira tief in den Magischen Realismus
Lateinamerikas ein, bringt Stars von Jérôme Bel bis Ko Murobushi in Stellung und vergibt an einem
schillernden Galaabend den hochdotierten Prix Jardin d'Europe für junge Choreografie.
Nach dem furiosen Erfolg von NO SACRE im letzten Jahr präsentiert Ismael Ivo und die Grupo Biblioteca do Corpo
ihr neues Werk: Mit der Uraufführung von Erendira taucht der Mitbegründer des ImPulsTanz Festivals zusammen
mit den 29 Tänzer_innen tief in den Magischen Realismus des Literaturnobelpreisträgers Gabriel Garcia
Marquez ein. In atemberaubenden Bildern wird die Geschichte einer jungen Frau erzählt, die von ihrer Großmutter
in die Prostitution gezwungen wird – ein fulminantes Tanz-Theater-Stück über kollektive Schuld und die
Disziplinierung des Individuums, meisterhaft choreografiert von Ismael Ivo (13., Zusatz 14., 15. August, Volkstheater).
Zwei österreichische Highlights kündigen sich mit dem [ImPulsTanz-Classic] Talking Head von Chris Haring
/ Liquid Loft und Florentina Holzingers Performance Agon in Woche fünf an. Während Chris Haring in einer
grandios performten Social-Media-Satire aufzeigt, welchen Preis das Individuum für seine Verbreitung im Netz
bezahlt (ein letztes Mal zu sehen am 12. August, Odeon), sucht Florentina Holzinger den direkten körperlichen
Kontakt, der durchaus zu einer schmerzhaften Erfahrung geraten kann. Zwar geht es der Extremperformerin in ihrer
neuen Performance um die eigene Heilung nach einem schweren Bühnenunfall im letzten Jahr. Aber! Der Weg dorthin
führt durch den Ring. Und dort wartet niemand geringerer als die Martial-Arts Kämpferin Marija Malenica.
All you need is love! And some good training (ein letztes Mal zu sehen in einer Zusatzperformance am 12. August,
Kasino am Schwarzenbergplatz).
Weiter schreitet die Finalwoche voran und bringt mit The Lee Ellroy Show ein reales Trauma auf die Bühne:
Inspiriert vom autobiografischen Roman My Dark Places des Kriminalbuchautors James Ellroy, inszeniert der renommierte
belgische Choreograf Hans Van den Broeck (Mitbegründer von les ballets C de la B) zusammen mit Cie SOIT ein
düsteres Duett mit hoher atmosphärischer Dichte (14. und Zusatzvorstellung am 16. August, Kasino am Schwarzenbergplatz).
Aus den Tiefen der Nacht heraus schält sich der Körper des japanischen Butoh-Meisters Ko Murobushi in
der Uraufführung seines Solos Faux Pas, das zu einem fesselnden, dem Körper alles abverlangenden 'Tanz
der Finsternis' gerät (15., Zusatz 16., 17. August, Odeon).
Bevor der kolossale Butoh-Tänzer die letzte Performance des diesjährigen ImPulsTanz Festivals bestreitet,
gehört die Bühne noch einmal ganz den Newcomer_innen der [8:tension]-Reihe, so etwa der Griechin Georgia
Vardarou, die in ihrem Trio das Persönliche noch in der vollendetsten Tanzbewegung genüsslich auskostet
(15. und 16. August, Schauspielhaus).
ImPulsTanz 2014 beschließt am Sonntag mit einem Festakt!
Moderiert vom kongenialen Duo Doris Uhlich und Dirk Stermann verspricht die Prix Jardin d’Europe Award Ceremony
einen Abend der Extraklasse mit einer glamourösen Show und Party im Anschluss – bei freiem Eintritt wird neben
dem höchstdotierten Preis für junge Choreografie auch sein neues Geschwister, der Fan Award verliehen
– die Abstimmung darüber ist noch bis zum 17. August um 00:01 unter http://www.lifelongburning.eu/projects/prix_jardin_deurope/prix_jardin_deurope_2014.html
möglich. (Award Ceremony am 17. August, 19:00 Uhr, Kasino am Schwarzenbergplatz)
Die Prix Jardin d'Europe Fachjury 2014:
Anne Juren (AT/FR)
Choreografin, Performerin
Charlotte Vandevyver (BE)
über viele Jahre Artistic Coordinator des Workspace Brussels und neue Programmverantwortliche der Sparte Tanz
im renommierten STUK Leuven.
Joaquim Pujol (ES)
Künstler und Tanzkurator
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