Lust oder Last?

 

erstellt am
12. 08. 14
10.00 MEZ

Dissertant der Uni Graz untersucht die Auswirkungen von Kindern auf das persönliche Wohlbefinden der Eltern
Graz (universität) - Die Sommerferien sind für viele Eltern aufgrund der fehlenden institutionellen Betreuungsmöglichkeiten Jahr für Jahr eine besondere Herausforderung. Werden Gründe für die niedrige Geburtenrate gesucht, taucht als einer der ersten der befürchtete Karriere-Knick für Frauen auf. Sogar die Glücksforschung sieht in Kindern bisweilen eine persönliche Belastung, der sich immer weniger Menschen aussetzen wollen. Dr. Bernhard Riederer hat in seiner Dissertation am Institut für Soziologie der Karl-Franzens-Universität Graz untersucht, wie sich der Nachwuchs auf das Wohlbefinden der Mütter und Väter auswirkt: Negative Effekte ergeben sich in erster Linie bei Personen, die sehr jung Eltern werden, oder bei Alleinerziehenden. Wer bei der Familiengründung die Ausbildung abgeschlossen hat und mit beiden Beinen im Leben steht, profitiert eher von den Kindern.

„Sowohl individuelle Faktoren als auch das gesellschaftliche Umfeld beeinflussen die Zufriedenheit der Eltern“, fasst Riederer zusammen. Der Soziologe untersucht in seiner Arbeit erstmals systematisch, wie Wohlfahrtsstaat und kultureller Hintergrund im europäischen Vergleich auf das Familienglück wirken. Positiver sind Effekte von Kindern vor allem in Ländern, in denen externe Betreuungseinrichtungen genutzt werden. Soziale Transferleistungen alleine erhöhen jedoch nur die Zufriedenheit von Personen, die in wirtschaftlich angespannten Verhältnissen leben.

„Neben politischen Maßnahmen ist die Wertehaltung des gesellschaftlichen Umfelds relevant“, hat der Dissertant herausgefunden. Je stärker familiäre Verpflichtungen betont und Kinder als Notwendigkeit für ein erfülltes Leben angesehen werden, desto eher ist das Wohlbefinden der Mütter und Väter beeinträchtigt. Falsche Erwartungen in den Nachwuchs als Quelle des automatischen Glücks können Enttäuschungen hervorrufen. Besonders negativ wirkt sich die Elternschaft auf alleinlebende Frauen aus, wenn in der Nation die Meinung vorherrscht, dass für das glückliche Aufwachsen eines Kindes auch die Anwesenheit des Vaters nötig ist.

Für in einer Beziehung lebende Mütter ist die Vereinbarkeit von Beruf und Familie meist ähnlich schwierig, was sich auch auf den Partner auswirken kann. „Wenn sich beispielsweise die Frau durch die Belastung von Kinderbetreuung, Haus- und Berufsarbeit gestresst fühlt, bekommt das der Vater indirekt ebenfalls negativ zu spüren“, erklärt Riederer. Gegenseitige Unterstützung und Wertschätzung der für die Familie geleisteten Arbeit steigern jedoch das Wohlbefinden.

„Eltern können sehr wohl von Kindern profitieren“, fasst der Wissenschafter zusammen. „Gerade Kinder bedienen das zutiefst menschliche Bedürfnis nach Zugehörigkeit und Liebe.“ Mutter oder Vater bleibt man ein Leben lang. Das Ziel der Familiengründung erreicht zu haben, sorgt für Zufriedenheit im Alter. Außerdem kann man dann im Regelfall auf die Unterstützung durch die erwachsenen Kinder zählen.

 

 

 

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