Bank Austria Konjunkturindikator sinkt im Juli auf 0,5 Punkte: Niedrigster Wert seit einem
Jahr – Russlandkrise kostet Österreichs Wirtschaft ½ Prozentpunkt an Wachstum
Wien (bank austria) - Nach der verhaltenen Wirtschaftsentwicklung im ersten Halbjahr 2014 fehlen auch zu
Beginn des dritten Quartals sichtbare Anzeichen einer Auffrischung der Konjunktur in Österreich. „Die Stimmung
unter Österreichs Konsumenten war im Juli noch reservierter als im Vormonat und die heimische Industrie ist
hinsichtlich der weiteren Geschäftsentwicklung sogar im Verlauf des Jahres skeptischer geworden“, so Bank
Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer. Die aktuellen Vertrauensindikatoren haben den monatlich ermittelten
Bank Austria Konjunkturindikator im Juli nach unten gezogen. „Mit einem leichten Rückgang gegenüber dem
Vormonat um 0,3 ist der Bank Austria Konjunkturindikator im Juli auf nur noch 0,5 Punkte gesunken. Damit liegt
unser Indikator auf dem tiefsten Wert seit fast einem Jahr und signalisiert damit auch für das dritte Quartal
kaum neue Impulse“, meint Bruckbauer.
Statt der bisher erwarteten Aufhellung der Konjunktur hat sich das Wirtschaftsklima zu Beginn der zweiten Jahreshälfte
2014 somit sogar eingetrübt. Der Konjunkturerholung in Österreich haben in den vergangenen Monaten immer
mehr bremsende Faktoren entgegengewirkt. Die Nahost-Krise und der Ukraine-Konflikt mit den folgenden EU-Sanktionen
gegen Russland und Gegensanktionen belasten. „Die Belastungen durch die jüngsten geopolitischen Entwicklungen
kommen für die österreichische Wirtschaft zur Unzeit“, meint Bruckbauer, „denn die Erholung in Europa
kommt unabhängig davon nur langsam voran. Es fehlt damit weiter an Unterstützung für die heimische
Wirtschaft.“
„Die europäische Wirtschaft hat im zweiten Quartal enttäuscht. Zwar hat sich die Erholung fortgesetzt
und einige Länder an der Peripherie positiv aufgezeigt, doch vor allem die wichtigsten Handelspartner der
österreichischen Wirtschaft aus der EU blieben hinter den Erwartungen zurück“ meint Bank Austria Ökonom
Walter Pudschedl. Die deutsche Wirtschaft vermochte nicht so starke Impulse zu geben, wie erwartet, und vor allem
ist die Erholung in Italien, dem zweitwichtigsten Exportpartner Österreichs sogar zum Stillstand gekommen.
Angesichts der veränderten Rahmenbedingungen und der schlagend gewordenen Konjunkturrisiken ist in den kommenden
Monaten nicht mit einer gravierenden Aufhellung der Konjunktur in Europa zu rechnen. Zwar wird nach Ansicht der
Ökonomen der Bank Austria die Festigung der Erholung schrittweise vorankommen. Die Vorgaben aus Europa lassen
für die kommenden Monate jedoch keine spürbare Verstärkung der Nachfrage nach österreichischen
Exportgütern erwarten, wenn auch die US-Wirtschaft sowie die asiatischen Wachstumsmärkte weiter für
Unterstützung sorgen werden.
Die erwartete exportgetriebene Konjunkturbeschleunigung in der zweiten Jahreshälfte ist im aktuell bestehenden
Umfeld jedenfalls weniger wahrscheinlich geworden. Damit wird sich auch die Investitionstätigkeit in den kommenden
Monaten trotz des niedrigen Zinsumfelds in Österreich nicht entscheidend beleben. Darüber hinaus haben
sich die Voraussetzungen für eine schwungvollere Entwicklung des privaten Konsums nicht verbessert. Zum einen
ist die Inflation in Österreich mit knapp an der 2-Prozent-Marke angesichts der bescheidenen Konjunkturlage
beachtlich hoch und beschneidet reale Einkommenszuwächse. Zum anderen prolongiert sich angesichts der fehlenden
Konjunkturimpulse die schwierige Lage am Arbeitsmarkt. „Die Beschäftigungsdynamik lässt tendenziell nach,
eine Trendumkehr der steigenden Arbeitslosigkeit ist vorerst nicht in Sicht und wir erwarten einen Anstieg der
Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2014 auf 8,6 Prozent“ meint Pudschedl. Für die österreichische
Wirtschaft ist daher in der zweiten Jahreshälfte keine maßgeblich Belebung der Konjunktur in Sicht.
Es wird nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria bei dem verhaltenen Wachstumspfad knapp über
der Nulllinie bleiben. Für 2014 sind daher die bisherigen Wachstumseinschätzungen maßgeblich überzogen
gewesen. „Angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen ist im Gesamtjahr 2014 nur noch ein Wirtschaftswachstum
von knapp unter 1 Prozent zu erwarten“ fasst Bruckbauer die Aussichten für das Wirtschaftswachstum 2014 zusammen.
Auch das Jahr 2015 wird damit von einem etwas tieferen Niveau aus starten und bleibt damit aus heutiger Sicht mit
einem BIP-Anstieg um 1,5 Prozent hinter den bisherigen Erwartungen zurück. „Unter der Annahme, dass es zu
keiner weiteren Eskalation in der Russland-Ukraine-Krise kommt, wird diese Österreichs Wirtschaft in Summe
rund ½ Prozentpunkt Wachstum gekostet haben bzw. kosten“, meint Stefan Bruckbauer. Dabei sind es weniger
die direkten Effekte durch den Handel mit Russland, die belasten, sondern die gestiegene Verunsicherung. Grundsätzlich
bleibt nach Meinung der Ökonomen der Bank Austria der Erholungstrend der Wirtschaft im Euroraum und in Österreich
erhalten, die Unsicherheiten steigen und könnten daher zusätzliche wirtschaftspolitische Maßnahmen
notwendig machen.
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