Wien (rk) - Dunkelheit - Stille. Da ein weitentferntes Quietschen -hier ein dumpfes Grollen. Die kalte Luft
steht. wien.at ist für die Serie StadtUNbekannt 6-7 Stockwerke also rund 20 Meter Untertage. "Willkommen
auf Gleis 0, dem ältesten Verbindungstunnel der Wiener U-Bahn!" durchdringt die Stimme Karl Bergners,
Chef der Wiener U-Bahnen, den engen Raum.
Im Lichtkegel des Gefährtes zeigt sich die unwirkliche Stimmung. Schemenhaft sind Schattenwürfe in etwas
Entfernung zu erkennen. "Die Lichter da vorne, das ist die Station Stephansplatz", wird weiter erzählt
und langsam, aber doch findet man sich in der Dunkelheit zu Recht. Auf der einen Seite befindet sich die U1 Station
unter dem Dom im Zentrum der Wiener City und auf der anderen liegt die U4 Station Roßauer Lände.
"Zug fährt ein" ertönt es dumpf und durch das Quietschen von U-Bahnbremsen, bei einer nahegelegenen
Station, ist die Gruselstimmung endgültig vorbei. Heute begleitet Sie wien.at in Wiens 'zweites' U-Bahnnetz.
Es handelt sich nicht um weitere Linien, sondern um eine Vielzahl von Verbindungstunnel zwischen den Gleisen, die
die Wienerinnen und Wiener täglich in die Arbeit oder zur Schule, zu Freunden oder zur Familie befördern.
Das Wiener U-Bahnnetz umfasst 79 km. Davon sind 6 km nicht Teil des öffentlichen Verkehrsnetzes. Der Hauptnutzen
dieser, von der Öffentlichkeit nicht wahrgenommenen, Verbindungstunnel kommt der Logistik des gesamten Betriebs
zu Gute. "Diese Gleise benötigen die Wiener Linien für Arbeiten und Tätigkeiten, die sich Hinter
den Kulissen abspielen." erklärt der Begleiter.
Auch wenn es einmal mitten im Dunkeln kein Weiterkommen gibt, weiß Bergner über den eckigen Betonschlauch,
der als Sackgasse gebaut ist, Bescheid: "Dies ist das Gleis 12. Es ist beim Bau der U2 errichtet worden als
Verbindung zu einer möglichen U5 nach Hernals. Das Gleis dient jetzt als Wendegleis." Diese Anlage ermöglicht
ein Umkehren des Zuges um 180 Grad.
Dies wird unter anderem benötigt, damit Lastentransporte mit Material, Werkzeug, Baustoffen und Arbeitern
bei Bedarf schnell eingesetzt werden können. Als wichtigster Ausgangspunkt gilt hier der Betriebsbahnhof Wasserleitungswiese
in Heiligenstadt.
Darüber hinaus ist es aber auch wichtig, dass Personengarnituren auf kurzem Weg zu den - in verschiedenen
Bereichen gelegenen -Werkstätten gelangen können und der restliche Betrieb davon nicht gestört wird.
Aufgrund der zusätzlichen Verbindungstunnel gelangen die Transportzüge nicht nur in das Netz der U4 über
die Station Heiligenstadt sondern auch zur U1, U2 und sogar zur U3. Arbeiter, Maschinen und Material für die
regelmäßigen und akut durchzuführenden Wartungsarbeiten können somit auf kurzem Weg zum Einsatzbereich
gebracht werden.
Außerdem müssen die Züge der U2 bei Betriebsschluss noch eine weitere Strecke fahren um in die
Remise zu gelangen. Von der U2-Stammstrecke geht es über den jüngsten Verbindungstunnel unter dem Donaukanal,
der Südosttangente und dem Prater bis zur Remise Erdberg. Hier werden Reinigungsarbeiten und Wartung durchgeführt,
damit die Züge am nächsten Tag wieder einsatzbereit sind und die Wienerinnen und Wiener in sauberen Waggons
und ungestört in der Arbeit, der Schule, Freunden oder der Familie ankommen.
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