Stöckl: Neue Strukturen schaffen, um Versorgung durch Hausärzte sicherzustellen /
SGKK startet Pilotprojekte
Salzburg (lk) - "Unser Gesundheitssystem ist schon seit längerer Zeit massiv dem Problem ausgesetzt,
dass es vor allem in ländlichen Gebieten zunehmend schwieriger wird, frei werdende Hausarztstellen zu besetzen.
Wenn in Salzburg in den nächsten fünf bis zehn Jahren mehr als 70 niedergelassene Ärztinnen und
Ärzte in die Pension gehen, wird uns das ohne entsprechende Gegenmaßnahmen vor fast unlösbare Probleme
stellen. Um auch künftig eine flächendeckende Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten gewährleisten
zu können, ist es höchste Zeit, neue Strukturen zu schaffen." Das betonte Gesundheits- und Spitalsreferent
Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Dr. Christian Stöckl am 28.08. nach einem Arbeitsgespräch zur Situation
der Allgemeinmedizin.
"Neue Versorgungsangebote sind nötig", bestätigt auch SGKK-Obmann Andreas Huss. "Die Patienten
brauchen Einrichtungen, die längere Öffnungszeiten und verschiedene miteinander vernetzte Angebote unter
einem Dach anbieten. Wir planen in Salzburg Pilotprojekte bereits im Jahr 2015 – und zwar gemeinsam mit unseren
Ärzten und der Ärztekammer", kündigte Huss an.
Die Ursachen für den drohenden Hausärztemangel liegen für Gesundheitsreferent Stöckl unter
anderem in der demografischen Entwicklung. "Durch die gestiegene Lebenserwartung gibt es einen wesentlich
höheren Bedarf in der ärztlichen und pflegerischen Versorgung", so Stöckl. Andererseits habe
sich auch das Berufsbild für die jungen angehenden Medizinerinnen und Mediziner gewandelt. "Der Beruf
Hausarzt ist für viele Nachwuchs-Mediziner offenbar nicht attraktiv genug. Lange Arbeitszeiten und ständige
Erreichbarkeit beeinträchtigen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf massiv. Dazu kommt das wirtschaftliche
Risiko durch hohe Investitionen in die Praxen", so Stöckl.
"Politik, Krankenkassen und die Interessensverbände haben das Problem erkannt und viele Ideen und Projekte
ausgearbeitet, um eine Trendumkehr einzuleiten und junge Medizinerinnen und Mediziner ganz gezielt auf den Beruf
des Hausarztes vorzubereiten. Jetzt geht es darum, diese Projekte gemeinsam umzusetzen", so Stöckl, der
dabei unter anderem auf Gruppenpraxen setzt. "In Gruppenpraxen profitieren die Ärzte von flexibleren
Arbeitsbedingungen und geregelteren Arbeitszeiten. Zudem besteht dort die Möglichkeit zu Kooperation und Teamarbeit
– das ist genau das, was sich angehende Mediziner immer wieder für ihre Zukunft wünschen", betonte
Stöckl.
Kooperation im Interesse der Patientinnen und Patienten
Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung wurde österreichweit ein Konzept zur Primärversorgung unter
Einbeziehung der Ärzteschaft und mit Zustimmung der Ärztekammer beschlossen. In einem medizinischen Zentrum
sollen Ärzte und andere Gesundheitsberufe unter einem Dach arbeiten – und kooperieren. Ärzte können
durch Pflegeberufe und Therapeuten entlastet werden und so mehr Zeit für ihre Patienten aufbringen. Längere
Öffnungszeiten und damit bessere Erreichbarkeit für Patienten sind durch die Zusammenarbeit möglich.
Ärzte werden durch dieses Konzept entlastet und unterstützt. Die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen
– z.B. mit Physiotherapie, Psychotherapie, Ernährungsberatung – wird gefördert. Die Patienten haben außerhalb
der Spitalsambulanzen medizinische Anlaufstellen, die längere Öffnungszeiten anbieten können. Die
neuen Angebote sollen den Hausarzt nicht ersetzen, sondern entlasten. Modelle für Salzburg werden von der
SGKK in enger Abstimmung mit dem Land Salzburg sowie mit den Ärzten und der Ärztekammer erarbeitet. "Wir
sind zuversichtlich, dass wir bereits 2015 in die Umsetzung gehen können", erklärte Obmann Huss.
"Um unser Gesundheitssystem auch in der Zukunft aufrechterhalten zu können, muss es ökonomischer
werden. Zukünftige Strukturen müssen so organisiert werden, dass es zu keiner Kostenexplosion im Gesundheitswesen
kommt. Allein schon aus diesem Gesichtspunkt heraus ist es wichtig, auf die Hausmedizin zu setzen. Denn diese ist
kostengünstig, effizient und patientennah", so Stöckl abschließend.
|