Projekte gegen Hausärztemangel rasch umsetzen

 

erstellt am
29. 08. 14
10.00 MEZ

Stöckl: Neue Strukturen schaffen, um Versorgung durch Hausärzte sicherzustellen / SGKK startet Pilotprojekte
Salzburg (lk) - "Unser Gesundheitssystem ist schon seit längerer Zeit massiv dem Problem ausgesetzt, dass es vor allem in ländlichen Gebieten zunehmend schwieriger wird, frei werdende Hausarztstellen zu besetzen. Wenn in Salzburg in den nächsten fünf bis zehn Jahren mehr als 70 niedergelassene Ärztinnen und Ärzte in die Pension gehen, wird uns das ohne entsprechende Gegenmaßnahmen vor fast unlösbare Probleme stellen. Um auch künftig eine flächendeckende Versorgung mit Hausärztinnen und Hausärzten gewährleisten zu können, ist es höchste Zeit, neue Strukturen zu schaffen." Das betonte Gesundheits- und Spitalsreferent Landeshauptmann-Stellvertreter Mag. Dr. Christian Stöckl am 28.08. nach einem Arbeitsgespräch zur Situation der Allgemeinmedizin.

"Neue Versorgungsangebote sind nötig", bestätigt auch SGKK-Obmann Andreas Huss. "Die Patienten brauchen Einrichtungen, die längere Öffnungszeiten und verschiedene miteinander vernetzte Angebote unter einem Dach anbieten. Wir planen in Salzburg Pilotprojekte bereits im Jahr 2015 – und zwar gemeinsam mit unseren Ärzten und der Ärztekammer", kündigte Huss an.

Die Ursachen für den drohenden Hausärztemangel liegen für Gesundheitsreferent Stöckl unter anderem in der demografischen Entwicklung. "Durch die gestiegene Lebenserwartung gibt es einen wesentlich höheren Bedarf in der ärztlichen und pflegerischen Versorgung", so Stöckl. Andererseits habe sich auch das Berufsbild für die jungen angehenden Medizinerinnen und Mediziner gewandelt. "Der Beruf Hausarzt ist für viele Nachwuchs-Mediziner offenbar nicht attraktiv genug. Lange Arbeitszeiten und ständige Erreichbarkeit beeinträchtigen die Vereinbarkeit von Familie und Beruf massiv. Dazu kommt das wirtschaftliche Risiko durch hohe Investitionen in die Praxen", so Stöckl.

"Politik, Krankenkassen und die Interessensverbände haben das Problem erkannt und viele Ideen und Projekte ausgearbeitet, um eine Trendumkehr einzuleiten und junge Medizinerinnen und Mediziner ganz gezielt auf den Beruf des Hausarztes vorzubereiten. Jetzt geht es darum, diese Projekte gemeinsam umzusetzen", so Stöckl, der dabei unter anderem auf Gruppenpraxen setzt. "In Gruppenpraxen profitieren die Ärzte von flexibleren Arbeitsbedingungen und geregelteren Arbeitszeiten. Zudem besteht dort die Möglichkeit zu Kooperation und Teamarbeit – das ist genau das, was sich angehende Mediziner immer wieder für ihre Zukunft wünschen", betonte Stöckl.

Kooperation im Interesse der Patientinnen und Patienten
Zur Verbesserung der medizinischen Versorgung wurde österreichweit ein Konzept zur Primärversorgung unter Einbeziehung der Ärzteschaft und mit Zustimmung der Ärztekammer beschlossen. In einem medizinischen Zentrum sollen Ärzte und andere Gesundheitsberufe unter einem Dach arbeiten – und kooperieren. Ärzte können durch Pflegeberufe und Therapeuten entlastet werden und so mehr Zeit für ihre Patienten aufbringen. Längere Öffnungszeiten und damit bessere Erreichbarkeit für Patienten sind durch die Zusammenarbeit möglich. Ärzte werden durch dieses Konzept entlastet und unterstützt. Die Zusammenarbeit zwischen den Gesundheitsberufen – z.B. mit Physiotherapie, Psychotherapie, Ernährungsberatung – wird gefördert. Die Patienten haben außerhalb der Spitalsambulanzen medizinische Anlaufstellen, die längere Öffnungszeiten anbieten können. Die neuen Angebote sollen den Hausarzt nicht ersetzen, sondern entlasten. Modelle für Salzburg werden von der SGKK in enger Abstimmung mit dem Land Salzburg sowie mit den Ärzten und der Ärztekammer erarbeitet. "Wir sind zuversichtlich, dass wir bereits 2015 in die Umsetzung gehen können", erklärte Obmann Huss.

"Um unser Gesundheitssystem auch in der Zukunft aufrechterhalten zu können, muss es ökonomischer werden. Zukünftige Strukturen müssen so organisiert werden, dass es zu keiner Kostenexplosion im Gesundheitswesen kommt. Allein schon aus diesem Gesichtspunkt heraus ist es wichtig, auf die Hausmedizin zu setzen. Denn diese ist kostengünstig, effizient und patientennah", so Stöckl abschließend.

 

 

 

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