10. VCÖ-Mobilitätspreis Wien geht an Verein "Wohnprojekt Wien"
Wien (vcö) - In keinem Bundesland und in keiner Landeshauptstadt ist das Mobilitätsverhalten so
vielfältig wie in Wien, macht der VCÖ aufmerksam. Neun von zehn Wienerinnen und Wiener nutzen Öffis,
75 Prozent gehen tägliche Alltagswege zu Fuß und mehr als die Hälfte fährt zumindest gelegentlich
Rad. Die Abhängigkeit vom Auto ist am geringsten, 41 Prozent der Wiener Haushalte sind autofrei. Auch bei
Wohn- und Bürogebäuden ist der Wandel hin zur vielfältigen Mobilität stärker zu berücksichtigen.
Ein Wohnprojekt, das ein vielfältiges Mobilitätsangebot bietet, wurde heute von VCÖ, Öffi-Stadträtin
Renate Brauner und ÖBB-Infrastruktur AG mit dem VCÖ-Mobilitätspreis Wien prämiert.
Der Gewinner des VCÖ-Mobilitätspreis Wien, der Verein "Wohnprojekt Wien", bietet in seinem
Wohnprojekt den 39 Familien (67 Erwachsene und 25 Kinder) ein vielfältiges Mobilitätsangebot. Vorhandene
private Autos werden mittels Carsharing geteilt, dabei wird mit der Plattform Carsharing 24/7 kooperiert. Es gibt
nur sechs Pkw-Stellplätze und diese sind für den Carpool reserviert. Der Fahrradraum hat 100 Stellplätze
und eine kleine Fahrradwerkstatt. Der Mobilitätspool umfasst auch ein Lastenfahrrad. Im Herbst 2014 wird der
Mobilitätspool auch für die Haushalte des benachbarten Wohnhauses geöffnet. Das Wohnprojekt befindet
sich am ehemaligen Nordbahnhofgelände mit sehr gutem Öffi-Angebot in unmittelbarer Nähe.
80 Prozent unserer Alltagswege beginnen oder enden zu Hause. Welches Mobilitätsangebot im Wohnumfeld vorhanden
ist, hat großen Einfluss auf das Mobilitätsverhalten. "Wohnanlagen und Bürogebäude, die
heute geplant und gebaut werden, werden auch in 20 oder 30 Jahren genutzt. Umso wichtiger ist es, auch im Wohnbau
das sich ändernde Mobilitätsverhalten zu berücksichtigen. So braucht es ein vielfältiges Mobilitätsangebot,
etwa durch eine gute Öffi-Anbindung, Carsharing und Leihradsysteme. Das "Wohnprojekt Wien" ist diesbezüglich
vorbildlich", gratuliert VCÖ-Sprecher Christian Gratzer dem "Wohnprojekt Wien" zum VCÖ-Mobilitätspreis
Wien. Den Preis nahm Petra Haas, die Mobilitätskoordinatorin des Wohnprojekts entgegen.
In Zukunft wird die Vielfalt der Mobilität weiter zunehmen. Multimodalität ist einer der zukünftigen
Mobilitätstrends. "Die Einteilung der Menschen in die Gruppe der "Autofahrer", "Fußgänger",
"Radfahrer" oder "Öffi-Nutzer" ist überholt. Die überwiegende Mehrheit nutzt
mehrere Verkehrsmittel häufig und kombiniert auch immer öfter auf einzelnen Strecken verschiedene Verkehrsmittel",
so VCÖ-Sprecher Gratzer.
Dem pflichtet auch Öffi-Stadträtin Renate Brauner bei: "Ich halte nichts davon, künstliche
Kategorien zu schaffen, niemand ist ausschließlich AutofahrerIn oder FußgängerIn. Umso wichtiger
ist, dass wir die intelligente Verknüpfung von Verkehrswegen fördern. Mit dem Ausbau der Öffis schaffen
wir das Rückgrat des Verkehrsnetzes -sozusagen die Garantie für Mobilität in Wien und fördern
somit, dass alle WienerInnen zu günstigen Preisen mobil sein können."
Bereits im Jahr 2011 haben laut Statistik Austria neun von zehn Wienerinnen und Wienern über 15 Jahre die
Öffis genutzt. Seit dem Jahr 2011 ist der Anteil des Öffentlichen Verkehrs in Wien von 37 auf 39 Prozent
gestiegen, bei den Öffi-Jahreskarten gab es in diesem Zeitraum eine Zunahme von 365.000 auf rund 600.000.
Mitverantwortlich dafür ist auch der konsequente Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel, der auch künftig
fortgesetzt wird. "Mit der Verlängerung der U2, dem Bau der Linie U5, der Verbesserung des Straßenbahn-
und Busnetzes machen wir den WienerInnen ein unschlagbares Angebot, dass sie das Auto stehen lassen und auf die
umweltfreundlichen und preiswerten Öffis umsteigen", erklärt Öffi-Stadträtin Renate Brauner
den Erfolg von U-Bahn, Bim und Bus in Wien.
Auch Franz Seiser, Vorstandsdirektor der ÖBB-Infrastruktur AG, unterstreicht den Komfort- und Umweltaspekt
bei den Investitionen der ÖBB: "Allein in Wien investieren wir 819 Mio. Euro bis 2019 im Auftrag des
Bundes umweltfreundlich in Bahnausbau und Bahnhofsmodernisierungen, und damit in Schnelligkeit, Pünktlichkeit
und Komfort für unsere Fahrgäste."
In Wien werden auch viele Erledigungen zu Fuß gemacht, 27 Prozent aller Alltagswege werden gegangen. Drei
von vier in Wien gehen täglich eine Strecke von mehr als 250 Metern zu Fuß. Im Bundesländer-Vergleich
sind die Wienerinnen und Wiener nicht nur die fleißigsten Öffi-Fahrer, sondern auch die fleißigsten
Fußgänger, so der VCÖ. Zudem treten zunehmend mehr Wienerinnen und Wiener in die Pedale.
In den kommenden Jahren wird die Zahl der älteren Menschen, aber auch der unter 20-Jährigen stark zunehmen.
Der VCÖ betont, dass damit die Barrierefreiheit der Mobilität noch wichtiger wird. Die Verkehrsplanung
für die Zukunft muss senioren- und kindgerecht sein. Die ältere und die jüngere Generation verbindet,
dass sie autofreie Mobilitätsangebote besonders stark nutzen.
In Zukunft sind die Verkehrsmittel optimal miteinander zu vernetzen. Bahnhöfe und größere Öffi-Haltestellen
werden zunehmend zu intermodalen Schnittstellen, die gut zu Fuß erreichbar sind, Standorten für City-Bikes
und Carsharing sowie ausreichend wettergeschützte Fahrradabstellanlagen haben. Erleichtert wird die Benützung
verschiedener Verkehrsmittel auch durch eine Mobilitätskarte, die neben dem Öffentlichen Verkehr auch
weitere Angebote, wie City-Bikes, Carsharing oder Parkgaragen inkludieren kann.
|