Alpbach 2014: Patentamtspräsident Rödler zu den Technologie- und Wirtschaftsgesprächen
Alpbach/Wien (patentamt) - Intellectual Property (IP) - System am Scheideweg? -unter diesem Thema hat am
27.08. eine profunde Expertenrunde bei den Wirtschaftsgesprächen am Forum Alpbach unter der Leitung von Dr.
Friedrich Rödler, dem Präsidenten des Österreichischen Patentamtes (ÖPA), in lebhafter und
teils kontroverser Diskussion Argumente zu einer höchst aktuellen Frage ausgetauscht. Professorin Roya Ghafele
von der Universität Edinburgh, die mit ihrem Oxfirst-Institut vor zwei Jahren eine Analyse der IP-Situation
in Österreich vorlegte, betonte, dass ihr beim Thema IP die wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit Österreichs
am Herzen liegt. Während Österreich erst am Beginn der Entwicklung stehe, haben vergleichbare Länder
bereits ihre nationale IP-Strategie. Finanzdirektor Richard Grasl vom ORF lieferte sich mit Professor Dennis Hilgers
von der Universität Linz, einem ausgewiesenen Experten des Open Innovation-Ansatzes einen lebhaften Schlagabtausch
zu Urheberrechts- und Verwertungsfragen im Hinblick auf eine öffentlich-rechtliche Rundfunkanstalt im Zeitalter
des Internets. Till Jaeger, renommierter Patent- und Urheberrechtsanwalt aus Berlin, wies auf die zunehmende Vielschichtigkeit
und Ausdifferenzierung nicht nur der heutigen, sondern auch der zukünftigen IP-Entwicklung hin und plädierte
für die Etablierung maßgeschneiderter Rechtsrahmen für unterschiedliche Branchen und Wirtschaftszweige.
Patentamts-Präsident Rödler, der den Arbeitskreis im Geiste der ursprünglichen Alpbach-Idee als
freie Diskussion organisierte, was vom zahlreichen und hochkarätigen Publikum mit konzentriertem Interesse
und engagierten Diskussionsbeiträgen honoriert wurde, wies einmal mehr auf die Brisanz und die Dringlichkeit
des Zukunftsthemas hin. Nur ein Drittel aller jährlich 260.000 Patentanmeldungen am Europäischen Patentamt
stamme aus Europa, zwei Drittel dieses IP-Volumens werde hingegen aus Asien und den USA importiert, mit zunehmend
steigendem Anteil Chinas. Europa als Ganzes habe dringend eine Reihe von Aufgaben zu lösen, Österreich
jedoch in ganz besonderem Maße. Immerhin wurde bei den Technologiegesprächen in Alpbach von Bundesminister
Mitterlehner und Bundesministerin Bures der lang ersehnte Startschuss zu einer nationalen IP-Strategie bekanntgegeben.
Auch die Errichtung einer lokalen Kammer als Anlaufstelle für österreichische Unternehmen bei EU-Patent-Streitfällen
wurde von Seiten des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie in Alpbach angekündigt,
womit eine langjährige Forderung von Patentamts-Präsident Rödler, der Wirtschafts- sowie der Patentanwaltskammer
aufgegriffen wurde.
Es werde, so waren sich alle Diskutanten einig, neue rechtliche Rahmenbedingungen auf supranationaler Ebene brauchen.
Um tragfähige und qualitativ hochwertige Schutzrechte zu administrieren, seien jedoch handlungsfähige
Institutionen mit entsprechender personeller und finanzieller Ausstattung notwendig. "Wir sehen der vom Rat
für Forschung und Technologieentwicklung angeregten Weiterentwicklung des Österreichischen Patentamtes
zum künftigen IP-Hauptknotenpunkt Österreichs mit Freude und Engagement entgegen", schloss Rödler.
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