Bevölkerungsprognose für Analyse, Planung und Steuerung im wachsenden Wien
Wien (rk) - Mit der Bevölkerungsprognose "Wien wächst" wurde am 27.08. eine zentrale
Planungsgrundlage für die künftige Stadtentwicklung vorgestellt. Die Prognose enthält die wichtigsten
Daten zu künftigen demografischen Entwicklungen und liefert Informationen bis auf die Ebene kleinster Stadtstrukturen:
Für die kommenden zehn Jahre liegt eine Bevölkerungsprognose für alle 250 Wiener Zählbezirke
vor, für die 23 Wiener Gemeindebezirke ist eine Projektion bis 2034 vorhanden und für die Stadt Wien
insgesamt eine Modellfortschreibung bis 2044.
Prognose als Grundlage für die Stadtpolitik
"Die Prognose ist eine wichtige Grundlage für die Stadtpolitik", betont Vizebürgermeisterin
Renate Brauner, "um auch künftig hochwertige öffentliche Infrastruktur für alle anbieten zu
können, müssen wir wissen, wie sich die Bevölkerung entwickelt. Wir müssen wissen, mit wie
vielen Kindern wir rechnen können und in welchen Stadtgebieten wir Kindergartenplätze und Schulen benötigen.
Wir bauen die Öffis, die Schulen, die Kindergärten und die Spitäler dort, wo die Menschen sein werden
und wo wir am meisten positive Effekte erzielen. Mit der Bevölkerungsprognose haben wir eine hervorragende
Entscheidungsgrundlage und richten unsere politischen Entscheidungen darauf aus. Unsere zentralen politischen Projekte,
die wir heuer im Frühjahr vorgestellt haben, basieren auf Analysen der künftigen Bevölkerungsentwicklung."
"Wien ist auf dem Weg zur europäischen Metropole", betont auch der Leiter der Magistratsabteilung
23 (Wirtschaft, Arbeit und Statistik), Klemens Himpele, "die Bevölkerungsstruktur ist eine hervorragende
Ausgangsbasis für die Zukunft, da Wien eben auch bei der jüngeren Bevölkerung wachsen wird. Wien
wird eine vergleichsweise junge Stadt mit hoher Dynamik und enormem wirtschaftlichen Potenzial sein."
Zentrale Ergebnisse der Prognose:
Wien wächst schneller als erwartet
Bis Anfang 2024 wird Wien auf 1,95 Millionen EinwohnerInnen anwachsen - was ein Bevölkerungswachstum um
rund 175.000 EinwohnerInnen bedeutet. Bis Anfang 2034 wird die Bevölkerung weiter auf 2,04 Millionen EinwohnerInnen
wachsen - die zwei Millionen-Marke wird demnach 2029 erreicht. Die Modellfortschreibung sagt für Anfang 2044
eine Einwohnerzahl von 2,11 Millionen voraus - damit wäre der bisherige Höchststand aus dem Jahr 1910
(2,08 Millionen) überschritten. Gegenüber heute bedeutet das ein Plus von etwa 335.000 EinwohnerInnen
- mehr als Graz heute EinwohnerInnen hat. Wien gehört damit zu den schnell wachsenden Städten in der
EU - bereits heute ist die Donaumetropole die siebtgrößte Stadt der EU.
Wien wird älter und jünger zugleich
Die am schnellsten wachsenden Bevölkerungsgruppen sind die Personen über 75 Jahre und Kinder und
Jugendliche unter 15 Jahren. Im Durchschnitt wird Wien das jüngste Bundesland werden - nachdem es in der Vergangenheit
das älteste war. Diese Entwicklung bringt viele Chancen für Wien, weil der hohe Anteil junger Menschen
viel Dynamik und Lebendigkeit in die Stadt bringt und so dem Arbeitsmarkt auch künftig gut qualifizierte MitarbeiterInnen
zur Verfügung stehen werden. Wien wird also absehbar das einzige Bundesland sein, das einem drohenden Fachkräftemangel
und einer Trendumkehr am Arbeitsmarkt durch Qualifizierung begegnen kann.
Das bedeutet aber auch: Wien braucht Kindergärten und Pflegeeinrichtungen. Die Aufgabe, gleichzeitig Kinder
und alte Menschen zu pflegen und erwerbstätig zu sein, kann nur gelingen, wenn es eine gut ausgebaute öffentliche
Infrastruktur in diesen Bereichen gibt.
Wien wächst aus verschiedenen Gründen
Das Bevölkerungswachstum in Wien resultiert einerseits aus dem Zuzug aus den Bundesländern bzw. dem
Ausland, was die Attraktivität Wiens verdeutlicht. Etwa ein Drittel des Bevölkerungszuwachses kommt aus
einem Geburtenüberschuss. Seit 2004 werden in Wien mehr Menschen geboren als sterben - die Prognose geht davon
aus, dass das so bleibt.
Wien wächst unterschiedlich schnell
Die Entwicklung verläuft in den Bezirken sehr unterschiedlich. Die Bezirke mit einem hohen Anteil älterer
Menschen - also Hietzing, die Innere Stadt und Döbling - werden Bevölkerung verlieren bzw. stagnieren.
Hingegen werden die Bezirke mit Geburtenüberschuss und Zuwanderungsgewinnen stark wachsen, insbesondere die
Donaustadt, Brigittenau und Favoriten.
Wachstum erfordert Ausnahmen im Stabilitätspakt
"Wien wird wachsen, das ist ein Faktum und das bringt uns gesellschaftliche und wirtschaftliche Dynamik. Das
Wachstum ist für uns nur bedingt steuerbar, steuerbar sind aber die Maßnahmen und dass wir die Chancen
des Wachstums ergreifen", kommentiert Vizebürgermeisterin Renate Brauner die Prognose, "Wir haben
die Weichen bereits gestellt, sei das bei den Öffis, bei den Schulen und Kindergärten oder bei der Stadtentwicklung.
Aber das künftige Wachstum bringt vor allem finanzielle Herausforderungen: Wir brauchen die entsprechende
Infrastruktur, die nicht vom Himmel fällt, sondern finanziert werden muss. Der Stabilitätspakt würde
uns ab 2015 wichtige Zukunftsinvestitionen deutlich erschweren, ab 2016 teilweise verunmöglichen. Deshalb
ist es wichtig, dass einer wachsenden Stadt nicht finanziell die Hände gebunden werden, sondern im Stabilitätspakt
Ausnahmen für langfristige Investitionen festgeschrieben werden. Das ist nicht nur wichtig, um die Kosten
für langfristige Investitionen auch langfristig zu verteilen, sondern auch ein wichtiger Impuls für Wirtschaft
und Wachstum in Europa."
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