Wien (tu) - Im renommierteren Journal "Angewandte Chemie" erschien eine gemeinsame wissenschaftliche
Veröffentlichung von ForscherInnen der TU Wien und des AIT Austrian Institute of Technology. Die Studie eröffnet
neue Anwendungsgebiete in der Diagnostik und Therapie von Krankheiten.
Die Wiener ForscherInnen der TU Wien und des AIT konnten damit einen wertvollen Beitrag für die nicht-invasive
bildliche Darstellung von molekularen Prozessen leisten. In der wissenschaftlichen Veröffentlichung, die in
der Fachzeitschrift "Angewandte Chemie" publiziert worden ist, geht es um die rasche und zuverlässige
Bildgebung von biologischen Prozessen in Geweben oder Organen mittels Positronen-Emissions-Tomographie (PET).
Für eine schnelle und gezielte Behandlung ist die frühzeitige Erkennung von Krankheiten unerlässlich.
Mithilfe neuartiger Verfahren der molekularen Bildgebung ist es möglich, biologische Prozesse ohne Eingriff
auf zellulärer Ebene darzustellen. Damit können Krankheiten noch früher erkannt und gezielter therapiert
werden.
Markiertes Tetrazin für die in vivo Bildgebung
Die entwickelte Strategie unterscheidet sich grundlegend von den bisher üblichen PET-Methoden, wo eine einzelne
radioaktiv markierte Substanz verabreicht wird. Dem Team gelang es, ein neues Fluor-18-markiertes Tetrazin herzustellen,
das unter anderem auch die Blut-Hirn-Schranke problemlos zu passieren scheint. Eine solche Substanz ist für
die Entwicklung von bioorthogonalen Methoden von grossem Wert. Wie die ForscherInnen berichten, wird dabei zuerst
ein nicht-radioaktives Molekül verabreicht, das sich an gewünschte molekulare Strukturen bindet und sich
somit anreichert, gefolgt von dem für die Bildgebung radioaktiv markiertem Tetrazin. Die drauffolgende Reaktion
dieser beiden Substanzen im lebenden Organismus ermöglicht das Abbilden und Beobachten des Zielgewebes im
Körper mittels PET. Dies erweitert das Anwendungsspektrum erheblich, da die sonst nur mit kurzlebigen Radionukliden
durchgeführten Untersuchungen nicht in der Lage sind, langsame biologische Prozesse mit hoher Sensitivität
bzw. hohem Kontrast darzustellen.
"Wir erwarten, dass unsere Studie die biomedizinische Forschung stark beeinflussen wird. Durch die Eröffnung
neuer Anwendungsgebiete für PET kann die Diagnose und die Therapie von vielen Krankheiten verbessert werden",
sagt Claudia Kuntner, Scientist am Health & Environment Department des AIT. "Diese Ergebnisse wurden erst
durch die ausgesprochen gute interdisziplinäre Zusammenarbeit in den Bereichen organische Chemie, Radiochemie
und molekulare Bildgebung ermöglicht. Das von uns entwickelte 18F-Tetrazin ist auf Grund seiner günstigen
Eigenschaften ein universelles Tool, welches bei unterschiedlichen Fragestellungen in Medizin und Forschung eingesetzt
werden kann", ergänzt Christoph Denk, Forscher am Institut für Angewandte Synthesechemie der TU
Wien.
Neuer Ansatz: Bioorthogonale Bildgebung mittels PET
Diese Resultate eröffnen neue Möglichkeiten für die bioorthogonale Bildgebung mittels PET. Durch
die weitere Entwicklung neuer noch unbekannter Markersubstanzen, welche sich spezifisch an Biomoleküle im
erkrankten Gewebe binden, lässt sich der Einsatzbereich des neu entwickelten Tetrazins noch erweitern. Im
Idealfall lassen sich mit dieser Methode Krankheiten noch vor ihrem Ausbruch diagnostizieren.
"Die mit dieser Entwicklung verbundenen Resultate sind bereits sehr vielversprechend, allerdings nur ein erster
Schritt auf dem Weg zu neuen diagnostischen Verfahren bis hin zu therapeutischen Anwendungen", so Hannes Mikula
vom Institut für Angewandte Synthesechemie der TU Wien.
Publikation:
Denk, C.; Svatunek, D.; Filip, T.; Wanek, T.; Lumpi, D.; Fröhlich,
J.; Kuntner, C.; Mikula, H.
Development of a 18F-Labeled Tetrazine with Favorable Pharmacokinetics for Bioorthogonal PET Imaging. Angew. Chem.
Int. Ed. 2014, 53, 9655-9659.
Link zur englischen Version: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/anie.201404277/abstract
Link zur deutschen Version: http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1002/ange.201404277/abstract
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