Musik, Tanz & Poesie aus orientalischen Kulturen von 14. Oktober - 3. November 2014
Wien (gamuekl) - Vom 14. Oktober bis zum 3. November findet heuer in Wien das Festival SALAM.ORIENT - wie
in dieser Form seit 2005 - statt. Dabei setzt Festivalleiter Norbert Ehrlich zwei programmatische Schwerpunkte.
In einem Palästina-Schwerpunkt wird es nicht-alltägliche Einblicke in den Kultur- und Lebensraum von
Kindern und Jugendlichen mittels eines semi-dokumentarischen Theaterstückes sowie mit zwei Konzerten internationaler
und nationaler Musiker/innen geben. Voraussetzung dafür ist allerdings eine Auflösung der neuerlichen
explosiven Spannungen in diesem Raum.
Frauen.Stimmen steht als Klammer für ein breites Spektrum an weiblichen Stimmen,
deren Themen im weiten Feld der Welt(musik)kultur unterschiedlicher nicht sein könnten.
Frauen.Stimmen präsentiert Künstlerinnen weit weg von Opfer-Rollen oder der latenten Wahrnehmungsfalle,
"nicht gehört und gesehen zu werden". Folgende Sängerinnen teilen uns resolut ihre vielfältigen
Botschaften mit:
Cigdem Aslan (16.10., Sargfabrik) bedient sich der griechischen Volksmusik Rembetiko in einer Art und Weise, die
Grenzen zwischen "Türkischem" und "Griechischem" bewusst verschwimmen lässt. Was
bleibt ist der Blues des Mittelmeeres, entstanden in den Tavernen von Smyrna (heute Izmir), Thessaloniki und Piräus.
Musik, wunderschön und traurig zugleich.
Mit Malouma & Ensemble (23.10., Sargfabrik) gibt es eine wahre Diva zu entdecken.
Dabei sind die Texte der Künstlerin aus Mauretanien durchaus politisch zu verstehen. Sie singt voller Leidenschaft
gegen Ausbeutung aller Art, für die Beseitigung von Analphabetismus, die Rechte von Frauen in patriarchalischen
Gesellschaften, gegen Kinderarbeit und bleibt dennoch der phantastischen Tradition der Griots in Westafrika und
deren Buntheit und Farbigkeit verbunden.
Iranische Sängerinnen haben außerhalb ihrer Heimat höchst divergente Musikstile entwickelt:
Golnar Shahyar fand in Wien zu einem sehr persönlichen Stil zwischen Jazz und Weltmusik und tritt am 25.10.
gemeinsam mit Mahan Mirarab und Shayan Fathi als Gruppe Sehrang in der Brunnenpassage auf.
Azam Ali und Niyaz (30.10., Porgy & Bess) mixen in einem extravaganten und tanzbaren Hybrid, welches sie
"Transe Global" nennen, höchst erfolgreich alte Sufi-Texte mit west-lichem Dancefloor.
Ferghana Qasimova (29.10. Odeon Theater), ist eine junge Interpretin der klassischen Mugham-Musik in Aserbaidschan
und führt die Tradition ihres berühmten Vaters Alim Qasimov fort, strenge musikalische Formen mit großer
improvisatorischer Freiheit zu verbinden.
Die große und hochverehrte Sevdah-Interpretin Amira Medunjanin wiederum
untersucht in Liedern aus ihrer bosnischen Heimat deren historische Verbindungen zur osmanischen Kultur (1.11.,
Theater Akzent).
Schwerpunkt Palästina: aus Ramallah kommt das Ashtar Theatre mit seinen eindrucksvollen, unbequemen "Gaza
Monologen" Jugendlicher über ihre Träume und Erfahrungen (18. & 19.10., Brunnenpassage) sowie
der Oud-Virtuose Adnan Joubran. Dieser genießt bisher im Trio Joubran gemeinsam mit seinen Brüdern Sami
und Wissam Weltruf.
Er präsentiert in Wien sein neues Solo-Projekt "Borders Behind", gemeinsam mit Stars der französischen
World Music Szene (28.10., Odeon Theater).
SALAM.ORIENT beginnt und endet mit zwei Veranstaltungen in der Diplomatischen Akademie Wien zu den Themen "Türkei:
Kurdistan - wie geht es weiter mit dem Friedensprozess?" (14.10.) sowie "Syrien - von der Revolte zum
regionalen Krieg?" (3.11.).
Weiters findet eine Lesung des aus Kairo stammenden und in Wien lebenden Autors Tarek Eltayeb statt (27.10., Hauptbücherei)
sowie erstmals ein Orient-Ball der Wiener Szene -
"Le Bal Oriental" - mit Tanzeinlagen und Live-Musik (31.10., Restaurant Aux Gazelles).
Last not least möchten wir Ihre Aufmerksamkeit nachdrücklich auf unser Programm für Kinder und Jugendliche
lenken. Wie jedes Jahr werden dabei auch heuer im Rahmen von SALAM.ORIENT bereits Kinder ab 4 Jahren mit Workshops
und vielfältigen Aufführungen an die ihnen noch fremde Welt des Orients herangeführt, Jugendliche
mit etwas härteren, mitunter kontroversen Themen aus dem Alltag Gleichaltriger in anderen Ländern konfrontiert.
Die Fülle der Angebote - das detaillierte Programm bitte dem beiliegenden Spielplan zu entnehmen - erzeugt
Reaktionen, die von Begeisterung und Staunen bis hin zum Erschrecken über ferne Lebenswirklichkeiten reichen.
Generell versucht das Festival in einer Welt, in der Grenzen fallen und neue Räume entstehen, mit den Mitteln
der Kunst und Kultur Orientierungshilfen zu geben.
Klarerweise entstehen Ängste und Abwehrhaltungen bei der Fülle an unüberschaubaren Umbrüchen
von Westafrika bis Zentralasien.
Im Rahmen von SALAM.ORIENT erleben wir immer wieder intensive Suche und Sehnsucht nach Lösungen für verengte
Perspektiven, aber auch in dramatischen Konflikten.
Wir werden Augenzeugen von Courage und Aufmunterung, über geistige Grenzen und Landes-Grenzen hinweg Verständnis
für längst fällige Veränderung zu entwickeln.
Die positive Kraft vieler Statements der teilnehmenden Künstlerinnen und Künstler wird die Menschen
einander näher bringen - wenn man sie lässt.
|