Für zwei Drittel der Jugendlichen ist die EU "wichtig", "sozial" aber
"kompliziert" - Jede/r Zweite/r sieht sie als "fremd" und "fern" - Umfrage
Wien (oegfe) - "Österreichs Jugendliche halten die Europäische Union für wichtig und
sozial, gleichzeitig sehen sie sie jedoch als kompliziert und fremd an. Es ist daher hoch an der Zeit, den oft
abstrakten Begriff "EU" mit Leben zu füllen und sie jungen Menschen praxisnah näher zu bringen",
sagt ÖGfE-Leiter Paul Schmidt zum Ergebnis einer österreichweiten Jugend-Umfrage der Österreichischen
Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE), die im Zeitraum September 2013 bis Mai 2014 unter 4.278 Jugendlichen
aller Schulstufen ab 14 Jahren durchgeführt wurde.
Mit vorgegebenen Gegensatzpaaren konfrontiert, gaben 68 Prozent der befragten Jugendlichen an, die Europäische
Union für "wichtig" zu halten. Nur 15 Prozent entschieden sich für die Option "unwichtig"
(Rest auf 100 Prozent = keine Antwort). In einem ebenfalls großen Maß wurden der EU die Eigenschaften
"sozial" (66 Prozent), "nötig" bzw. "einflussreich" (je 64 Prozent) zugeschrieben.
15 Prozent sahen die EU als "unsozial", 17 Prozent als "unnötig" und 16 Prozent als "einflusslos"
an.
Mehrheitlich wird die EU auch mit dem Begriff "Freiheit" (58 Prozent) verbunden. Auch die Eigenschaften
"solidarisch" (56 Prozent), "modern" (55 Prozent) und "interessant" (50 Prozent)
werden ihr zugeschrieben. 30 Prozent halten die EU hingegen für "langweilig", 23 Prozent verbinden
die Union mit "Zwang" und betrachten sie als "altmodisch". 17 Prozent werten sie als "unsolidarisch".
Die Umfrage zeigt zudem, dass die EU von den Jugendlichen als schwer fassbar und abstrakt begriffen wird. 52 Prozent
bezeichnen sie als "fremd", 51 Prozent als "fern", 72 Prozent als "kompliziert".
Nur 29 Prozent sehen sie als "vertraut", 31 Prozent als "nahe", gar nur 12 Prozent als "einfach"
an.
"Dass es schwer fällt, die Europäische Union einzuordnen, zeigt auch die Tatsache, dass im Durchschnitt
20 Prozent der Befragten keine Bewertung zu den genannten Gegensatzpaaren abgaben. Besonders stark trifft dies
auf die Gruppe der Berufs-, Fach-, Hauptschulen bzw. Polytechnikum zu", so Schmidt.
Eine Mehrheit der befragten Jugendlichen (58 Prozent) spricht sich dafür aus, dass in Zukunft innerhalb der
EU eher mehr "gemeinsam auf europäischer Ebene" entschieden wird. 38 Prozent würden jedoch
eine Entscheidungsfindung bevorzugen, die sich eher "mehr einzeln auf nationalstaatlicher Ebene" vollzieht.
Die stärksten BefürworterInnen gemeinsamer Beschlüsse finden sich in der der Gruppe der jüngsten
Befragten (15 Jahre oder jünger), die sich zu 64 Prozent dafür aussprechen (33 Prozent dagegen). Bei
den 16 bis 18-Jährigen liegt der entsprechende Wert bei 59 Prozent (37 Prozent dagegen), bei den 19-Jährigen
und Älteren sinkt er auf 52 Prozent (42 Prozent dagegen). Jugendliche aus einer AHS/NMS treten zu 62 Prozent
für mehr europäische Lösungen ein (34 Prozent dagegen), in den anderen Schultypen sind es rund 56
Prozent (rd. 39 Prozent dagegen).
"Gerade zu Schulbeginn gilt es, entsprechende Dialog- und Informationsmöglichkeiten speziell für
Jugendliche anzubieten, um die von vielen jungen Menschen wahrgenommene Distanz zur Europäischen Integration
verringern zu helfen. Europäische Entscheidungen betreffen jede/n Einzelne/n in immer stärkerem Maße.
Daher ist es aus demokratiepolitischer Sicht umso wichtiger, die Abläufe dahinter kennenzulernen und zu verstehen",
meint Schmidt abschließend.
Hintergrund
Die Umfrage wurde im Rahmen der Wanderausstellung "Europa-was ist jetzt?" österreichweit im
Zeitraum September 2013 bis Ende Mai 2014 durchgeführt. 4278 SchülerInnen aus rund 100 Schulen haben
sich an der schriftlichen Umfrage beteiligt. 11 Prozent der Befragten waren 15 Jahre oder jünger, 74 Prozent
16 bis 18 Jahre und 15 Prozent 19 Jahre und älter; Überhang an Teilnehmerinnen (54 Prozent); alle Schultypen
(35 Prozent AHS/NMS, 49 Prozent BHS und 16 Prozent Berufs-, Haupt-, Polytechnische Schule) einbezogen. Bundesländerverteilung
in Prozent: BGLD: 4, KTN: 8, NÖ: 15, OÖ: 16, SBG: 9, STMK: 11, TIR: 9, VBG: 9, WIEN: 19. Fehlende Werte
auf 100 Prozent = "weiß nicht/Keine Angabe". Auswertung der Umfrage: Sozialwissenschaftliche Studiengesellschaft.
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