Fünf Jahrzehnte familiäre Geborgenheit, Verlässlichkeit und Vielfalt
Seekirchen/Salzburg (sos-kd) - 53 Kinder und Jugendliche leben derzeit im SOS-Kinderdorf in Seekirchen,
das 1964 gegründet wurde und am 5. September 2014 seinen 50. Geburtstag feiert. Seit der Gründung vor
fünf Jahrzehnten hat sich viel getan: Häuser wurden renoviert, ein Sportplatz errichtet und das pädagogische
Konzept auf den aktuellsten Stand moderner Erziehungswissenschaften gebracht. In Richtung moderne Ökologie
und Ökonomie gibt es für die Zukunft das Vorhaben, ein barrierefreies und energieautarkes Dorf zu schaffen
sowie ein Haus in eine Therapiestätte umzubauen.
Im Mai 1969 war Königin Elisabeth II mit ihrem Gatten Prinz Philipp und Tochter Anne zu Besuch im Dorf. Damals
musste eine SOS-Kinderdorf-Mutter noch Single sein und betreute bis zu zehn Kinder in ihrem Haus, heute sind es
im Schnitt fünf. Die pädagogischen Herausforderungen an die Mütter sind gestiegen, denn es leben
in den Kinderdörfern kaum noch Waisenkinder im klassischen Sinn, sondern "Sozialwaisen", also Kinder,
die aus unterschiedlichsten Gründen nicht in ihrem Elternhaus aufwachsen können. Viele haben traumatische
Erfahrungen hinter sich und benötigen daher entsprechend viel Aufmerksamkeit, Betreuung und Therapien, um
einmal ein selbstständiges Leben führen zu können.
1997 heiratete in Salzburg die erste SOS-Kinderdorf-Mutter in Österreich. Heute leben im Dorf verschiedene
Familienformen zusammen - Ehepaare, Lebensgemeinschaften, alleinstehende Kinderdorfmütter. Eigene Kinder können
in die Kinderdorffamilie mitgebracht und integriert werden.
Auch bei der Arbeit mit den Herkunftsfamilien der Kinder hat sich viel verändert: 1980 beschränkten sich
die Besuche noch auf zwei bis drei Termine jährlich, heute sind vierzehntägige Besuche möglich bzw.
wird nach individuellen Lösungen zum Wohle des Kindes gesucht.
Das SOS-Kinderdorf Clearing-house für unbegleitet minderjährige Flüchtlinge in Salzburg
Es befindet sich in Salzburg-Aigen und beherbergt 30 unbegleitete minderjährige Flüchtlinge, weitere
13 leben in betreuten Wohngemeinschaften - ebenso wie sieben junge erwachsene Flüchtlinge. Während sie
auf den Asylbscheid warten, durchlaufen sie ein internes Bildungsprogramm. Das Erlernen der deutschen Sprache steht
dabei an oberster Stelle, das Arbeitstraining wird in Küche, Haus und Garten absolviert. Über die Teilnahme
am externen Bildungsprogramm Minerva besteht auch die Möglichkeit zum Hauptschulabschluss.
Im Gründungsjahr 2001 gab es 20 Betreuungsplätze, die Flüchtlinge waren im Schnitt 16 bis 17 Jahre
alt. Durch den Umbau 2013 können nun mehr junge Menschen betreut werden. Auffallend ist, dass immer jüngere
Flüchtlinge kommen, heute sind sie zwischen 13 und 16 Jahre alt. Entsprechend haben sich die pädagogischen
Herausforderungen geändert: Pubertät, Identitätsfindung, Heimweh und Traumata müssen bewältigt
werden.
Für die Zukunft ist SOS-Kinderdorf bestrebt, dass die unbegleiteten minderjährigen Flüchtlinge in
den Zuständigkeitsbereich der Kinder-und Jugendhilfe fallen anstelle des Bundesministeriums für Inneres.
Das hätte eine Gleichstellung mit allen anderen österreichischen Jugendlichen zu Folge und würde
die Betreuungsqualität deutlich verbessern. " Brauchen diese jungen Leute nur halb so viel Betreuung,
nur halb so viel Bildung, nur halb so viel Förderung wie unsere inländischen Jugendlichen?" fragt
Christian Moser, Geschäftsführer von SOS-Kinderdorf Österreich in Anbetracht der Tatsache, dass
es für die Betreuung junger Flüchtlinge vielfach nur die halben Tagsätze gibt. Sein klarer Appell
an die Politik: "Es darf keine halben Kinder geben!"
SOS-Kinderdorf Jugendwohnen in Salzburg/Bergheim
In dieser Jugendwohngemeinschaft sind derzeit acht Jugendliche untergebracht, die Unterstützung auf dem
Weg in ein selbstständiges Leben benötigen. "So viel Halt wie notwendig und so viel individueller
Entwicklungsfreiraum wie erforderlich" könnte man das pädagogische Erfolgskonzept umschreiben.
SOS-Kinderdorf-Nachbetreuungsstelle Coast & "Rat auf Draht 147" Dieses Angebot in der Stadt Salzburg
ist für die Beratung ehemaliger SOS-Kinderdorf Kinder und anderer junger Erwachsener nach dem vollendeten
18. Lebensjahr konzipiert.
Geborgenheit, Verlässlichkeit und Vielfalt
In allen Angeboten und Programmen stehen diese Werte im Zentrum des pädagogischen Alltags. Denn genau
das ist es, was die Kinder und Jugendlichen, die SOS-Kinderdorf von der Kinder- und Jugendhilfe zugewiesen werden,
in ihrem bisherigem Leben vermisst haben. Wolfgang Arming, SOS-Kinderdorfleiter Salzburg, meint anlässlich
des Jubiläums: "Ich bin sehr stolz, dass wir durch die sehr gute Kooperation mit der Stadtgemeinde Seekirchen,
der Stadtgemeinde Salzburg und Bergheim vielfältige Angebote für die Kinder und Jugendlichen in der Region
Salzburg entwickeln konnten. Für die Zukunft wünsche ich mir, dass wir den uns anvertrauten Kindern und
Jugendlichen ein liebevolles Zuhause bieten können und somit den Grundstein für ein selbstständiges,
erfülltes Leben legen!"
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