Bank Austria Konjunkturindikator geht im August auf 0,2 Punkte zurück: Niedrigster Wert
seit Sommer 2013
Wien (bank austria) - Nach einer schwachen ersten Jahreshälfte kommt die Erholung der Wirtschaft auch
zu Ende des Sommers nicht aus den Startlöchern. „Die steigende Verunsicherung durch die Russland/Ukraine Krise
hat sich im August in einem weiteren Rückgang des Bank Austria Konjunkturindikators niedergeschlagen“, meint
Bank Austria Chefökonom Stefan Bruckbauer und ergänzt: “Seit mittlerweile einem halben Jahr tendiert
der Indikator nun bereits stetig leicht nach unten und hat mit aktuell nur noch 0,2 Punkten einen Tiefstand seit
dem Sommer des Vorjahres erreicht.“ Etwas überraschend haben sich die Stimmungswerte für die österreichische
Wirtschaft, die maßgeblich die Richtung des Bank Austria Konjunkturindikators bestimmen, uneinheitlich entwickelt.
„Der aufschwellende Russland/Ukraine-Konflikt hat erwartungsgemäß die Stimmung der heimischen Konsumenten
getrübt. Dagegen sind die heimischen Produzenten insgesamt sogar etwas zuversichtlicher geworden. Hier zeigt
sich zum einen offenbar eine Korrektur überzogener Befürchtungen der Vormonate und zum anderen, dass
abgesehen von zum Teil erheblichen Belastungen für einzelne Betriebe, die gesamtwirtschaftlichen Auswirkungen
einer Störung des Handels mit Russland und der Ukraine überschaubar wären“, so Bruckbauer. Die Vorgaben
aus dem Ausland sind insgesamt jedoch wenig erfreulich, denn auch in den wichtigsten europäischen Abnehmerländern
der heimischen Betriebe, wie Deutschland, Italien und Frankreich, hat sich das Industrievertrauen verschlechtert.
Der mit dem österreichischen Außenhandel gewichtete Gesamtindex übersteigt jedoch aktuell klar
den langjährigen Durchschnittswert.
Wachstumserwartung für 2014 gesenkt
„Angesichts des nur sehr moderaten Erholungstempos der österreichischen Wirtschaft in der ersten Jahreshälfte
und der weithin fehlenden Impulse für eine spürbare Aufhellung des Konjunkturklimas, was der aktuelle
Bank Austria Konjunkturindikator unterstreicht, haben wir für das laufende Jahr 2014 unsere Wachstumsprognose
auf nunmehr 0,6 Prozent gesenkt“, erklärt Bank Austria Ökonom Walter Pudschedl. Die Ursache für
die Anpassung der Wachstumsaussichten liegt in erster Linie in der schwächeren Entwicklung des Welthandels.
Nach einem recht schwungvollen Start ins Jahr, hat die Exportdynamik klar nachgelassen. Die Aussichten für
den Außenhandel haben sich neben dem mäßigen Wachstum in vielen Schwellenländern jüngst
auch durch die gestiegenen geopolitischen Spannungen eingetrübt. Dies gerade zu einem Zeitpunkt, als die Inlandsnachfrage
erste erfreuliche Signale zeigte. Der private Konsum legte zu und die Investitionstätigkeit ging zu Jahresbeginn
klar nach oben. Die aufgestaute Nachfrage nach Investitionsgütern, gestützt durch gute Gewinndaten der
Unternehmen, schien sich aufzulösen. Sowohl die schwächere Nachfrage aus dem Ausland als auch die zurückhaltende
Stimmung werden die Binnenkonjunktur in der zweiten Jahreshälfte einbremsen. Die schwache Entwicklung im Einzelhandel
im Sommer ist dafür ein Indiz.
„Bis zum Jahresende erwarten wir nur noch Wachstumsraten von 0,2 bis 0,3 Prozent im Vergleich zum Vorquartal. Insbesondere
unsere Erwartungen hinsichtlich des Schwungs der Investitionen haben abgenommen. Zudem gehen wir davon aus, dass
die jüngste Abschwächung des Euros zwar unterstützt, aber die Einbußen bei der Exportdynamik
durch die geringere Nachfrage vor allem aus den Schwellenländern nur mildern kann“, so Pudschedl. Die österreichische
Wirtschaft wird damit zwar den eingeschlagenen ruhigen Erholungsweg im zweiten Halbjahr fortsetzen, eine Beschleunigung
bleibt aber aus. Nach einem Anstieg des BIP um 0,3 Prozent im Jahresvergleich in der ersten Jahreshälfte wird
auch in der zweiten Jahreshälfte das Wirtschaftswachstum klar unter der 1 Prozent-Marke bleiben.
Rund um den Jahreswechsel 2014/2015 ist zu erwarten, dass sich das Konjunkturklima aufzuhellen beginnt. Die Exporte
und Investitionen sollten sich in der Folge allmählich erholen und sich im Verlauf des kommenden Jahres sukzessive
festigen. Dies wird im späteren Jahresverlauf auch dem privaten Konsum zu etwas mehr Schwung verhelfen. Für
2015 ist unter diesen Rahmenbedingungen ein Wirtschaftswachstum um 1,6 Prozent in Sicht. Allerdings stellen sowohl
die geopolitischen Spannungen durch die nochmals erweiterten Sanktionen gegen Russland als auch die Lage im Nahen
Osten ein erhebliches Abwärtsrisiko dar.
Leitzinserhöhungen nicht vor Ende 2016
Die EZB hat auf die gestiegenen Abwärtsrisiken mit einer Senkung des Leitzinssatzes auf 0,05 Prozent reagiert
und wird diesen historisch tiefsten Zinssatz wohl bis weit ins Jahr 2016 auch beibehalten. „Wirkungsvoller als
die jüngste Zinssenkung der europäischen Zentralbank, wird jedoch das angekündigte Kaufprogramm
über Pfandbriefe und ABS, also forderungsbesicherte Wertpapiere, sein“, meint Bruckbauer und ergänzt:
„Diese Maßnahmen haben gemeinsam mit den gezielten langfristigen Refinanzierungsgeschäften, den TLTROs,
angesichts eines voraussichtlich beachtlichen Volumens von insgesamt bis zu 1.000 Milliarden Euro die Kraft, die
Kreditnachfrage anzukurbeln.“ Eine quantitative Lockerung durch die EZB in Form von Direktkäufen von Staatsanleihen
analog der US-Notenbank FED, ist hingegen nach wie vor unwahrscheinlich. „Ein größflächiger Kauf
von Staatsanleihen durch die EZB würden im Euroraum kaum etwas bringen, dafür schafft die EZB mehr Raum
für Investitionen durch die geschickte Rhetorik von Mario Draghi und das ABS Programm" meint Bruckbauer
weiter.
Inflation bleibt weiter niedrig
Der moderatere Wachstumsausblick hat nach Einschätzung der Ökonomen der Bank Austria in den kommenden
Monaten keine Auswirkungen auf die Entwicklung der Inflation in Österreich. In den ersten sieben Monaten des
Jahres hat die Teuerung durchschnittlich nur 1,7 Prozent im Jahresvergleich betragen. „Bis zum Jahresende 2014
wird die Inflation weiterhin recht stabil Werte unter der 2 Prozent-Marke aufweisen, denn die Rückwirkungen
des schwächeren Euros werden durch die Folgen der zurückhaltenderen Nachfragedynamik weitgehend kompensiert.
Mit 1,7 Prozent im Jahresdurchschnitt wird die Inflation in Österreich 2014 zum Teil erheblich niedriger ausfallen,
als in den vergangenen vier Jahren“, erwartet Bruckbauer.
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