Goldenes Verdienstzeichen für Performerin,
 Avantgardistin und Cafetiere Susanne Widl

 

erstellt am
11. 09. 14
10.00 MEZ

Wien (rk) - Susanne Widl erhielt am 10.09. im Wiener Rathaus das Goldene Verdienstzeichen des Landes Wien. Die Schauspielerin, Performerin, Avantgardistin, Mode-Ikone und Besitzerin des Cafe Korbs ist unter großem Jubel und Applaus ihrer Weggefährten und FreundInnen in den Wappensaal eingeschritten, u. a. Künstler Tone Fink, Belvedere-Direktorin Agnes Husslein, Michou Friesz, MQ-Chef Christian Strasser und Olga Neuwirth. Eingeleitet wurde die Zeremonie von Bela Koreny am Klavier mit einem eigens für diese Ehrung komponierten "Körbchen Walzer". Den musikalischen Schlusspunkt setzte das Olga-Neuwirth-Ensemble.

"Das Cafe Korb ist der Inbegriff des Wiener Kaffeehauses; der Ort, der am besten Wien beschreibt", betont Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny im Rahmen der Ehrung. "Es ist Heimat für die Kreativen und ein von Frauen geführter Kraftort. Susanne Widl hat das Cafe Korb von ihrer Mutter übernommen und zu neuem Glanz geführt. Sie eine mutige Frau, karitativ und sozial tätig und hat ein riesengroßes Herz. Sie ist einzigartig wie auch das von ihr geprägte Cafe Korb".

"Susanne Widl hat den Mythos der schönen Wienerin in die Welt getragen", sagte Laudator Peter Weibel, Künstler, Kurator und Medientheoretiker. "Sie ist ein Diva der Extravaganzen, eine Mode-Ikone, eine Bürgerin und Eine Geschäftsfrau. Als Modell der zweiten Moderne in Wien gilt sie auch als Vorbild für Frauen der jüngeren Generation".

"Nach dieser Ehrung bin ich in Wien angekommen", bedankte sich Susanne Widl für die Auszeichnung. Das Kaffeehaus sei das erweiterte Wohnzimmer der Wienerinnen und Wiener. Es sei mehr als ein Exportartikel aus Wien, es sei ein Asyl für Menschen, eine Weltanschauung, ein Gegengift zum Depressionismus.

Susanne Widl besuchte nach der Pflichtschule eine Hauswirtschaftsschule und arbeitete im familieneigenen Cafè Korb in der Wiener Innenstadt mit. Nach ihrer Schulausbildung wirkte Susanne Widl als Schauspielerin, Journalistin, Performancekünstlerin und arbeitete in New York, London, Rom und anderen Städten als Model. Mit Burt Lancaster stand sie unter der Regie von Sydney Pollack 1969 in "Castle Keep" (dt. "Das Schloss in den Ardennen") vor der Kamera. Susanne Widl war auch wiederholt Darstellerin in den Filmen von Valie Export und bei Kunstperformances. Ebenso war sie in Werbefilmen -etwa im legendären "Römerquelle"-Spot mit Eddie Constantine - und auf Plakaten in Europa und Nordamerika zu sehen. Mit Harald Sicheritz arbeitete sie u. a. in den Filmen "Freispiel" (1995) und "Qualtingers Wien" (1997) zusammen. Außerdem wirkte sie in der Fernsehserie "Dolce Vita" mit.

Nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 2000 übernahm und modernisierte sie das Café Korb, in dem sie 1972 ihren Lebenspartner, den Künstler Peter Weibel, kennengelernt hatte. Im Jahr 2002 wurden mit der Errichtung einer Artlounge im Keller, die Günter Brus, Peter Kogler und Peter Weibel gestalteten, neue architektonische Akzente gesetzt. 1980 sorgte Susanne Widl, die sich selbst als Modepionierin sieht, für einen kleinen gesellschaftlichen Skandal, als sie als erste Frau den Opernball im Frack besuchte.

Im Personenkomitee des Vereins "ganz normal" unterstützt sie psychisch kranke Menschen in ihrem Bemühen um gesellschaftliche Anerkennung.

Im November 2014 soll ihre Biografie "Mein Leben im Spiegel der Medien" erscheinen.

 

 

 

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