Heinisch-Hosek:
Österreich hat in wichtigen Bereichen der Bildung aufgeholt
Bildungsministerin präsentiert Österreich-Ergebnisse der OECD-Studie "Education
at a Glance"
Wien (bmbf)) - Die am 09.09. in Paris präsentierte Studie OECD Studie "Education at a Glance"
beleuchtet bildungspolitische Fragen aus einer internationalen Perspektive. Die 34 Mitgliedsländer, darunter
auch 21 EU-Länder sowie 9 Nicht-Mitgliedsländern nehmen an der Studie teil. Die Studie bestätige
Trends, die wir schon in den letzten Jahren gesehen haben, erklärt Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek.
"Österreich hat sich in vielen Bereichen deutlich verbessert, vor allem bei der Berufsbildung sind wir
top", so Heinisch-Hosek. Auch dass Österreich gut durch die Krise komme, zeigten die Ergebnisse der Studie,
so Heinisch-Hosek. "Wir haben eine sehr niedrige Arbeitslosenrate, quer über alle Bildungsabschlüsse.
Hier gehören wir zu den besten in der OECD."
Die Studie zeige auch, dass Österreich viel in die Bildung investiere, bei den Ausgaben aber mehr Effizienz
gefragt sei. In diesem Zusammenhang verwies die Ministerin auf eine bundesweite Taskforce zum Thema indexbasierte
Schulfinanzierung, die in der vergangenen Woche ihre Arbeit aufgenommen hat und Vorschläge für bundesweite
Rahmenbedingungen erarbeiten soll.
Die Ergebnisse im Detail
* ÖsterreicherInnen sind gut ausgebildet - besonders bei Berufsbildung top
Österreich gehört bei jenen, die einen berufsbildenden Abschluss haben, zum Spitzenfeld in der OECD.
58% der ÖsterreicherInnen haben einen berufsbildenden Abschluss auf Niveau der Sekundarstufe II. "Der
OECD Durchschnitt beträgt 33%, hier liegen wir im absoluten Spitzenfeld. Das trägt dazu bei, dass Österreich
eine vergleichsweise gute Arbeitsmarktlage hat", erklärt Bildungsministerin Gabriele Heinisch-Hosek.
Erfreulich sei, dass sich Österreich auch bei elementarpädagogischen Einrichtungen deutlich gesteigert
habe. 65% der 3-Jährigen besuchen einen Kindergarten (seit 2005 +18%, OECD:
70%), bei den 4-Jährigen sind es 91% (seit 2005 +9%, OECD: 84%). Der Kindergarten sei die erste Bildungseinrichtung,
so Heinisch-Hosek. "Der Kindergarten legt den Grundstein für einen guten Start in die Bildungslaufbahn.
Das Ergebnis macht deutlich, dass wir uns in die richtige Richtung entwickeln."
Die AkademikerInnenquote ist von 14% (2000) auf 20% gestiegen, wobei hier noch Aufholbedarf bestehe, erklärt
Heinisch-Hosek. Es habe sich aber gezeigt, dass Jüngere stärker aufholen und mit einer Hochschulquote
von 39% im OECD-Schnitt liegen. Im OECD Schnitt beträgt die Quote jener Menschen, die zumindest Sekundarstufe
II abgeschlossen haben bei 75%, Österreich konnte sich seit 2000 um 7% steigern und liegt bei 83%.
* Österreich kommt weiter gut durch die Krise
"Österreich bereitet die Jugendlichen besonders gut auf den Arbeitsmarkt vor. Der Anteil jener, die
weder in Ausbildung noch in Beschäftigung sind, liegt deutlich unter dem OECD-Schnitt und Österreich
hat sich seit 2008 sogar noch verbessert", so Heinisch-Hosek (Österreich: 9,7%, Österreich 2008:
10,4%, OECD:
15,2%). Österreich habe generell eine niedrige Arbeitslosigkeit, quer über alle Bildungsniveaus. Hier
zeige sich auch die Stärke der berufsbildenden Ausbildung: 3,4% Arbeitslosigkeit bei Personen mit berufsbildendem
Abschluss liegt deutlich unter OECD-Schnitt von 8,1%. Hier habe Österreich einen Spitzenwert innerhalb der
EU-Länder. "In Sachen Arbeitsmarktpolitik und Berufsbildung ist Österreich sehr gut aufgestellt
und meistert die Krise besser als andere Länder. Bildungs- und Arbeitsmarktpolitik sind eng verzahnt, das
lohnt sich", so die Ministerin.
* Österreich investiert viel in die Bildung
Die jährlichen Ausgaben pro SchülerIn liegen über den OECD-Schnitt (Österreich 13.116 USD
pro SchülerIn, StudentIn, OECD-Schnitt 9.487 USD). Gemessen am BIP liegen die gesamten öffentlichen Bildungsausgaben
mit 5,8% geringfügig über dem OECD-Mittel (5,6%). Bezieht man auch die privaten Bildungsausgaben mit
ein, wird mit 5,7% des BIP etwas weniger in Bildungseinrichtungen investiert als im OECD-Vergleich (6,1%). 91,1%
der Bildungsausgaben werden durch die öffentliche Hand getätigt (OECD: 83,9%)
Die hohen Investitionszahlen seien damit zu erklären, so Heinisch-Hosek, dass Österreich im OECD-Durchschnitt
ein sehr gutes Betreuungsverhältnis zwischen LehrerInnen und SchülerInnen habe. So seien vor allem in
der Volksschule und in der Sekundarstufe I kleine Klassengrößen einer der wichtigsten Faktoren für
hohe Bildungsausgaben (Primarbereich: Österreich 18,3 SchülerInnen pro Klasse, OECD 21,3; Sekundarbereich:
Österreich 21,1 SchülerInnen, OECD 23,5). Die KlassenschülerInnenzahl sei außerdem seit 2007
weiter gesunken (2007 Primarbereich 19,3; Sekundarbereich 23,4 ).
* Mehr Bewegung bei der Bildungsvererbung notwendig
In Österreich bestehe vor allem bei Kindern aus Familien mit tertiärer Bildung eine überdurchschnittlich
höhere Wahrscheinlichkeit, ein tertiäres Bildungsprogramm zu besuchen. "Die Studie zeigt, dass wir
mehr Bewegung bei der Vererbung von Bildung brauchen", so Heinisch-Hosek. Kinder, deren Eltern AkademikerInnen
sind, haben demnach viel höhere Chancen, selbst ein Studium abzuschließen, als Kinder von Personen,
die die Pflichtschule absolviert haben.
"Die Offensive bei der Ganztagsschule ist eine wichtige Maßnahme für mehr Bildungsgerechtigkeit",
erklärt die Bildungsministerin. Die Bundesregierung investiere bis 2018 zusätzlich 400 Millionen Euro
in den Ausbau. 2018 soll jedes drittes Kind einen Betreuungsplatz haben. "Auch vom Projekt Schulstart NEU
erwarte ich mir einen ordentlichen Schub", denn damit werden Kinder optimal auf die Schule vorbereitet, so
Heinisch-Hosek. Das Projekt "Schulstart NEU" fasst das letzte Kindergartenjahr und die ersten beiden
Volksschuljahre zu einer Schuleingangsphase zusammen. Kinder werden dabei bei dem so wichtigen Übergang bestmöglich
gefördert und unterstützt, so die Ministerin abschließend.
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Karlheinz Töchterle plädiert für differenzierte Sicht der Akademikerquote
Wertschätzung für alle Bildungs- und Berufswege – "Bildung auf einen Blick"
- zusätzliche Mittel für Hochschulen unabdingbar, ebenso weitere Verbesserungen der Rahmenbedingungen
Wien (övp-pd) - ÖVP-Wissenschafts- und Forschungssprecher Dr. Karlheinz Töchterle plädiert
angesichts der OECD-Studie "Bildung auf einen Blick" für eine "differenzierte Sicht der Akademikerquote
und für die Wertschätzung aller Bildungs- und Berufswege". Hochschulen und die dort gebotene Bildung
und Ausbildung sind von hohem Wert - ebenso auch die gute und vielfältige Berufsausbildung, die zahlreichen
Ländern als Vorbild dient. "Nicht jedes gelingende Leben setzt einen Hochschulabschluss voraus. Gut ausgebildete
und am Arbeitsmarkt stark nachgefragte Fachkräfte sind Beleg dafür, ebenso die im europäischen Vergleich
sehr guten Daten bei der Jugendbeschäftigung", so Töchterle.
Der ÖVP-Wissenschaftssprecher unterstützt die Forderungen aus dem Hochschulbereich nach zusätzlichen
Mitteln für die Universitäten und Fachhochschulen. "Gerade auch, um international mithalten zu können,
ist eine Budgetsteigerung unabdingbar", so Töchterle. Er verweist aber auch darauf, dass die öffentliche
Hand - wie die aktuellen OECD-Daten erneut belegen - in Österreich mehr Budget für den tertiären
Bereich zur Verfügung stellt (1,4 Prozent des BIP), als im OECD-Durchschnitt (1,1 Prozent). "Wir müssen
also auch bei den privaten Mitteln eine weitere Steigerung erreichen", begrüßt Töchterle die
von Minister Dr. Reinhold Mitterlehner für den Herbst angesetzte Enquete zu diesem Thema (2. Oktober 2014,
Hofburg Wien) und die von Staatssekretär Dr. Harald Mahrer - der auch auf seine bisherigen Erfahrungen in
diesem Bereich aufbauen kann -angekündigten Bemühungen. Derzeit liegt der OECD-Durchschnitt betreffend
Privatmittel für den Tertiärbereich bei 0,5 Prozent, in Österreich liegt der Anteil bei 0,073 Prozent.
Es gelte aber auch, organisatorische Maßnahmen zu setzen, spricht sich Töchterle für mehr Verbindlichkeit
an den Universitäten aus. Gerade die vergangenen Tage - an manchen Universitäten waren zum Teil nicht
einmal die Hälfte der Registrierten zu den Aufnahmeverfahren gekommen - hätten gezeigt, "dass es
Schritte gegen die Unkultur der Unverbindlichkeit an den Universitäten braucht, um den Universitäten
eine bessere Planbarkeit zu ermöglichen und die Mittel dort einzusetzen, wo sie auch tatsächlich gebraucht
werden. Wir erwarten von den Universitäten zu Recht Qualität - und müssen ihnen daher auch jene
Rahmenbedingungen ermöglichen, die dafür notwendig sind", so Töchterle. Er sieht auch im konsequenten
Ausbau der Studien- und Berufsberatung einen wichtigen Schritt, um junge Menschen bei der Orientierung im umfassenden
Bildungsangebot gezielt zu unterstützen. Zentral sei weiters, das Betreuungsverhältnis in den Studien
zu verbessern. "Hier wurde mit der Testphase zur Studienplatzfinanzierung ein erster Schritt unternommen."
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Walser: Österreich braucht eine Bildungsrevolution
Besser ausgebildete Lehrkräfte und gemeinsame Schule für mehr Chancengerechtigkeit
Wien (grüne) - "Die heute veröffentlichte Studie "Bildung auf einen Blick 2014"
der OECD bestätigt wieder einmal, dass das österreichische Bildungssystem ungerecht ist und sozialen
Aufstieg eher behindert, als fördert", so Harald Walser, Bildungssprecher der Grünen. "Die
Befunde sind nicht neu, im Ausmaß allerdings erschreckend", so Walser und "vor allem die schlechten
Aufstiegschancen für Frauen können so nicht hingenommen werden." Es sei höchste Zeit für
eine Bildungsrevolution sagt Walser und: "Wir haben keine Zeit auf die Evolution in der ÖVP zu warten."
Österreich liegt bei der Bildungsmobilität an drittletzter Stelle vor Deutschland und Tschechien. "Länder
mit Gemeinsamer Schule schneiden deutlich besser ab", so Walser und ergänzt: "Neben besserem Zugang
zu Bildung brauchen wir auch anders ausgebildete Lehrkräfte, die mit leistungsheterogenen Gruppen und im Team
arbeiten können. Der anstehende Generationenwechsel bei den Lehrkräften ist eine Chance, die Arbeit in
den Schulen deutlich zum Besseren zu verändern", plädiert Walser für eine gemeinsame LehrerInnenausbildung
und ergänzt die Forderung nach der Akademisierung der Ausbildung von KindergartenpädagogInnen: "Die
Frühpädagogik ist das Fundament jeder weiteren Bildung, "billig" geht gar nicht."
Einen wesentlichen Bereich beleuchtet die OECD-Studie allerdings nicht. "Die österreichische Schulverwaltung
ist bürokratisch, teuer und versinkt im Proporz", analysiert Walser und unterbreitet abschließend
ein Angebot an die Regierungsparteien: "Die Grünen stehen für eine Abschaffung des Proporzes in
der Bildungsverwaltung gerne für die notwendige Zweidrittel-Mehrheit zur Verfügung."
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