Wien wird internationales Zentrum für Holocaust-Forschung
Wien (ikg) - Am 09.09. wurde der Grundstein für das Wiener Wiesenthal Institut für Holocaust Studien
(VWI) am Rabensteig durch Bundeskanzler Werner Faymann, Stadtrat Andreas Mailath-Pokorny, Präsident Oskar
Deutsch und Ariel Muzicant gelegt. Nach einer Sanierung des Gebäudes soll das VWI im November 2015 in Vollbetrieb
gehen.
Mit dem Simon Wiesenthal Zentrum wird einer großen Persönlichkeit gedacht und es wird der Grundstein
für ein internationales Forschungszentrum für Holocaust-Studien gelegt: "Simon Wiesenthal ist es
immer um Aufarbeiten gegangen, damit sich diese grauenhaften Verbrechen nie mehr wiederholen können und dürfen.
Das Wiesenthal Forschungszentrum steht darum für Demokratie, Solidarität, Dialog und den ehrlichen Umgang
mit unserer Geschichte", so Bundeskanzler Werner Faymann.
"Das Wiener Wiesenthal Institut ist als Teil einer nachhaltigen Erinnerungskultur zu betrachten, wie sie in
Wien durch den Straßennamenbericht oder dem neuen Deserteursdenkmal praktiziert wird. Das Institut stellt
darüber hinaus auch einen starken Impuls für die Wissenschaft dar: Das Forschungszentrum wird Wien in
den kommenden Jahren zu einem der weltweit führenden Standorte für Holocaust-Studien machen", betonte
Wiens Kultur- und Wissenschaftsstadtrat Andreas Mailath-Pokorny.
"Sinn und Zweck ist es, zu verstehen, wie es überhaupt damals zum Mord an Juden, Roma und Sinti, Homosexuellen
und politisch Andersdenkenden kommen konnte. Auf der anderen Seite ist die heutige Politik und Zivilgesellschaft
gefragt, sowohl gegen den traditionellen, als auch gegen den neuen islamischen Judenhass verstärkt aufzutreten",
so Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde Wien.
Für die Israelitische Kultusgemeinde und den Vorstandsvorsitzenden des Wiesenthal Instituts Prof. Georg Graf
ist es eine große Freude, dass nunmehr mit dem Bau des neuen Wiesenthal Instituts begonnen werden kann. Somit
ist sichergestellt, dass an einem prominenten Ort in Wien im Sinne Simon Wiesenthals, dessen Tochter Paulinka Kreisberg
bei der Grundsteinlegung anwesend war, der Holocaust und die Folgen auf höchster wissenschaftlicher Ebene
aufgearbeitet werden können.
Vollbetrieb ab 2015
Das Wiener Wiesenthal Institut beherbergt den Großteil der Dokumente von Simon Wiesenthal, shoarelevante
Teile des Archivs der IKG und ca. 11.000 Bände zum Thema. Das Institut wurde 2008 nach dem Tod Wiesenthals
gegründet. Derzeit befindet es sich am Desider-Friedmann-Platz. Derzeit werden die neuen Räumlichkeiten
am benachbarten Rabensteig 3 in der Inneren Stadt adaptiert.
Die Unterstützung des künftigen Zentrums am 1., Rabensteig 3 erfolgt anteilig zwischen Stadt Wien und
Bund: Jeweils 3.300.000 Euro stehen für Räumlichkeiten und Infrastruktur zur Verfügung. Diese Summe
bezieht sich auf die vorerst auf 15 Jahre berechnete Kostenabdeckung für die Jahre von 2015 bis 2030.
Das Zentrum verfügt künftig im Vollbetrieb (voraussichtlich ab November 2015) über 1.353 Quadratmeter
Platz und wird damit adäquate Arbeits- und Forschungsbedingungen für MitarbeiterInnen und ForscherInnen
sichern.
Da sich das VWI als internationales Forschungszentrum versteht, wird auf globalen Austausch und Fellowship-Programme,
wie es sie seit Herbst 2012 gibt, besonderer Wert gelegt. Das Fellowship-Programm ermöglicht den intensiven
Austausch zwischen international renommierte GastforscherInnen und österreichischen NachwuchsforscherInnen
- und hilft somit neue Perspektiven in der Holocaust-Forschung zu eröffnen.
Die künftigen Forschungsprojekte werden von externen ProjektteilnehmerInnen durchgeführt und in Kooperation
mit den Trägereinrichtungen des VWI im Inland sowie mit Partnereinrichtungen des VWI im Ausland stattfinden.
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