Sozial-Landesrätin Mag.a Gertraud Jahn - Integrationsarbeit fördert den gesellschaftlichen
Zusammenhalt
Linz (lk) - 1,62 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund leben in Österreich. In Oberösterreich
sind es 209.000 Menschen, was einem Anteil von 14,9 Prozent der Gesamtbevölkerung entspricht. (Quelle: Statistik
Austria; 2013 Als Personen mit Migrationshintergrund werden hier Menschen bezeichnet, deren beide Elternteile im
Ausland geboren wurden. Diese Gruppe lässt sich in weiterer Folge in Migrantinnen und Migranten der ersten
Generation (Personen, die selbst im Ausland geboren wurden) und in Zuwanderer der zweiten Generation (Kinder von
zugewanderten Personen, die aber selbst im Inland zur Welt gekommen sind) untergliedern.
Viele Migrantinnen und Migranten leben in Gemeinden und Kleinstädten außerhalb der Ballungszentren.
Um die Zugewanderten und die Gemeinden bei ihrem Integrationsprozess zu unterstützen, hat die Integrationsstelle
OÖ (istOÖ) im Jahr 2009 den Schwerpunkt kommunale Integrationsarbeit gestartet. Ziel ist es, die Integration
auf regionaler Ebene voranzutreiben. "Mir ist es besonders wichtig, die Integrationsarbeit vor Ort zu stärken,
weil sie für ein gelungenes Zusammenleben und eine funktionierende Gesellschaft von großer Bedeutung
ist. Es ist aber auch klar, dass Bemühungen für eine bessere Integration nicht nur Zuwanderer, sondern
alle Menschen betreffen, die von Ausgrenzung bedroht sind. Das Ziel muss sein, das Wirtschafts- und Sozialsystem
so zu gestalten, dass alle Menschen von ihrem Einkommen gut leben können und ausreichend sozial abgesichert
sind, sagt Sozial-Landesrätin Gertraud Jahn.
Neuer Lehrgang "iKomp vor Ort"
Am 19. September startet mit 16 Teilnehmer/innen erstmals ein Lehrgang "iKomp vor Ort". Es werden Kompetenzen
zur Begleitung von regionalen und kommunalen Integrationsprozessen vermittelt. Der Lehrgang richtet sich an Personen,
die bereits im Bereich der Integration tätig sind bzw. an Personen, die den Bereich regionale bzw. kommunale
Integrationsarbeit als zukünftiges Betätigungsfeld sehen. Die Teilnahme wird mit einem Abschlusszertifikat
(12 ECTS) bestätigt.
Was ist das Ziel kommunaler Integrationsarbeit?
Aus den vielfältigen Erfahrungen kann nunmehr der Schluss gezogen werden: Die Qualität des gesellschaftlichen
Zusammenlebens erweist sich als entscheidender Zukunftsfaktor für den Zentralraum und insbesondere auch für
Städte und Gemeinden, auch im Hinblick auf die zu erwartende demografische Entwicklung.
Übergeordnetes Ziel kommunaler Integrationsarbeit ist es, den gesellschaftlichen Zusammenhalt auf der kommunalen
Ebene zu stärken, indem...
- entsprechende Integrationsstrategien und Handlungsempfehlungen zur Etablierung
nachhaltiger Strukturen auf kommunaler Ebene formuliert werden,
- Integrationsprojekte und -initiativen auf kommunaler Ebene entwickelt und erfolgreich
umgesetzt werden,
- Organisationen und Vereine, die Integrationsarbeit auf Gemeindeebene leisten,
aktiv unterstützt werden,
- ein ausreichendes Angebot an Sprachkursen für Menschen mit Migrationsgeschichte
vor Ort sichergestellt wird,
- ausreichende Informationen rund um die Themen Integration, Migration und Diversität
bereitgestellt werden und
- die Begegnung mit und zwischen den Zugewanderten und der ortsansässigen
Bevölkerung forciert wird.
Welche Angebote/Maßnahmen setzt hier die Integrationsstelle OÖ?
Vonseiten der Integrationsstelle OÖ besteht ein differenziertes Angebot an Unterstützungsmöglichkeiten
sowohl auf regionaler als auch auf kommunaler Ebene. Dieses reicht, abhängig von der jeweiligen Ausgangslage
in der Gemeinde von der Bereitstellung von Wissen und Fachexpertise, über die Koordinierung von Begleitmaßnahmen
bis hin zur Begleitung von strategischen Prozessen in Kooperation mit verschiedenen Trägerorganisationen oder
durch die Integrationsstelle OÖ direkt. Auf regionaler Ebene etwa finden regelmäßig Vernetzungstreffen
in den Bezirken statt. Diese ermöglichen es, in Kooperation mit verschiedenen Akteurinnen und Akteuren die
Ausgangssituation bzw. Entwicklungen in den Bezirken zu identifizieren und entsprechend darauf zu reagieren. In
diesem Zusammenhang ist auch die Nennung für Integration zuständiger Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
in den Bezirkshauptmannschaften zu erwähnen. Dies spiegelt auch die wachsende Wertigkeit des Themas auf regionaler
Ebene wider.
Ein essenzieller Baustein für eine gelingende Prozessbegleitung ist in erster Linie die Klärung der jeweiligen
Rahmenbedingungen der anzustrebenden Begleitung. Abgesehen davon braucht es ein klares politisches Bekenntnis und
Offenheit gegenüber neuen Ideen und Mut, unerforschte Pfade zu betreten. Außerdem braucht es die Verankerung
von Vielfalt und Integration als Querschnittaufgabe auch auf Verwaltungsebene sowie eine koordinierte Steuerung
und Vernetzung verschiedener Handlungsfelder und Akteurinnen und Akteure.
Die kommunale Integrationsarbeit in Oberösterreich hat die Bedürfnisse der jeweiligen Gemeinde im Blick,
wobei Gemeinde in diesem Zusammenhang einerseits als Institution und andererseits als Lebensraum verstanden wird
und diese treffend beschrieben werden können als ähnlich, vielfältig und unterschiedlich zugleich.
Vor allem Unterschiede in der Gemeindestruktur sind in der Praxis ausschlaggebend für lokale Integrationsarbeit.
Aus den Erfahrungen der vergangenen Jahre ergeben sich aktuell folgende Schwerpunkte:
- Wissensvermittlung über Angebote der unterschiedlichsten Organisationen und Einrichtungen wie z. B. solcher
aus dem Bildungs- und Gesundheitsbereich sowie die Vernetzung lokaler Akteurinnen und Akteure mit potenziellen
Projektpartnerinnen und -partnern
- die Initiierung von Entwicklungs- und Strategiegesprächen vor Ort in Kooperation mit der Abteilung "Kommunale
Integration" der Volkshilfe OÖ, der Flüchtlings- und Migrantenhilfe der Caritas der Diözese
Linz sowie der Berater/innengruppe "vor.Ort"
- finanzielle und fachliche Unterstützung bei der Entwicklung und Umsetzung von Projekten sowie der Organisation
von Veranstaltungen auf kommunaler Ebene
- Förderung von Sprachkursen für Menschen mit Migrationsgeschichte
- Förderung der interkulturellen Kommunikation, der emotionalen Intelligenz sowie der interkulturellen Sensibilität
durch die Schaffung eines Raums, um offen und aktiv sowie auf kreative Weise zukunftsorientierte Entwicklungen
diskutieren zu können
- die Einrichtung diverser Vernetzungsplattformen zur Förderung des interkulturellen Dialogs und der Begegnungen
Darüber hinaus hat sich die Integrationsstelle OÖ sowohl als Förder- als auch als Wissens- und Kompetenzort
weiterentwickelt, indem sie beispielsweise...
- proaktive, zielgruppenorientierte Informations- und Öffentlichkeitsarbeit u. a. durch die Einrichtung einer
eigenen Homepage als Informations- und Wissensportal (www.integrationsstelle-ooe.at) sowie die Erstellung des seit
2011 alle zwei Jahre aktualisierten Umsetzungsberichtes zum Integrationsleitbild des Landes OÖ geleistet hat,
- im Rahmen von Bürgermeisterinnen- und Bürgermeisterkonferenzen aktive Informationsarbeit leistet und
regelmäßig regionale Vernetzungstreffen organisiert,
- eine interne Strukturierung und Kategorisierung von Wissen vorgenommen hat,
- im Rahmen der seit 2009 jährlich stattfindenden Landesintegrationskonferenz die wissenschaftliche Auseinandersetzung
mit dem Thema Integration fördert und
- die Verortung der Themen Integration, Diversität und interkulturelle Kompetenz in die strategischen Prozesse
der oö. Landesverwaltung sichergestellt hat.
Warum ist kommunale Integrationsarbeit wichtig?
Kommunale Integrationsarbeit ist deshalb von Bedeutung, weil erfolgreiche Integration vor Ort der Schlüssel
zu einer funktionierenden Gesellschaft und einem gelingenden Zusammenleben vor Ort ist. Nirgends sonst wird Integration
spürbarer als im täglichen Miteinander der Menschen vor Ort.
Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt vor Ort zu stärken, müssen mithilfe von kommunalen Integrationsmaßnahmen
gesamtgesellschaftliche Fragestellungen und Strategien auf ihre Relevanz vor Ort überprüft und bestmöglich
an die Gegebenheiten in der jeweiligen Gemeinde (Zahl der Einwohnerinnen und Einwohner, Fläche, geografische
Lage, vorhandene Infrastruktur, politische Gegebenheiten, Vielfalt in der Zusammensetzung der Bevölkerung
etc.) angepasst werden. Dies erfordert natürlich eine breite Einbeziehung der Akteurinnen und Akteure in die
Integrationsprozesse aus den unterschiedlichsten Handlungsfeldern (z. B. Politik, Verwaltung, Kindergarten, Schulen,
Vereine etc.) als Expertinnen und Experten vor Ort.
Welche positiven Beispiele können hier vorgebracht werden?
Wie bereits erwähnt, sind Unterstützungsangebote der Integrationsstelle OÖ im Rahmen kommunaler
Integrationsarbeit abhängig von der jeweiligen Ausgangslage in der Gemeinde. Während etwa in der einen
Gemeinde Fragen im Zusammenhang mit der Förderung von Mehrsprachigkeit als Ressource thematisiert werden,
geht es in anderen Gemeinden um die Gestaltung von öffentlichen Räumen für bestimmte Zielgruppen.
In einer anderen Gemeinde wiederum kann die Zusammenarbeit verschiedener Akteure im Jugendbereich oder auch die
Entwicklung einer gemeindespezifischen "Willkommenskultur" Thema sein. Die zentrale Fragestellung im
oberösterreichischen Konzept kommunaler Integrationsarbeit lautet: Wie kann sowohl der Diversität der
Bewohnerinnen und Bewohner als auch der Vielfalt an Lebensentwürfen in der gemeinsamen Gestaltung des Zusammenlebens
vor Ort Rechnung getragen werden bzw. auf welche Weise(n) kann die Teilhabe aller verwirklicht und Chancengerechtigkeit
sichergestellt werden.
Von Seiten der Integrationsstelle OÖ werden folgende Gemeinden in Form strategischer Prozessbegleitung direkt
unterstützt: Stadtgemeinde Ansfelden, Stadtgemeinde Attnang-Puchheim, Stadtgemeinde Mattighofen, Stadtgemeinde
Ried i. Innkreis
Darüber hinaus bietet die Integrationsstelle OÖ in Kooperation mit der Volkshilfe OÖ sowie der Flüchtlings-
und Migrantenhilfe der Caritas der Diözese Linz zurzeit diverse Unterstützungsangebote in rund 40 Gemeinden
aus den verschiedenen Bezirken. Zukünftig soll dieses Angebot flächendeckend auf sämtliche Bezirke
ausgeweitet werden.
iKomp vorort - Lehrgang zur Begleitung von regionalen und kommunalen Integrationsprozessen
Aufgrund der zunehmenden Komplexität im Umgang mit den Herausforderungen und Potenzialen gesellschaftlicher
Vielfalt, insbesondere jenen auf regionaler und kommunaler Ebene, hat die Integrationsstelle OÖ im vergangenen
Jahr den Lehrgang "iKomp vorort" konzipiert. Dieser startet erstmals am 19. September 2014. Ziel dieses
Lehrgangs ist die Vermittlung von Kompetenzen zur Begleitung von regionalen und kommunalen Integrationsprozessen.
Zu diesem Zweck werden u. a. aktuelle gesellschaftliche Entwicklungen und Trends aufgezeigt, die Grundlagen prozesshaften,
systemischen sowie projektorientierten Arbeitens im Integrationsbereich vermittelt und die Wirkungen gruppendynamischer
Prozesse sowie der Einsatz adäquater Interventionstechniken und Kommunikationsstrategien erläutert.
Bürgemeister Manfred Baumberger -
Ansfelden unterstützt gutes Zusammenleben in der Stadt
Bereits seit rund 20 Jahren fördert die Stadt Ansfelden gutes Zusammenleben. Waren es Anfangs Maßnahmen
wie die muttersprachliche Frühförderung in den Kindergärten, kamen mit der Zeit mehr und mehr Angebote
dazu, die Menschen im friedlichen und verträglichen Zusammenleben in allen Lebensbereichen unterstützen.
Seit rund 4 Jahren erfahren die politischen Entscheidungsträger und die Verwaltung aktive Begleitung durch
die Integrationsstelle Oberösterreich und die Berater/innengruppe vor.ort. Die Stadt profitiert von diesem
Angebot außerordentlich, da es um Weiterentwicklung eines zukunftsweisenden Themenbereiches geht.
Zusammenleben - das machen alle Menschen
"Schon die Wahl des Prozesstitels "Zusammenleben in Ansfelden" stellt klar, was bei uns Sache ist:
Zusammenleben ist etwas, was zwischen allen Menschen stattfindet, die in der Stadt leben. Manche glauben immer
noch, das hat nur etwas mit "den Ausländern" zu tun - was so nicht stimmt. Wir laden jeden und jeden
ein, die Angebote zu nutzen und selbst aktiv zu werden. Gutes Zusammenleben entsteht dadurch, dass jeder seinen
Anteil dazu beiträgt", so Manfred Baumberger, Bürgermeister der Stadt Ansfelden.
Breiter Angebotsmix in Ansfelden
Ansfelden setzt auf einen breiten Angebots-Mix: Im Bereich Bildung gibt es beispielsweise Sprachmittler in Pflichtschulen,
die Eltern und Pädagog/innen ihre Anliegen und Fragen im Schulbereich über verschiedene Sprachgrenzen
hinweg zu kommunizieren. Im Bereich Freizeit und Begegnung engagieren sich freiwillig Menschen im Angebot "Brücken~bauer~Innen".
Sie bauen Hemmschwellen zwischen Menschen ab und führen neue Bürger und Bürgerinnen in der Stadt
an kommunale Angebote und Vereine heran. Im Bereich Wohnen unterstützt das Angebot "Ansfelden Miteinander"
Menschen dabei, selbst gutes Zusammenleben im Wohnumfeld zu gestalten und Netzwerke zwischen den Nachbarn und Nachbarinnen
zu schaffen. Auch die Stadtverwaltung ist mit im Boot der Angebote und bildet sich im Umgang mit Vielfalt und Diversität
weiter.
Referent Kommunales Zusammenleben als Ansprechpartner für Organisationen
"Das Thema ist für uns zukunftswichtig und keine Nebenaufgabe: so bietet die Stadtverwaltung mit finanzieller
Unterstützung durch die Integrationsstelle Oberösterreich seit über einem Jahr mit dem Referent
für kommunales Zusammenleben einen Ansprechpartner für Vereine und Organisationen im Bereich Zusammenleben.
Ein Schwerpunkt seiner Aufgaben liegt in der Koordination und gemeinsamen Weiterentwicklung der Angebote der Stadt",
so Bürgermeister Manfred Baumberger. Durch die Teilnahme am Lehrgang "iKomp vorort" erweitert die
Stadtverwaltung als Organisation ihr Know-how um zusätzliches theoretisches und praktisches Handwerkszeug
für die weitere Arbeit in diesem spannenden Themenfeld.
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