Einfach dasein, wenn es notwendig ist – Zum Welttag der Suizidprävention am 10. September
Wien (edw) - "Ich mag nicht mehr leben" - wenn ein/e Angehörige/r oder Freund/in so etwas
sagt, sollte man unbedingt hellhörig werden und das als klaren Hilferuf verstehen, den bei 90 % aller Selbstmorde
werden vor der Tat Signale ausgesandt. Gefragt sind in dieser sensiblen Situation in erster Linie Menschen, die
zuhören können. Im Gespräch werden so mögliche Suizidgedanken offen und direkt angesprochen
und man kann der eigenen Sorge um den betroffenen Menschen ruhig Ausdruck verleihen. Verständnis für
die eigene schwierige Situation zu finden, gibt das Gefühl, mit den Problemen nicht allein zu sein. Oft eröffnen
sich in der Folge neue und andere Perspektiven.
Die Telefonseelsorge bietet seit beinahe 50 Jahren die Möglichkeit eines vertraulichen Gesprächs. Pro
Jahr werden alleine bei der Telefonseelsorge in Wien, die ein Fachbereich der Kategorialen Seelsorge der Erzdiözese
Wien ist, mehr als 30.000 Gespräche geführt, österreichweit sind es an die 100.000. Immer mehr AnruferInnen
- ein gutes Drittel - leiden unter einer psychischen Störung oder Erkrankung. Das wichtige Angebot der Telefonseelsorge
besteht in der Verfügbarkeit 24 x 7, also rund um die Uhr und in der "Niederschwelligkeit". Man
kann einfach anrufen, wo immer man ist und mit jemandem reden. Das Gespräch ist natürlich vertraulich.
In einem zweiten Schritt erfolgt wenn nötig die Ermutigung, ärztliche oder psychotherapeutische Hilfe
in Anspruch zu nehmen.
Erfreulicherweise ist in Österreich die Zahl der Suizide seit 1987 kontinuierlich zurückgegangen. Laut
WHO nehmen sich aber weltweit pro Jahr 800 000 Menschen das Leben, zwanzigmal mehr machen einen Selbsttötungsversuch.
Bemerkenswert ist, dass es in fast allen Weltregionen die höchsten Suizidraten bei den über 70-Jährigen
gab. Dies trifft auch auf Österreich zu und macht betroffen. Von den 1 291 Menschen, die sich im Jahr 2013
hier das Leben nahmen, waren 1/3 älter als 65, wobei Männer über 85 Jahre eine ganz besondere Risikogruppe
darstellen.
Ältere Menschen sind in hohem Maß gefordert mit Verlusten und Einschränkungen umzugehen - Verlust
nahestehender Menschen, Verlust von Selbständigkeit, Erkrankungen, Kontaktmangel und Isolierung, Sinnverlust
u.v.m.
Der Welttag der Suizidprävention wurde gegründet, um eine höhere Sensibilität für dieses
Thema auch im gesellschaftspolitischen Diskurs zu fördern, was in Österreich durch viele Initiativen
auch schon umgesetzt wurde. Ein besonderes Augenmerk muss in diesem Zusammenhang auf den Umgang mit älteren
und alten Menschen gerichtet werden.
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