IHS- Prognose für 2014 und 2015 Hohe

 

erstellt am
19. 09. 14
10.00 MEZ

Unsicherheit lähmt Konjunktur
Wien (ihs) - In den letzten Monaten haben sich die Konjunkturaussichten eingetrübt. Vor diesem Hintergrund muss das Institut seine Prognose für das BIP-Wachstum 2014 in Österreich auf 0.8 % zurücknehmen. Für nächstes Jahr wird ein Wachstum von 1.6 % erwartet. Aufgrund der schwachen Wirtschaftsdynamik bleibt die Arbeitslosigkeit hoch (8.3 %). Bei striktem Budgetvollzug hält das Institut für 2015 ein Budgetdefizit von 1.6 % für erreichbar.

Die Dynamik der Weltkonjunktur verlief im ersten Halbjahr enttäuschend. In den USA ist die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal gegenüber dem Vorquartal um 1.0 % gestiegen, allerdings nach einem, primär witterungsbedingten, Rückgang um 0.5 % zu Jahresbeginn. Aufgrund der Mehrwertsteuererhöhung verzeichnete die japanische Wirtschaft im zweiten Quartal einen Einbruch (-1.8 %), nach einem durch Vorziehkäufe geprägten sehr guten ersten Quartal (1.5 %). Weiterhin gedämpft verläuft die Konjunktur in den Schwellenländern. Im Euroraum stagnierte die Wirtschaftsleistung im zweiten Quartal, nach 0.2 % Wachstum im ersten Quartal. Es zeigen sich zwar deutliche Anzeichen für eine Stabilisierung der Wirtschaftslage in den von der Schuldenkrise besonders betroffenen Staaten, die durchgreifende Reformen früh in Angriff nehmen mussten, allerdings stagnierte die Wirtschaftsleistung in Frankreich und Italien ist in die Rezession zurückgefallen. Im Jahresverlauf haben sich die Stimmungsindikatoren eingetrübt. Die Ukraine-Russland-Krise und das Ausbleiben der Festigung des 2013 begonnen Aufschwungs dürften die Hauptgründe für diese Entwicklung sein. Die vorliegenden Indikatoren deuten somit nicht auf eine durchgreifende Belebung der Konjunktur in der zweiten Jahreshälfte 2014 hin. Erst 2015 sollte die Dynamik wieder anziehen, wird aber weiterhin nur verhalten ausfallen.

In der zweiten Jahreshälfte 2013 hat die Konjunktur in Österreich angezogen. Im ersten Halbjahr 2014 blieb das Wachstumstempo aber hinter den Erwartungen zurück. Laut der vorliegenden Quartalsrechnung betrugen die Wachstumsraten gegenüber dem Vorquartal 0.1 % bzw. 0.2 %. Aufgrund der vorliegenden Informationen geht das Institut davon aus, dass sich die österreichische Konjunktur auch in der zweiten Jahreshälfte nur verhalten beleben wird. Vor diesem Hintergrund wird die Wachstumsprognose für den Jahresdurchschnitt 2014 auf 0.8 % zurückgenommen. Für das kommende Jahr wird eine Zunahme des BIP um 1.6 % erwartet. Die vorliegende Prognose beruht noch auf den Daten gemäß ESVG 1995.

Die Prognose basiert auf dem folgenden internationalen Konjunkturbild. Die Einschätzung fällt weniger optimistisch als im Frühjahr aus. Der Euroraum hat zwar die Rezession überwunden, das Wirtschaftswachstum fällt mit 0.7 % im laufenden bzw. 1.4 % im kommenden Jahr aber wenig dynamisch aus. Deutschland bleibt der Wachstumsmotor, Italien und Frankreich haben hingegen ihre Strukturprobleme noch nicht überwunden. Die US-Wirtschaft wächst um 2.1 % bzw. 2.8 %. In den OECD-Staaten insgesamt wird das Bruttoinlandsprodukt um 1.9 % bzw. 2.4 % zulegen. In den Schwellenländern bleibt die Konjunktur im historischen Vergleich wenig dynamisch.
Die Prognoserisiken sind nach wie vor hoch. Die Weltwirtschaft bleibt anfällig für Störungen. Die politischen Spannungen (Ukraine, Irak) erhöhen die Unsicherheit, was sich gegenwärtig nur in sich verschlechternden Stimmungsindikatoren niederschlägt. Eine Verschärfung der Ukraine-Russland-Krise mit eskalierenden Handelssanktionen würde den Welthandel spürbar verlangsamen sowie die Umsatzerwartungen der Unternehmen verringern und damit die Investitionstätigkeit beeinträchtigen. Die politischen Spannungen könnten auch zu einem Anstieg der internationalen Energiepreise führen. Allfällige Turbulenzen an den Finanzmärkten, etwa ausgelöst von neuerlichen Problemen im Bankenbereich wie Kreditausfälle, Abschreibungen und ernüchternde Resultate der EZB-Stresstests würden die Konjunktur ebenfalls belasten. Das Risiko einer Deflation im Euroraum wird vom Institut hingegen als gering eingeschätzt.

Nach dem Rückgang der realen Konsumausgaben der privaten Haushalte in Österreich im Vorjahr bleibt die Konsumnachfrage in der Prognoseperiode aufgrund der lediglich moderaten Entwicklung des verfügbaren Einkommens verhalten. Für die Jahre 2014 und 2015 rechnet das Institut mit Wachstumsraten von 0.5 % bzw. 0.8 %. Im Prognosezeitraum bleibt die Sparquote somit konstant, allerdings auf einem historisch niedrigen Niveau (6 ½ %).

Die Unsicherheiten über die zukünftige Wirtschaftsentwicklung trüben das Investitionsklima. Dem wirken die günstigen Finanzierungskonditionen und der steigende Bedarf an Ersatzinvestitionen entgegen. Während die Ausrüstungsinvestitionen im heurigen Jahr noch annähernd stagnieren dürften (0.5 %), sollte dieses Aggregat nächstes Jahr wegen der internationalen Konjunkturbelebung um 3.8 % wachsen. Für die Bauinvestitionen wird weiterhin ein Wachstum von 1.3 % bzw. 1.8% erwartet. Dies impliziert für die Bruttoanlageinvestitionen Zuwächse von 0.9 % bzw. 2.7 %.

Die österreichische Außenwirtschaft leidet unter der schwachen internationalen Konjunktur. Für das heurige Jahr wird eine Zunahme der realen Warenexporte um 3.8 % erwartet, nächstes Jahr sollten die Warenexporte aufgrund des stärkeren Wachstums der Exportmärkte und des schwächeren Euro-Dollar-Wechselkurses um 5.3 % zulegen. Die Gesamtexporte laut VGR steigen gemäß der Prognose um 3.1 % bzw. 4.9 %. Insbesondere aufgrund der anziehenden Binnennachfrage steigen die Importe vergleichsweise kräftig. Die Warenimporte legen in diesem und im kommenden Jahr um 3.4 % bzw. 5.0 % zu. Die Gesamtimporte steigen um 3.4 % bzw. 4.8 %. Von der Außenwirtschaft geht somit nur im kommenden Jahr ein positiver Wachstumsbeitrag aus.

Im Durchschnitt der ersten acht Monate des heurigen Jahres betrug die Inflationsrate 1.7 %. Auch für den weiteren Prognosezeitraum ist nur mit einem geringen Preisdruck zu rechnen, sodass das Institut weiterhin von einem heimischen Preisauftrieb von 1.8 % ausgeht. Allerdings liegt die Inflationsrate damit deutlich über der im Euroraum. Dies geht einerseits auf notwendige Preisanpassungsprozesse in den peripheren Regionen des Euroraums zurück, reflektiert aber auch stärker steigende Nahrungsmittel- und Dienstleistungspreise in Österreich. Für den Jahresdurchschnitt 2015 erwartet das Institut eine Inflationsrate von 2.0 %.

Die Lage am Arbeitsmarkt wird weiterhin von der schwachen Konjunktur und dem steigenden Arbeitskräfteangebot, insbesondere von Personen ohne österreichische Staatsbürgerschaft, bestimmt. Ausgehend von 7.6 % im Vorjahr dürfte die Arbeitslosenquote im Jahresdurchschnitt 2014 auf 8.3 % klettern. Nächstes Jahr könnte die Arbeitslosigkeit auf diesem Niveau verharren, da die Konjunkturbelebung für einen Rückgang der Arbeitslosigkeit zu gering ausfallen wird. Die Arbeitslosenquote laut Eurostat-Definition beträgt gemäß Prognose 2014 und 2015 jeweils 5.0 %.

Die Lage der öffentlichen Haushalte wird von der Konsolidierung, der schwachen Konjunktur und den Maßnahmen zur Abwicklung der Hypo Alpe Adria Bank geprägt. Für die Jahre 2014 und 2015 erwartet das Institut ein Budgetdefizit von 2.8 % bzw. 1.6 % des BIP. Das Institut geht dabei von einem strikten Budgetvollzug zur Einhaltung des anvisierten Konsolidierungspfades aus. Aufgrund der schwachen Konjunktur und allfällig notwendiger zusätzlicher Mittel für die Banken bestehen aber beträchtliche Prognoserisiken. Darüber hinaus muss Spielraum zur Finanzierung einer notwendigen Steuerreform geschaffen werden, die die gesamtwirtschaftliche Steuerquote merklich senkt. Mittelfristig sind weitere Anstrengungen für eine allmähliche Reduktion der Schuldenquote notwendig. Die Konsolidierung darf allerdings die langfristigen Wachstumsaussichten nicht schwächen. Kürzungen bei produktiven staatlichen Investitionsausgaben (etwa für Bildung, Forschung und Entwicklung, Innovationsförderung) hätten langfristig negative Wirkungen. Vielmehr sind Reformen im Bereich der konsumtiven Staatsausgaben (Verwaltung, Pensionen, Subventionen) und eine anreizkompatiblere Ausgestaltung des Finanzausgleichs angezeigt.

 

 

 

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