Burgenland startet Aufholjagd: Neue Strategie für
 mehr Forschung, Technologie und Innovation

 

erstellt am
19. 09. 14
10.00 MEZ

FH Burgenland und WiBAG legen "FTI-Strategie Burgenland 2025" vor – Ziel: Steigerung der Forschungsaktivitäten und der Forschungsquote
Eisenstadt (fh) - Das Land Burgenland verfügt erstmals über einen ausgeklügelten Plan,
um Forschung, Technologie und Innovation gezielt und langfristig zu stärken. Die "FTI-Strategie Burgenland 2025" ist das Ergebnis eines mehrmonatigen Nachdenkens. Daran beteiligt waren unter Federführung von FH Burgenland und der WiBAG rund 45 Experten aus Wirtschaft, Wissenschaft, Forschungsmanagement und Verwaltung. Auch eine Enquete im burgenländischen Landtag war dem Thema gewidmet. Das gemeinsame Ziel: Die Forschungsquote von derzeit 0,76 Prozent deutlich anheben.

"Erneuerbare Energie, nachhaltige Lebensqualität sowie intelligente Produkte und Prozesse bilden den inhaltlichen Mittelpunkt unseres Plans", betont Landeshauptmann Hans Niessl, der die Erarbeitung der Strategie vor einem Jahr angestoßen hat. Ein "Forschungsbeauftragter des Landes Burgenland" und ein "Rat für Forschung, Technologie und Innovation", bestehend aus renommierten, unabhängigen Experten, werden die Umsetzung vorantreiben. Die erforderlichen Mittel für "mehr Forschung" sollen insbesondere aus dem kommenden EU-Förderprogramm kommen, kündigt Niessl an.

Niessl: Forschung ankurbeln. Wissensbasierte Arbeitsplätze schaffen.
"Das Burgenland verfügt über keine namhaften Bodenschätze oder andere bedeutende Rohstoffe. Das Erfolgsrezept für die Zukunft steckt in den klugen Köpfen", unterstreicht der Landeshaupt-mann. Es gelte daher, dem Einfallsreichtum, der Innovationskraft und der Kreativität viel mehr Aufmerksamkeit zu schenken und breite Entfaltungsmöglichkeiten zu bieten.

Das Burgenland habe die Notwendigkeit eines umfassenden Bildungs- und Ausbildungsangebotes im Land erkannt und die Weichen in diese Richtung gestellt. "Heute sind wir Bildungsland Nr. 1 in Österreich." Dieser erfolgreiche Weg werde auch von der positiven wirtschaftlichen Entwicklung untermauert. "Um den Aufwärtstrend aber abzusichern, die Attraktivität als Wirtschaftsstandort weiter zu erhöhen und wissensbasierte Arbeitsplätze zu schaffen, ist nun ein Schub im Bereich Forschung, Technologie und Innovation unabdingbar."

Er habe sich daher auch engagiert in die Erarbeitung der Strategie und in den Aufbau von neuen Strukturen eingebracht, sagt Niessl. "Das Ergebnis, das in vielen hunderten Stunden erarbeitet worden ist, kann sich sehen lassen." Das Burgenland habe damit auch den Anregungen des Bundesrechnungshofes entsprochen. Die FTI-Strategie wurde von der Landesregierung bereits Mitte Juli beschlossen und nun dem Landtag zugeleitet. "Je breiter die politische Zustimmung ist, desto höher werden Akzeptanz und Erfolgsquote ausfallen", ist Niessl überzeugt.

Mayrhofer: Auf- und Ausbau burgenländischer FTI-Kompetenzen
Als "sehr spannende Reise" beschreibt der Forschungsleiter der FH Burgenland und Leiter des Projektes, der Wissenschaftler Walter Mayrhofer, die vergangenen Monate bei der Erstellung der FTI-Strategie. "Nach viel Planung, unzähligen Gesprächen, Meetings und konstruktiver Arbeit sind nun viele Eckpunkte der Reise klar - nämlich wo wir stehen, wo wir hinwollen, wie wir hinkommen und welche Route wir einschlagen." Nicht übersehen dürfe man, "dass für uns auch der Weg selbst ein Ziel ist und dass wir auch das Unerwartete am Wegesrand mit Enthusiasmus aufnehmen und angehen werden", erläutert Mayrhofer: "Das entspricht dem Wesen von Forschung." So werde es gelingen, die Forschungslandschaft bunter zu gestalten und die Forschungsquote anzuheben.

Die FTI-Strategie Burgenland 2025 stelle jedenfalls den Auf- und Ausbau burgenländischer FTI-Kompetenzen sicher. "Vor allem im Bereich Erneuerbarer Energien und in allem, was Lebensqualität fördert, sowie in einigen speziellen Produktionsfeldern gibt es gute Chancen für das Burgenland." Er plädiere gleichzeitig auch dafür, den Fokus nicht zu eng zu gestalten, sondern offen zu bleiben für alles, was zukunftsträchtig ist.

Die inhaltliche Ausrichtung und Abstimmung müsse durch verschiedene Anstrengungen unterstützt werden, ist Mayrhofer überzeugt. So wünsche er sich mehr Bewusstsein für Forschung, Technologie und Innovation und eine weitere Stärkung der Aus- und Weiterbildung. Zudem werde man weiter in den Ausbau der Forschungsinfrastruktur investieren, dem Gründerservice mehr Aufmerksamkeit schenken und die FTI-Koordination verbessern müssen, meint Mayrhofer.

Perner: Betriebe unterstützen - Möglichkeiten schaffen
"Nur ein Viertel der burgenländischen Unternehmen betreiben heute Forschung und Entwicklung", konstatiert WiBAG-Vorstandsdirektor Günter Perner. Dies sei eines der bemerkenswertesten Ergebnisse aus dem "Wirtschaftsradar", einer repräsentativen Umfrage, die im Frühjahr vom Institut für Strategieanalysen im Rahmen eines Projekts der FH Burgenland und der WiBAG durchgeführt wurde. "Um entwicklungsfähig und konkurrenzfähig zu sein, ist jedoch dieses Viertel viel zu wenig. Genau da wollen und werden wir ansetzen", bekräftigt Perner.

Gerade für die WiBAG sei es wesentlich, dass das Burgenland im Bereich Forschung und Entwicklung vorankommt. Was in der letzten EU-Förderperiode mit Initiativen wie "Gute Idee Burgenland" oder mit dem Innovationspreis begonnen wurde, soll nun in der gemeinsamen FTI-Strategie auf eine neue Ebene gehoben werden. "Wir möchten und werden gezielt unterstützend eingreifen, damit sich mehr Unternehmen in die Forschung ‚trauen' oder zumindest in die Entwicklung neuer Produkte investieren."

Die WiBAG verfüge über ein gutes Instrumentarium, mit dem Forschung, Technologie und Innovation in bestehenden Unternehmen gefördert und innovative Firmenneugründungen angestoßen werden können. "Die WiBAG ist und bleibt hier Anlaufstelle Nummer 1 für konkrete Projekte", so Perner.

Pehm: FH Burgenland als "Dreh- und Angelpunkt" für Forschung im Burgenland
Die FH Burgenland und ihre Tochtergesellschaft Forschung Burgenland würden bereits seit Jahren einen wirkungsvollen Beitrag zur Innovationskraft in der Ost-Region leisten, stellt FH-Geschäftsführer Georg Pehm fest: "Wir arbeiten derzeit parallel an über 50 Projekten mit einem Volumen von über fünf Mio. Euro, verzeichnen zweistellige Zuwachsraten in diesem Bereich und konnten unsere wissenschaftlichen Kapazitäten allein im letzten Jahr mehr als verdoppeln."
Damit stelle die Hochschule mit ihren modernen Labors in Eisenstadt und Pinkafeld einen "zentralen Dreh- und Angelpunkt für die Umsetzung der FTI-Strategie im Burgenland dar", sagt Pehm, in dessen Kompetenzbereich an der FH Burgenland der Bereich Forschung fällt. Die FH habe es daher als "selbstverständliche Selbstverständlichkeit" gesehen, ihre Ideen und Kräfte in die Erstellung der vorliegenden Strategie einzubringen.

Er sehe die FH Burgenland noch mehr als bisher als "1. Andockstation für KMUs und Industrie". Denn: Multinationale Großkonzerne verfügten ohnehin über eigene Forschungseinheiten. "Für den mittelgroßen Industriebetrieb sind wir jedoch oftmals der einzige Partner, um neue Produkte, Verfahren und Marktchancen zu erarbeiten", argumentiert Pehm: "Außerdem wissen wir, wie die Unternehmen in der Region ticken und was sie brauchen, um Projekte erfolgreich umsetzen zu können." Er wünsche sich auch, dass das Potenzial, das in Hunderten Bachelor- und Masterarbeiten stecke, von der privaten und öffentlichen Wirtschaft noch stärker wahrgenommen wird. "Das ist ein ungemein nützlicher Schatz, der sich sogar jährlich erneuert, jährlich größer wird und noch bei weitem nicht gehoben ist."

Die Hochschule wolle sich zudem stark in der Vernetzung einbringen. "Unser Zugang zu zahlreichen universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtung, wie etwa der Plattform Forschung Austria, Universitäten oder dem gesamten Fachhochschulbereich, soll der burgenländischen Wirtschaft genau jene Kanäle öffnen, über die innovative Ideen ins Land fließen und überregionale Kooperationen entstehen", sagt Pehm.


Facts and Figures
Der Auftrag zur Erstellung der FTI-Strategie wurde der FH Burgenland (als LeadPartner) und der WiBAG (als Projektpartner) im Herbst 2013 erteilt. Die FTI-Strategie umfasst 40 Seiten und beschreibt die geplante Entwicklung von FTI im Burgenland zwischen 2015 und 2025.
Das Projekt FTI gliedert sich in drei Phasen:

Phase 1:
11|2013-12|2013 Ressourcenschaffung und Vorbereitung

Phase 2:
01|2014-08|2014 Analyse und Durchführung eines breit angelegten Strategiefindungsprozesses unter Einbeziehung relevanter Anspruchsgruppen sowie Experten

Phase 3:
09|2014-12|2014 Planung der Implementierung der FTI-Strategie

Als Projektleiter fungiert DI Dr. Walter Mayrhofer, Forschungsleiter der FH Burgenland und einer der Geschäftsführer der Forschung Burgenland. Im Projektteam wirken zudem DI Michael Sedlak, Silvia Huber BA und Mirjam Reiter mit. Das Projektvolumen beträgt rund EUR 250.000 und wird aus Fördermittel der Europäischen Union ("Governance-Projekt") abgedeckt.

Die FTI-Strategie kann - einen positiven Beschluss durch den Burgenländischen Landtag vorausgesetzt - unter der eMail-Adresse office@fh-burgenland.at kostenlos angefordert werden.

 

 

 

Allgemeine Informationen:
http://www.fh-burgenland.at

 

 

 

 

 

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