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			 Meisterwerke im Fokus – von 17. September 2014 bis 18. Jänner 2015 im Oberen Belvedere
			 
			Wien (belvedere) - Der österreichische Maler Josef Dobrowsky (1889-1964) zählt zweifelsohne zu den maßgebenden
			österreichischen Künstlern der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Bis zu seinem Tod im Jahr 1964
			schuf Dobrowsky ein umfassendes Oeuvre, für das er mehrfach ausgezeichnet wurde. Erstmals seit 55 Jahren zeigt
			nun mit dem Belvedere wieder eine staatliche Institution eine Einzelausstellung Dobrowskys und setzt sich mit dem
			Werk dieses bedeutenden heimischen Künstlers auch wissenschaftlich auseinander. Die Ausstellung "Meisterwerke
			im Fokus: Josef Dobrowsky - Wahrnehmung und Farbe" zeichnet vom 17. September 2014 bis 18. Jänner 2015
			Dobrowskys Entwicklung vom Landschafts- und Porträtmaler, der beide Weltkriege erlebt hat, zu einem entscheidenden
			Akademieprofessor und Vorbereiter der österreichischen Nachkriegsmoderne nach und präsentiert diesen
			bislang unzulänglich gewürdigten Künstler in seiner gesamten Bandbreite. 
			 
			"Obwohl Dobrowsky zweimal (1936 und 1962) den Großen Österreichischen Staatspreis erhielt und zwischen
			1932 und 1956 fünfmal auf der Biennale in Venedig vertreten war, ist er in den letzten Jahren ein Künstler
			der Experten und des Kunstmarktes gewesen - einem breiteren und auch internationalen Publikum ist sein umfangreiches
			Werk jedoch bislang eher unbekannt geblieben. Es freut mich daher, dass nun im Rahmen der Reihe Meisterwerke im
			Fokus Dobrowskys Bedeutung für die österreichische Malerei wiederentdeckt und der bedeutende Stellenwert
			des Künstlers in seiner Zeit nachvollzogen werden kann", erläutert Belvedere-Direktorin Agnes Husslein-Arco. 
			 
			Josef Dobrowsky gilt nicht nur als wichtiger Künstler der Zwischenkriegszeit, sondern auch als Wegbereiter
			der Nachkriegsmoderne in Österreich, zumal in seinem Werk die Themen der formalen und gestischen Abstraktion
			schon angelegt sind. In diesem Zusammenhang wird besonders die Hinwendung zur Farbe als autonomem Ausdrucks- und
			Kompositionsmittel wichtig. Schon sehr früh setzte sich Dobrowsky mit den Themen Farbe, Bildkomposition und
			Kunsttheorie auseinander. Seine Bilder zeigen virtuos, dass die malerische Tradition nicht übergangen wird
			und zugleich die Errungenschaften der Moderne mitgedacht werden. So sind in seinem Werk, im Umgang mit Formen und
			Farben, die Themen der österreichischen Nachkriegsavantgarde bereits vorhanden: der Aufbau eines Bildes aus
			dem Eigenwert der Farben heraus, der Anspruch auf künstlerische Autonomie und die Überwindung des Akademismus. 
			 
			Zahlreiche Werke aus der Sammlung des Belvedere stehen im Mittelpunkt der Ausstellung und spiegeln die unterschiedlichen
			Arbeitsphasen des Künstlers, sein thematisches und stilistische Bandbreite wider, das von Landschaften und
			Dorfansichten bis zu Porträts und (Blumen-)Stillleben reicht. Gezeigt werden vor allem Entwicklungslinien
			innerhalb seines Oeuvres: von den Anfängen, der "klassischen Phase" und dem Spätwerk bis hin
			zu seinem Einfluss auf die österreichische Nachkriegsmoderne. Ölgemälde, Zeichnungen und Grafiken
			zeigen das breite Spektrum von Dobrowskys Schaffen. "Es scheint aus heutiger Sicht geboten, einen neuen Blick
			auf diesen großen und wichtigen österreichischen Künstler zu werfen und ihn mit einem entsprechend
			zeitgenössischen Diskurs zu verschränken", erklärt Kurator Axel Köhne. "Um einen
			frischen Blick auf Dobrowsky zu werfen, wurde im Zuge der Ausstellung auf neue wissenschaftliche Methoden und Ansätze
			zurückgegriffen. Anhand von Beispielen wurden die formale Entwicklung der Bildstruktur und die Rolle der Farbe
			bei Dobrowsky untersucht, auch im Hinblick auf deren inhaltlichen oder auch symbolischen Gehalt", so der Kurator
			weiter. 
			Wissenschaftliche Forschungen 
			Für die Ausstellung hat sich ein Schwerpunkt mit Arbeiten der 1930er-und 1940er-Jahre herauskristallisiert,
			deren Produktion wie auch Rezeption mithilfe neuer Methoden untersucht wurden. So förderten etwa infrarotreflektografische
			Aufnahmen seiner Arbeiten, die in der Restaurierungsabteilung des Belvedere angefertigt wurden, Erkenntnisse zu
			Dobrowskys spezifischer Mal- und Kompositionstechnik zutage. Dabei wurde ein akribisch vorgehender Künstler
			entdeckt, der weniger intuitiv bzw. expressiv malte als vielmehr exakt planend. 
			 
			Weiters wurde an der Universität Wien eine Studie durchgeführt, die mittels Eye-Tracking-Verfahren untersuchte,
			wie sich Betrachter Werke von Dobrowsky ansehen und wie die Wahrnehmung von Farbe, Form und Stimmung in seinen
			Bildern funktioniert. Im Zuge dieser Untersuchung konnte festgestellt werden, dass Dobrowsky anhand seiner Wahl
			der einzelnen Motive und des Einsetzens von Farbkontrasten den Blick des Betrachters zur tiefsten Stelle des Bildraumes
			lenkt - unabhängig davon, ob dieser Punkt zentral oder dezentral im Bild angelegt ist. Damit suggeriert er
			Räumlichkeit. Auch bei der Frage an die Betrachter, ob eher die Farbe oder der Bildgegenstand in den Werken
			dominant sei, kam es zu einer deutlich häufigeren Nennung der Farbe. Dobrowsky gelang es also, durch die geschickte
			Kombination aus dem Material Farbe und den bewussten Einsatz von Motiven seine Bilder mit einer tieferen Bedeutungsebene
			zu unterlegen. 
			 
			Darüber hinaus konnte auch die Stellung Dobrowskys in der Tradition der österreichischen Landschaftsmalerei
			kunsthistorisch erhellt werden. Dobrowsky, zu dessen Kommilitonen noch Egon Schiele und Anton Faistauer zählten,
			der zwei Weltkriege erlebt hat und der neben Herbert Boeckl ab 1946/47 zu den einflussreichsten Professoren an
			der Akademie der bildenden Künste gehörte, ist mit seinem Werk ohne Zweifel den zentralen österreichischen
			Künstlern der Zwischenkriegszeit und den Wegbereitern der heimischen Nachkriegsmoderne zuzurechnen. 
			Frühe Jahre 
			Nach seiner Ausbildung von 1906 bis 1910 bei Christian Griepenkerl an der allgemeinen Malerschule der Wiener
			Akademie der bildenden Künste besuchte Josef Dobrowsky die Spezialschule von Rudolf Bacher, die er - unterbrochen
			durch den Ersten Weltkrieg - im Jahr 1919 abschloss. Anschließend arbeitete Dobrowsky als freier Künstler
			in Wien und wurde bereits Ende 1919 Mitglied der Wiener Secession, deren Ehrenmitgliedschaft er im Jahr 1955 erhielt.
			In seinen Anfangsjahren fertigte Dobrowsky zum Teil großformatige figurale bzw. allegorische Bilder an, die
			noch religiöse Inhalte aufweisen. Diese frühen Arbeiten zeigen Einflüsse nicht nur seines Lehrers
			Rudolf Bacher, sondern auch Gustav Klimts, Ferdinand Hodlers und Albin Egger-Lienz'. Darüber hinaus beschäftigte
			sich Dobrowsky anfangs auch mit der niederländischen und der italienischen Malerei der Renaissance, im Speziellen
			mit Pieter Bruegel d. Ä. und Rembrandt. Besonders Bruegels Farbpalette und die Lichtführung in dessen
			Werken beschäftigten Dobrowsky nachhaltig, was in den warmen, dunkelerdigen Farben seiner Bilder aus dieser
			Zeit deutlich wird. Der für sein Schaffen charakteristische Einsatz von Farbe und Lichtkontrasten verleiht
			besonders seinen zahlreichen Genredarstellungen des einfachen ländlichen Lebens eine melancholische Stimmung.
			Ab Ende der 1920er-Jahre wird Dobrowskys Stil freier, später auch expressiver, und es kommen hellere, leuchtendere
			Farben zum Einsatz, wie etwa das Bild Kirchplatz in Ybbs zeigt. Hier findet Dobrowsky zu seinem unverkennbaren,
			meisterhaften Stil, der die Melancholie und die Sehnsucht des Stadtbewohners nach der Natur widerspiegelt. Gleichzeitig
			entstehen in dieser Phase aber auch vermehrt Porträts und Stillleben, in denen Dobrowsky der Farbe selbst
			eine autonome Rolle beim Bildaufbau zuweist und sie dadurch in den Mittelpunkt der Bildkomposition rückt. 
			Landschaftsmalerei 
			In der Motivwahl für seine Landschaftsbilder übernahm Josef Dobrowsky grundsätzlich die klassischen
			Elemente der Landschaftsmalerei: Menschliche Figuren werden, wenn überhaupt vorhanden, in den Hintergrund
			gedrängt, seine Landschaften zeigen Ausschnitte eines heimischen Naturraumes, der jedoch zumeist von Menschen
			beeinflusst und geprägt wurde. Zu sehen sind oft unspektakuläre dörfliche Ansichten, wobei meist
			ein Weg oder eine Straße den Betrachter in das Bild hineinführt und zugleich Tiefe und Ferne suggeriert.
			Charakteristisch für das Werk Dobrowskys sind aber vor allem der Einsatz der Farbe und seine spezifische Malweise.
			Betrachtet man seine (Landschafts-)Bilder, scheint es beinahe so, als würden sie von innen her leuchten. Dabei
			zeigt sich auch, dass es Dobrowsky nicht um eine exakte fotografisch-realistische Wiedergabe ging, sondern vielmehr
			um eine realistische Darstellung eines Gegenstandes oder einer Landschaft zu einem bestimmten Zeitpunkt, in einem
			besonderen Licht oder in einer außergewöhnlichen Stimmung. Durch diesen geschickten Einsatz von Farben,
			Licht und Formen spricht er den Betrachter direkt an und beteiligt ihn sinnlich und emotional an seinen Werken. 
			 
			Die Ausstellung "Meisterwerke im Fokus: Josef Dobrowsky - Wahrnehmung und Farbe" ist von 17. September
			2014 bis 18. Jänner 2015 im Oberen Belvedere zu sehen.
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