St. Florian/Linz (lk) - Stellvertretend für die umfangreiche Vogelsammlung des Stiftes St. Florian übergaben
am 13.09. Propst Johann Holzinger und Kustos DDr. Karl Rehberger symbolisch einen präparierten Fischadler
an Landeshauptmann Dr. Josef Pühringer, Landesmuseums-Direktor Dr. Walter Putschögl und Mag. Fritz Gusenleitner,
den Leiter des Bereiches Naturwissenschaften des Museums. Die einzigartige und einzig erhaltene oberösterreichische
Vogelsammlung aus dem frühen 19. Jahrhundert enthält 349 Präparate in 171 Arten. Sie wird im Biologiezentrum
des Oberösterreichischen Landesmuseums eine neue Heimat finden und wissenschaftlich betreut werden. „Die Sammlung
trägt vor allem dazu bei, die Entwicklungen und Veränderungen der heimischen Vogelwelt noch besser zu
verstehen“, bedankten sich Pühringer, Putschögl und Gusenleitner für das „gefiederte Geschenk“.
Sammlungsursprung im Jahr 1891
Der Ursprung der Vogelsammlung des Augustiner-Chorherrnstiftes St. Florian geht auf das Jahr 1821 zurück
und ist dem Chorherrn Josef Schmidberger zu verdanken. Dieser sammelte in der Umgebung von St. Florian im Bereich
der Traun-Enns-Platte und den Donauauen und an den Mündungsgebieten von Traun und Enns (Oberösterreich).
Ankäufe und Tausch rundeten das Artenspektrum der Sammlung ab. Mit Schmidbergers Tod ging im Stift St. Florian
das Interesse an dieser Vogelsammlung weitgehend verloren. Erst Josef Hinterberger erkannte die wissenschaftliche
Bedeutung der Sammlung und nützte sie für die Zusammenstellung der ersten Avifauna Oberösterreichs.
Er bearbeitete die Sammlung und legte 1854 ein Inventar und Fundortverzeichnis an, das später in einer zweiten
undatierten Fassung noch ergänzt wurde.
Vorübergehend in Linz
Nach Auflösung der Stifte während des Nationalsozialismus erhielt Theodor Kerschner, von 1914 bis 1945
Kustos der zoologischen Sammlung am Oberösterreichischen Landesmuseum, am 28. November 1941 die Aufsicht über
die naturwissenschaftliche Sammlung des Stiftes St. Florian. Die Vogelsammlung wurde an das Museum in Linz transferiert,
wo sie 1943 inventarisiert wurde.
Zwischen 1945 und 1948 kamen die Präparate wieder in das Stift St. Florian zurück. Im Zuge wissenschaftshistorischer
Recherchen besuchte der Leiter der Wirbeltiersammlung des Oberösterreichischen Landesmuseum Dr. Gerhard Aubrecht
diese Sammlung ab den 1980er Jahren mehrmals und erhielt am Ende 2010 von Prälat Johann Holzinger die Erlaubnis,
die Vogelsammlung gemeinsam mit Mag. Stephan Weigl und Jürgen Plass auf Zustand und Vollständigkeit zu
überprüfen.
Mit 349 Präparaten in 171 Arten ist die Sammlung des Stiftes St. Florian die einzige erhaltene oberösterreichische
Vogelsammlung aus dem frühen 19. Jahrhundert, welche eine lokalfaunistische Interpretation zulässt.
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