Grüner Bericht 2014 weist Minus von 6 % aus
Wien (pk) – Auch 2013 war die Situation der heimischen Land- und Forstwirtschaft von Einkommensverlusten
gekennzeichnet. Wie aus dem nunmehr vorliegenden Grünen Bericht 2014 (III-101 d.B.) und dem daran angeschlossenen
Bericht über die Maßnahmen für die Land- und Forstwirtschaft im Jahr 2015 hervorgeht, sanken die
Einkünfte der Betriebe gegenüber 2012 um 6 %, im Vergleich zum Dreijahresmittel wurde ein Minus von 4
% dokumentiert. Von einem nicht einfachen Jahr für Österreichs Landwirte spricht vor diesem Hintergrund
Landwirtschaftsminister Andrä Rupprechter im Vorwort des umfangreichen Papiers und versichert, er werde weiterhin
unermüdlich dafür arbeiten, den Wert der Landwirtschaft verstärkt im Bewusstsein der Bevölkerung
zu verankern. Die großen Leistungen der Betriebe müssen aber auch entsprechend abgegolten werden, steht
dabei für den Ressortchef fest.
Schlechte Witterungsbedingungen führten zu Rückgang bei pflanzlicher Produktion
Der Produktionswert der Land- und Forstwirtschaft verringerte sich 2013 um 2,2 % auf rund 8,74 Mrd. €. Die landwirtschaftliche
Erzeugung war dabei sowohl dem Volumen als auch dem Wert nach rückläufig, wobei die pflanzliche Produktion,
wie der Bericht zu bedenken gibt, auch im vergangenen Jahr wieder von ungünstigen Witterungsbedingungen geprägt
war. So lag die Getreideernte um 6 % unter der Vorjahrsernte. Die Ernte an Ölfrüchten hingegen stieg
um 7 % an, woran vor allem der Raps großen Anteil hatte. Bei den Eiweißpflanzen erhöhte sich die
Produktion um 2 %, während die Erdäpfelernte aufgrund schwacher Hektarerträge mit einem Minus von
9 % ungewöhnlich gering ausfiel. Die Zuckerrübenernte lag um 11 % über dem Vorjahrswert, die Gemüseerträge
wiederum sind bei geringerer Anbaufläche um 35 % zurückgegangen. Die Weinernte schließlich blieb
knapp unter dem Durchschnitt der letzten fünf Jahre, Erwerbsobst verzeichnete einen Rückgang um 11,6
%.
Steigerung bei den Milcherzeugerpreisen
Was die tierische Produktion betrifft, weist der Bericht bei der Anlieferung von Kuhmilch der 32.850 Milchbetriebe
einen leichten Rückgang von 1,0 % aus. Die Milcherzeugerpreise hingegen stiegen 2013 um 10,8 % auf 42,06 Cent.
Die durchschnittliche Milchleistung pro Kuh betrug 7.200 kg. Im Berichtszeitraum wurden rund 623.000 Rinder (+
2,2 %) geschlachtet, die Bruttoeigenerzeugung sank allerdings um 2.0 % auf 571.000 Stück. Bei den Schweinen
erreichte die Bruttoeigenerzeugung wie 2012 rund 4,93 Mio. Stück bei einer Preissteigerung um 1 %. Rückläufig
waren sowohl der Schaf- als auch der Ziegenbestand (- 2 % bzw. - 1,6 %). Wie der Bericht weiters mitteilt, wurden
2013 in Österreich 74,3 Mio. Hühner (+ 1,3 %) geschlachtet, die Eigenerzeugung bei Eiern stieg um 4,1
%.
Die landwirtschaftlichen Betriebe werden größer
2013 gab es in Österreich rund 167.500 land- und forstwirtschaftliche Betriebe, was einen Rückgang gegenüber
der letzten Agrarstrukturerhebung 2010 um 3 % bedeutet. Die Abnahme der Betriebe setzt sich somit weiter fort,
hat sich aber etwas verlangsamt, heißt es dazu im Bericht mit Blick auf das Zahlenmaterial. Wurden 1995 noch
239.100 Betriebe ermittelt, so reduzierte sich diese Zahl seitdem um rund 71.600 oder 30 %, in den letzten zehn
Jahren um 22.900 Betriebe bzw. 12 %. Seit 2003 gaben demnach rund 2.300 LandwirtInnen pro Jahr ihren Hof auf bzw.
verkauften oder verpachteten ihre Betriebe. Die land- und forstwirtschaftlichen Betriebe werden in Österreich
überwiegend – und zwar zu 92 % - als Familienbetriebe geführt. In der heimischen Landwirtschaft, die
zwar nach wie vor eher klein strukturiert ist, hält der Trend zu immer größeren Betrieben ungebrochen
an. So wurde, wie er Bericht vorrechnet, 1995 von einem Betrieb im Durchschnitt eine Gesamtfläche von 31,8
ha bewirtschaftet, 2013 waren es bereits 43,5 ha. Eine ähnliche Entwicklung konnte bei der landwirtschaftlich
genutzten Fläche sowie bei der Tierhaltung festgestellt werden. Bei der Schweinehaltung etwa hat sich der
durchschnittliche Bestand seit 1995 verdreifacht.
Einkommenssituation nach wie vor angespannt
Die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft betrugen im Berichtszeitraum im Durchschnitt aller Betriebe 25.698
€ je Betrieb und sanken damit gegenüber 2012 um 6 %, während im Vergleich zum Dreijahresmittel ein Minus
von 4 % berechnet wurde. Auf die Arbeitskraft bezogen betrugen die Einkünfte aus Land- und Forstwirtschaft
je nichtentlohnter Arbeitskraft 20.236 € (-6 % gegenüber 2012). Den Rückgang bei den Einkünften
führt der Bericht vor allem auf niedrigere Ertragspreise für Getreide und Ölsaaten, gesunkene Erntemengen
bei Körnermais aufgrund der Trockenperiode in den Sommermonaten, gestiegene Aufwendungen bei Futtermitteln
und verstärkte Investitionen in Maschinen zurück. Höhere Erzeugerpreise für Milch und Ertragssteigerungen
aus der Forstwirtschaft dämpften dabei die negative Einkommensentwicklung.
Bergbauernbetriebe verzeichnen leichtes Einkommensplus
Nach Betriebsformen gereiht konnten 2013 die Dauerkulturbetriebe mit einem Plus von 17 % die stärksten Einkommenszuwächse
verzeichnen, dies vor allem aufgrund höherer Erzeugerpreise im Obstbau. Leichte Einkommenssteigerungen wurden
noch bei den Forstbetrieben (+ 2 %) als Folge des höheren Holzeinschlags und bei den Futterbaubetrieben (+
1 %) durch die gestiegenen Milchpreise erzielt. Einkommensrückgänge von mehr als 20 % waren laut Grünem
Bericht bei den Veredelungsbetrieben auf die hohen Futtermittelkosten und bei den Marktfruchtbetrieben auf die
niedrigeren Erzeugerpreise zurückzuführen. Bei den Bergbauernbetrieben hingegen waren 2013 die Einkünfte
mit 22.667 € je Betrieb um 2 % höher als 2012. Der Bericht gibt in diesem Zusammenhang allerdings zu bedenken,
dass hier die Einkommensrückgänge 2012 mit 13 % besonders hoch waren. Der Einkommensabstand der Bergbauernbetriebe
zu den Nichtbergbauernbetrieben hat sich damit etwas verringert. Die Einkünfte bei den Biobetrieben wiederum
stagnierten im Berichtsjahr und betrugen 23.884 € pro Betrieb, womit sie um 7 % unter dem Durchschnitt aller Betriebe
lagen.
Nach Bundesländern stiegen die Einkünfte im Vergleich zum Vorjahr in Salzburg (+ 16 %) und Tirol (+ 15
%) am stärksten an. Zulegen konnten auch die Betriebe in der Steiermark (+ 6 %) und in Vorarlberg (+ 2 %).
In allen anderen Bundesländern gab es Einkommenseinbußen, am stärksten dabei mit mehr als einem
Drittel im Burgenland. In absoluten Zahlen gemessen konnten die niederösterreichischen Betriebe die höchsten
Durchschnittseinkommen erwirtschaften, die niedrigsten Einkünfte pro Betrieb gab es in Tirol und Kärnten.
Agrarmittel gingen 2013 um 5 % zurück
2013 sind insgesamt 2,076 Mrd. € an EU-, Bundes- und Landesmitteln in die Land- und Forstwirtschaft geflossen.
Das sind um rund 5 % bzw. 110 Mio. € weniger als 2012. Bei der 1. Säule der GAP betrug der Rückgang 17
Mio. €, wobei der Großteil auf die erstmals zur Anwendung gekommene Haushaltsdisziplin zurückzuführen
ist. In der 2. Säule der GAP wurden um 34 Mio. € weniger ausgegeben. Bei den rein national finanzierten Maßnahmen
im Agrarbudget sind die Zahlungen gegenüber 2012 durch den Wegfall der Mineralölsteuerrückvergütung
erheblich zurückgegangen. Für die 1. Säule der GAP wurden 744 Mio. € bzw. 35 % des Agrarbudgets
für rund 109.700 landwirtschaftliche Betriebe und Agrargemeinschaften sowie über 100 sonstige FörderwerberInnen
aufgewendet. Davon entfielen 83 % der Zahlungen auf die Betriebsprämie, 13 % der Ausgaben machten die gekoppelten
Tierprämien aus. Im Rahmen des Programms für die Ländliche Entwicklung (2. Säule der GAP) wurden
1,053 Mrd. € bzw. 51 % der Ausgaben des Agrarbudgets für rund 119.600 Betriebe und rund 3.250 sonstige FörderwerberInnen
ausbezahlt. Die restlichen 14 % des Agrarbudgets entfallen auf jene Maßnahmen, die aus nationalen Mitteln
von Bund und Ländern finanziert werden müssen. Basierend auf den flächenbezogenen Maßnahmen
betrug die durchschnittliche Zahlung je ha 616 €. Bergbauernbetriebe erhielten im Durchschnitt 743 €, Biobetriebe
742 €.
Agrarumweltprogramm ÖPUL wird 2015 fortgesetzt
2015 ist das erste Jahr, in dem die neuen Regelungen der GAP zur Anwendung kommen. Dem Bericht über die Maßnahmen
für die Land- und Forstwirtschaft ist in diesem Zusammenhang zu entnehmen, dass Österreich im Zeitraum
von 2014 bis 2020 insgesamt 4,85 Mrd. € an Direktzahlungen in der 1. Säule der GAP erhält, sodass im
Durchschnitt pro Jahr 692,3 Mio. € aus diesem Bereich zur Verfügung stehen werden. Nach dem neuen System der
Direktzahlungen wird dabei je Hektar beihilfefähiger Fläche eine Basisprämie gewährt und die
Erbringung von besonderen Umweltleistungen mit einer Ökologisierungsprämie abgegolten. Diese Flächenprämie
aus Basisprämie und Ökologisierungsprämie wird in Österreich ab 2019 rund 284 € pro ha betragen.
Die Erstzuteilung von Zahlungsansprüchen im Jahr 2015 erfolgt nun auf Basis der beihilfefähigen Fläche
2015. Allen Betrieben, die 2013 Direktzahlungen erhalten haben bzw. eine landwirtschaftliche Erzeugung nachweisen
können sowie Neubeginner im Jahr 2014 werden ab einer Mindestgröße von 1,5 ha Zahlungsansprüche
zugewiesen.
In der 2. Säule der GAP steuert die EU für die Periode 2014 bis 2020 über den Europäischen
Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung des Ländlichen Raums 3,937 Mrd. € bei. Nach dem Prinzip der
Kofinanzierung werden den EU-Mitteln nationale Mittel gegenübergestellt, die Bund und Länder aufbringen.
Damit soll ein mit 7,7 Mrd. € ausgestattetes Programm realisiert werden, dessen Schwerpunkte die Bereiche Wissenstransfer
und Innovation, Wettbewerbsfähigkeit des ländlichen Raums, Organisation der Nahrungsmittelkette, Erhaltung
der Ökosysteme, Ressourceneffizienz und klimaresistentes Wirtschaften sowie Armutsbekämpfung und wirtschaftliche
Entwicklung darstellen. Wie der Bericht schließlich weiters betont, wird es auch 2015 ein flächendeckendes
Agrarumweltprogramm (ÖPUL) geben, dessen Mittel zu mehr als einem Drittel an die Bio-Betriebe gehen werden.
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