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Wien im Ersten Weltkrieg |
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Stadtalltag in Fotografie und Grafik – Eine Ausstellung im Rahmen des Monats der Fotografie –
von 16. Oktober 2014 bis 18. Jänner 2015 Den Grundstock zur Ausstellung im Wien Museum bildet die sogenannte Kriegssammlung, die ab 1914 im Auftrag vom
damaligen Bürgermeister Richard Weiskirchner angelegt wurde, um "diese historisch bedeutende Zeit zu
dokumentieren". Sie befindet sich heute im Wien Museum und in der Wienbibliothek im Rathaus und enthält
unter anderem Fotografien Postkarten oder Plakate. Außer solchen mehr oder weniger der Propaganda dienendem
Medienmaterial scheint es kaum "neutrale" Bilder aus dem Ersten Weltkrieg zu geben. Bis zu einem bestimmten
Grad kann man in den Polizeifotos einen nüchternen Blick erkennen. Eine Auswahl ergänzt die gebrauchsgrafischen
und fotografischen Bildzeugnisse der "Kriegssammlung". Die Stadt wird zum Lazarett Aus den Kriegsgebieten kamen nicht nur verletzte Soldaten, sondern bis 200.000 Flüchtlinge, meist Frauen und Kinder, viele davon aus Galizien und der Bukowina. Sie waren der Grund dafür, dass Wien während des Weltkriegs mit ca. 2,3 Millionen die höchste Einwohnerzahl seiner Geschichte aufwies. Die städtische "Flüchtlingszentrale" konnte deren elende Lebensbedingungen kaum lindern. Die Antipathie gegen die nichtdeutschen Flüchtlinge war groß, mit Hilfe des polizeilichen Schubwesens versuchte man, sie möglich rasch wieder loszuwerden. Den Juden unter ihnen schlug zusätzlich der Antisemitismus entgegen: Man warf ihnen unter anderem Preiswucherei und Illoyalität gegenüber der Heimat vor. Transporte von Kriegsgefangenen durch die Stadt standen auf der Tagesordnung, in Wien wurden Zwangsarbeiter
in allen erdenklichen Bereichen - u. a. in Molkereien, Gärtnereien, Gaststätten, Baugewerbe und Industrie
- eingesetzt. Für die eigenen Gefangenen in Feindeshand engagierten sich Hilfsorganisationen und besonders
das Rote Kreuz, in dessen "Zentralauskunftsstelle" man Informationen über den Verbleib von Soldaten
erhielt. Frauen und Kinder im "Kriegsdienst" Natürlich wurden auch die Kinder für den Kriegsdienst eingespannt. Auf dem Stunden- plan der Schulen standen "Häkeln für die Front", "Wehrunterricht und Kriegser-zählungen", Gemüse anbauen oder Geldsammeln für das Rote Kreuz. Die männliche Jugend bereitete man auf den Einsatz beim Militär vor, nach einer vorgezogenen "Kriegsmatura" in der 7. Klasse konnte man bereits an die Front wechseln. Kinder eigneten sich hervorragend als Sujet für Propaganda, litten selbst allerdings am meisten unter Mangelernährung, Krankheiten und der Abwesenheit der Eltern. Kinder hatten ein durchschnittliches Untergewicht von 8 Kilo. Überlebenskampf und Unterhaltung Trotz oder gerade wegen der widrigen Umstände spielte der Theater- und Opernbetrieb in Wien eine wichtige Rolle, wie ein eigenes Kapitel in der Ausstellung zeigt. Wollte man den Bühnenbetrieb anfangs noch gänzlich einstellen, erwies sich leichte Unterhaltung und Ablenkung mit der Zeit als unverzichtbar. Allerdings war es schwierig, den Regelbetrieb aufgrund des Personalmangels aufrechtzuerhalten. Zu Beginn des Krieges setzte man auf ernste Musik und patriotische Stücke von deutschsprachigen Autoren, später dann setzte sich die leichte Muse in Form von Operetten à la "Csárdásfürstin" oder "Das Dreimäderlhaus" durch. Ein abschließendes Kapitel widmet sich der Situation bei Kriegsende. Not, Mangelernährung und die katastrophale medizinische Versorgung sollten noch lange den Stadtalltag prägen. Der Krieg war zwar aus, doch der Kampf ums Überleben ging weiter. Als "Draufgabe" im Todesreigen raffte 1918 die "Spanische Grippe" rund 4500 Wienerinnen und Wiener dahin. Am 13. November notierte Stefan Zweig in sein Tagebuch: "Der Waffenstillstand abgeschlossen, Victor Adler gestorben, der Kaiser Karl demissioniert - früher wäre man Kopf gestanden. Jetzt ist man nur müde. Es war schon so viel vorher und es kommt noch so viel nach. Man kann einfach nicht mehr." |
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Allgemeine Informationen: |
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