Lehrlingsoffensive im Magistrat und der Unternehmensgruppe Linz: 101 neue Lehrlinge im Herbst
2014 – Studie zur Jugendarbeitslosigkeit in Linz bei JKU in Auftrag gegeben
Linz (stadt) - Für die Stadt Linz ist jeder Jugendliche ohne Ausbildungsplatz einer zu viel. Mit dem
Beschäftigungsprojekt JOBIMPULS hilft die Stadt bereits seit 25 Jahren Menschen ohne Arbeitsplatz. Vor allem
jenen, die es aus sozialen, psychischen und physischen Gründen nicht schaffen, eine entsprechende Stelle zu
finden, werden bei der Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt unterstützt. So wird verhindert, dass diese
unter die Betreuung der Bedarfsorientierten Mindestsicherung (BMS) fallen und in weiterer Folge nur schwer aus
eigener Kraft den Weg zurück in ein normales Berufsleben finden. Um mehr junge LinzerInnen in diesem Programm
aufnehmen zu können, wird das bestehende JOBIMPULS Arbeitsplatz-Angebot von 220 Plätzen im kommenden
Jahr um weitere 100 aufgestockt.
Als Sofortmaßnahme gegen die Jugendarbeitslosigkeit wurden in der Unternehmensgruppe der Stadt Linz im September
101 neue Lehrlinge aufgenommen – alleine im Magistrat beginnen heuer 61 Lehrlinge ihre Ausbildung. Mit insgesamt
351 Lehrplätzen nimmt der Magistrat mit seinen städtischen Unternehmen seine Pflicht war und ist nach
der voestalpine (518 Lehrplätze) der zweitgrößte Lehrlingsausbildner in Linz.
Das neue Projekt „Learnfit für die Lehre“ ermöglicht jungen SchulabgängerInnen mit geringen Chancen
auf eine Lehrstelle durch Zusatzförderung und besondere Betreuung die Integration in die Arbeitswelt. In Kooperation
mit dem Magistrat, dem ASJF (Amt für Soziales, Jugend und Familie), dem Verein VSG und dem AMS Linz werden
die für einen Berufseinstieg zu schwachen Jugendlichen stufenweise an ein Lehrverhältnis herangeführt.
Ein vernetztes Projekt, das den ausbildungs- und beschäftigungslosen Jugendlichen einen gelungen Start ins
Berufsleben ermöglicht.
„Das Ziel der Stadt Linz, jedem hier lebenden Jugendlichen einen Ausbildungsplatz zu ermöglichen, ist eine
wirklich große Aufgabe, die nur im Zusammenspiel mit allen Kräften gelöst werden kann. Die bisherigen
bereits sehr umfangreichen Maßnahmen werden künftig noch weiter ausgebaut, sodass wir in Zukunft alle
Jugendlichen erreichen und ihnen Möglichkeiten und Alternativen für ihren Berufseinstieg anbieten können“,
so der Linzer Sozialreferent Stadtrat Stefan Giegler.
JOBIMPULS – die städtische Beschäftigungsinitiative
Bereits seit rund 25 Jahren betreibt der Magistrat das erfolgreiche Beschäftigungsprojekt JOBIMPULS (vormals
Sozialhilfearbeit) im Amt für Soziales, Jugend und Familie ASJF. JOBIMPULS bietet Menschen, die nicht ohne
Unterstützung und Vorbereitung eine Beschäftigung erlangen können, Arbeitsintegration, Betreuung
am Arbeitsplatz, Aus- und Weiterbildung nach Abschluss der Betreuung und die Vermittlung auf dem Arbeitsmarkt an.
Die JOBIMPULS-MitarbeiterInnen werden im Rahmen eines normalen Dienstverhältnisses mit wöchentlich 25
Stunden beim Magistrat befristet beschäftigt. Grundsätzlich werden die Arbeitsverhältnisse entsprechend
dem Betreuungsbedarf der Beschäftigten befristet abgeschlossen. Eine Verlängerung ist möglich, wenn
aus der Betreuungssituation des Beschäftigten eine sachliche Rechtfertigung vorliegt. Alle Arbeitsverhältnisse
sind bis maximal 10 Jahren befristet.
Die Arbeitsplätze finden sich in verschiedenen Magistratsdienststellen, in den Seniorenzentren, aber auch
in sozial ausgerichteten Vereinen (SOMA-Markt, VFQ, Trödlerladen,..). Dieses Modell kombiniert professionelle
Begleitung mit alltäglichem Lernen am Arbeitsplatz und gezielter Aus- und Weiterbildung.
100 zusätzliche JOBIMPULS-Arbeitsplätze 2015
Aktuell sind 220 MitarbeiterInnen in diesem städtischen Beschäftigungsprogramm angestellt. Das Durchschnittsalter
liegt bei 39 Jahren, etwa 70 Prozent sind Frauen. Um mehr jungen Menschen die Chance auf einen Arbeitsplatz zu
ermöglichen, schafft die Stadt Linz 2015 100 zusätzliche Plätze. Im kommenden Jahr kann daher eine
Aufstockung auf insgesamt 320 JOBIMPULS-Arbeitsplätze erfolgen.
Das Budget 2014 für das JOBIMPULS-Programm beträgt 3,41 Millionen Euo. Durch die Aufstockung im kommenden
Jahr wird mit einer Steigerung der Ausgaben auf 4,36 Millionen Euro gerechnet.
Ausbildungsoffensive in der Unternehmensgruppe Linz
Mit September 2014 konnten 101 junge Menschen bei der Stadt und den städtischen Unternehmen (LINZ AG,
AKh Linz, Seniorenzentren Linz, GWG, LIVA, Design Center) ihre Ausbildung beginnen. Mit insgesamt 351 Lehrplätzen
bestätigt die Unternehmensgruppe Linz den zweiten Platz unter den Lehrlingsausbildungsbetrieben hinter der
voestalpine. Alleine im Magistrat wurden mit September 2014 61 neue Lehrlinge aufgenommen, die in 14 verschiedenen
Berufssparten ihre Ausbildung begonnen haben. Der Magistrat bildet ab September insgesamt 202 Lehrlinge in 25 Berufen
aus, die von 160 AusbildnerInnen betreut werden. Darunter befinden sich auch viele Jugendliche mit Beeinträchtigungen,
die im Rahmen einer verlängerten Lehrzeit oder Teilqualifizierung ausgebildet werden.
„Learnfit für die Lehre“: Kein Jugendlicher bleibt zurück
Leider beenden immer mehr Jugendliche ihre Pflichtschulzeit mit enormen Wissenslücken und benötigen
eine gezielte Vorbereitung auf die Berufsschule, um diese positiv abschließen zu können. Um diesen Jugendlichen
eine Chance zu geben, wird derzeit durch die Zusammenarbeit der Magistrats Personalabteilung, des Vereins für
Sozialprävention und Gemeinwesenarbeit (VSG), dem Arbeitsmarktservice (AMS) und dem Amt für Soziales,
Jugend und Familie (ASJF) das Projekt „Fit für die Lehre“ ausgearbeitet.
Ziel dieses Projekts ist eine schulische, mentale und persönliche Unterstützung junger Menschen, die
in die Arbeitswelt integriert werden sollen. Über mehrere Monate werden die Jugendlichen gefördert, um
sie stufenweise an ein Lehrverhältnis heranzuführen. Die Lernunterstützung erfolgt mit einem individuell
abgestimmten Lehrplan und kombinierten Angeboten, bestehend aus Praktika bei JOBIMPULS und diversen Aus- und Weiterbildungsprogrammen
beim Verein VSG und dem AMS. Ab November 2014 werden 10 bis 15 Jugendliche in dem Programm aufgenommen. In den
ersten drei Monaten erhalten sie eine Förderung zur Reduzierung ihrer Lerndefizite durch spezielle Schulungen
vom Verein VSG. Ab Jänner werden sie dann durch JOBIMPULS und dem Verein VSG gemeinsam betreut. Die zusätzlichen
Kurse durch den VSG werden auch durch eine Unterstützung des AMS mitfinanziert. Ab September sollten die Jugendlichen
soweit fortgeschritten sein, dass sie in ein Lehrlingsdienstverhältnis eintreten können. Ziel ist es,
jenen Jugendlichen, die weder im Beschäftigungs- noch im Ausbildungssystem integriert sind (sogenannte „NEET-Jugendliche“)
einen gelungenen Start ins Berufsleben zu ermöglichen.
NEET-Jugendliche
Jugendliche sind eine der am stärksten von der Finanz- und Wirtschaftskrise betroffenen Gruppen. In diesem
Zusammenhang rückt der NEET-Indikator (Not in Employment, Education or Training) ins Rampenlicht. Der Indikator
beschreibt Jugendliche, die weder im Beschäftigungs- noch im Ausbildungssystem integriert sind. Da NEET-Jugendliche
von traditionellen Institutionen schwer erreichbar sind, bedarf es niederschwelliger Konzepte, um die Jugendlichen
wieder in das Bildungssystem und die Arbeitswelt einzubinden. Um den Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine Perspektive
hinsichtlich Berufseinstieg oder weiterer Ausbildungswege anbieten zu können, wurde das Projekt „Fit für
die Lehre“ ins Leben gerufen. In Kooperation mit dem Magistrat und den Jugendförderinstitutionen ASJF, dem
Verein VSG und dem AMS Linz wurde ein beispielhaftes Projekt entwickelt, das die Jugendlichen mit Nachholbedarf
wieder in das Bildungssystem integriert.
Pilotprojekt mit SchülerInnen der Jahnschule
Derzeit findet ein Pilotprojekt mit der Polytechnischen Schule Urfahr sowie allen Abteilungen des ASJF (Schulsozialarbeit,
Erziehungshilfe und BMS) statt. Einige der SchülerInnen, die das Polytechnikum verlassen, haben nur geringe
Chancen auf einen Berufseinstieg. Einerseits weil sie in manchen Lernbereichen Probleme haben und andererseits
wenig Unterstützung von zu Hause erhalten.
Das Projekt „Learnfit für die Lehre“ startet mit 10 - 15 Jugendlichen Ende 2014. Bei positiver Entwicklung
können diese in ein reguläres Lehrverhältnis der Stadt Linz wechseln. Ziel ist es, dass sie ihre
Defizite innerhalb eines Jahres soweit reduzieren, dass sie im Magistrat oder anderen privaten Betrieben ein Lehrlingsdienstverhältnis
beginnen können.
IBE Studie für Maßnahmen gegen Jugendarbeitslosigkeit
Die Stadt Linz hat sich im Linzer Sozialprogramm aus dem Jahr 2011 im Kapitel Lebenschancen unter anderem zur
Aufgabe gemacht, die Quote der SchulabbrecherInnen zu verringern sowie den Berufseinstieg zu erleichtern. Auf Initiative
von Stadtrat Stefan Giegler wurde nach Beschluss im Stadtsenat (am 18.9.) eine wissenschaftliche Studie in Auftrag
gegeben, die als Basis für die Konzeptentwicklung von Maßnahmen gegen die Jugendarbeitslosigkeit in
Linz dient.
Ein Netzwerk, bestehend aus ExpertInnen (BFI, AK Professor Johann Bacher), die mit Jugendlichen arbeiten, dem AMS,
zahlreichen Vereinen und seitens der Stadt Linz die Schulsozialarbeit und JOBIMPULS, versucht die vielen verschiedenen
Angebote für den Übergang zwischen Pflichtschule und Berufsschule abzustimmen. Besonderes Augenmerk wird
hier auf die Gruppe der NEETs gerichtet. Vorhandene wissenschaftliche Studien zu dieser Gruppe gehen zumeist von
bundesweiten Daten aus, eine Bearbeitung der lokalen Situation in Linz fehlt jedoch.
Eine in Auftrag gegebene wissenschaftliche Kontextstudie soll dies ändern. Die Untersuchung soll die sozialen
Dienstleistungen in Linz aufzeigen, die Jugendliche stabilisieren und ihren Einstieg in Ausbildung und Beschäftigung
unterstützten. Darüber hinaus sollen im Rahmen einer Problemanalyse die Bedarfslagen von Jugendlichen
vom Übergang von der Schul- zur Berufsausbildung herausgearbeitet und Angebotslücken benannt werden.
Da es in der Wahrnehmung der ExpertInnen im Sozialbereich gerade um systemferne Jugendliche geht, die in Beschäftigung
gebracht werden sollen, wird erforscht, wie die Jugendlichen am besten erreicht werden können und welche Angebote,
welche Änderungen bzw. Vernetzungen in bestehenden Systemen notwendig sind, um diese Jugendlichen zu integrieren.
JKU Institut für Berufs- und Erwachsenenbildung
Durchgeführt wird diese Studie vom Institut für Berufs- und Erwachsenenbildungsforschung (IBE) an der
Johannes Kepler Universität Linz. Die MitarbeiterInnen des IBE haben sich bereits intensiv mit den Aspekten
der Jugendarbeitslosigkeit auseinander gesetzt. Daher bietet sich dieses Institut als kompetenter Auftragnehmer
für diese Studie an. Am 18. September beschloss der Linzer Stadtsenat die Durchführung der Studie. Die
Kosten belaufen sich auf rund € 14.000,-.
„Einer so vielschichtigen Herausforderung wie die der Jugendarbeitslosigkeit kann nur mit einem ausgereiften Mix
an Maßnahmen begegnet werden. Ziel muss sein, jedem Jugendlichen einen Ausbildungsplatz anbieten zu können!“
Sozialreferent Stadtrat Stefan Giegler
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