Wien (statistik austria) - Nach Berechnungen von Statistik Austria wuchs die österreichische Wirtschaft
im Jahr 2013 real um 0,2%. Das Wachstum verlor damit weiter an Dynamik (2011: +3,1%; 2012: 0,9%), jedoch war die
Dämpfung der Konjunktur 2013 auch im internationalen Umfeld deutlich zu beobachten. Die Europäische Union
insgesamt verzeichnete nach bisher vorliegenden Ergebnissen nur ein leichtes reales Wachstum von 0,1%, im Euroraum
(-0,4%) war die reale Wirtschaftsentwicklung sogar leicht rückläufig. Die deutsche Wirtschaft (+0,1%)
entwickelte sich 2013 ähnlich wie die österreichische (Quellen: Destatis, Eurostat; September 2014).
Das österreichische Bruttoinlandsprodukt zu laufenden Preisen lag 2013 bei rund 323 Mrd. Euro (+1,7%), was
einem Wert von 38.050 Euro pro Einwohner entspricht.
Produzierender Bereich wächst stärker als Dienstleistungen
Eine detaillierte Betrachtung des Produktionsansatzes nach Wirtschaftsbereichen zeigt, dass die Energie- und
Wasserversorgung 2013 das mit Abstand kräftigste reale Wachstum von 6,8% erzielte, gefolgt vom Realitätenwesen
mit einem realen Plus von 3,0%. Die Entwicklungen in allen übrigen Wirtschaftsbereichen waren durchwegs schwach
und zum Teil auch rückläufig. So sank etwa die Bruttowertschöpfung im Handel und in den Informations-
und Telekommunikationsdienstleistungen real um jeweils 1,6%. Das reale Wachstum im Dienstleistungsbereich insgesamt
entsprach mit 0,2% dem gesamtwirtschaftlichen Trend, der Produzierende Bereich wuchs real um 1,2%.
Moderater Anstieg bei Investitionen, Konsumentwicklung weiterhin schwach
Verwendungsseitig entwickelte sich die Exportnachfrage mit einem realen Wachstum von 1,4% am kräftigsten,
wobei der Zuwachs damit zwar knapp über jenem des Vorjahres (+1,3%) lag, aber noch deutlich hinter der Entwicklung
der Jahre 2010 (+12,8%) und 2011 (+6,6%) zurückblieb. Die Konsumnachfrage war schwach, nur die Konsumausgaben
des Staates (+0,7%) und der privaten Organisationen ohne Erwerbszweck (+1,0%) legten real leicht zu, die realen
Konsumausgaben der privaten Haushalte gingen um 0,2% zurück. Auch von der Investitionsgüternachfrage
gingen keine wesentlichen Impulse aus. Der stärkste reale Zuwachs war bei den immateriellen Anlagegütern
zu beobachten (Forschung und Entwicklung: real +0,4; sonstiges geistiges Eigentum; real +0,3%). Die Investitionen
in Maschinen sanken real um 2,0%, jene in Fahrzeuge um 1,0%. Die Bauinvestitionen insgesamt gingen real um 2,2%
zurück, was vor allem an der Entwicklung im Nichtwohnbau (real -3,3%) lag, während der Rückgang
bei den Wohnbauinvestitionen mit einem realen Minus von 0,6% weniger stark ausfiel.
Produktivitätszuwachs bei leicht rückläufigem Arbeitsvolumen
Das nominelle Arbeitnehmerentgelt (die Summe aller Geld- und Sachleistungen von Arbeitgebern an Arbeitnehmer)
nahm 2013 um 2,9% zu. In Verbindung mit einem mäßigen BIP-Zuwachs ergibt das für Bruttobetriebsüberschuss
und Selbständigeneinkommen entsprechend der Logik der funktionalen Einkommensverteilung einen deutlich geringeren
Anstieg von 0,3%. Das reale verfügbare Nettoeinkommen der gesamten Volkswirtschaft sank um 1,4 %. Gründe
dafür waren negative grenzüberschreitende Primär- und Transfereinkommen sowie ein stärkerer
Anstieg bei den Abschreibungen (real +1,6%).
Die Beschäftigung in Vollzeitäquivalenten nahm um 0,5% zu. Die Anzahl der Beschäftigungsverhältnisse
erhöhte sich um 0,7% auf beinahe 4,5 Mio. Gleichzeitig ging die durchschnittlich geleistete Arbeitszeit je
Beschäftigungsverhältnis um 1,2% zurück, was ein gegenüber dem Vorjahr mit -0,5% leicht rückläufiges
Arbeitsvolumen (=Summe der geleisteten Arbeitsstunden) ergibt. Die Entwicklung bei den Erwerbstätigen bedeutete
letztlich für das Jahr 2013 einen leichten Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Arbeitsproduktivität
von -0,3% je Erwerbstätigem bzw. einen Anstieg um +0,7% je geleisteter Arbeitsstunden.
Preisanstieg insgesamt unter Verbraucherpreisentwicklung
Der "BIP-Deflator" (impliziter Preisindex, errechnet aus nominellem und realem Bruttoinlandsprodukt
auf Vorjahrespreisbasis) betrug 101,5. Die Entwicklung des gesamtwirtschaftlichen inländischen Preisauftriebs
blieb damit unter der Veränderungsrate des Verbraucherpreisindex (+2,0%).
Das neue Europäische System Volkswirtschaftlicher Gesamtrechnungen (ESVG 2010)
Erstmals werden hiermit Daten für den Zeitraum 1995 bis 2013 nach dem revidierten ESVG 2010 vorgelegt, das
ab September 2014 von allen EU-Mitgliedsländern verpflichtend anzuwenden ist.
Die wesentlichste Neuerung gegenüber dem bisher gültigen ESVG 1995 stellt die Erweiterung des Investitionsbegriffs
dar. Quantitativ am bedeutsamsten ist dabei die Kapitalisierung von Ausgaben für Forschung und Entwicklung,
die nun als geistiges Eigentum den Bruttoanlageinvestitionen zugerechnet werden und das BIP deshalb erhöhen.
Die Behandlung von militärischen Waffensystemen als Anlagegüter ist ebenfalls neu, hat aber in Österreich
nur geringfügige Auswirkungen auf die Aggregate der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen.
Die Abgrenzung von Wirtschaftseinheiten nach Marktproduzenten und Nicht-Marktproduzenten – und davon abgeleitet
die Zugehörigkeit zum privaten oder staatlichen Sektor – wurde ebenfalls neu definiert. Eine Reihe von Einheiten
(Krankenhäuser, Verkehrsunternehmen) erfüllten die neuen Kriterien für Marktproduzenten nicht mehr
und wurden deshalb zum Sektor Staat umgebucht. Diese Änderung bewirkte ebenfalls eine deutliche Erhöhung
des BIP. Einige kleinere Änderungen durch den Übergang vom ESVG 1995 auf das ESVG 2010 wirkten sich weniger
stark aus und waren aufgrund unterschiedlicher Vorzeichen zum Teil auch gegenläufig.
Neben den systembedingten Änderungen gab es auch statistische Revisionen aufgrund der Integration neuer Datenquellen
oder methodischer Verbesserungen. Die Wachstumsraten veränderten sich im gesamten Revisionszeitraum nur geringfügig,
das durchschnittliche Wirtschaftswachstum (+1,9%) blieb unverändert. Für das Jahr 2013 erhöhte sich
das BIP-Niveau insgesamt um 9,5 Mrd. Euro. Die neuen ESVG-Konzepte schlugen sich mit einer Erhöhung um 12,1
Mrd. Euro nieder, die statistischen und methodischen Revisionen senkten das BIP um 2,6 Mrd. Euro.
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