2014 bleibt die Kfz-Industrie mit einem Produktionsplus von voraussichtlich 5 Prozent Wachstumsspitzenreiter
der Industrie
Wien (bank austria) - Im Geschäftsjahr 2013 zählte Österreichs Kfz-Industrie einmal mehr
zur Wachstumsspitze der Industrie: Die Produktionsleistung konnte um 7,7 Prozent gesteigert werden und der Umsatz
erhöhte sich um knapp 10 Prozent auf 14,7 Milliarden Euro. In ihrem aktuellen Branchenbericht zur Fahrzeugerzeugung
bleiben die Bank Austria Ökonomen auch für das Jahr 2014 optimistisch: Die Branche sollte trotz Konjunkturabkühlung
zur Jahresmitte im Gesamtjahr ein Produktionsplus von wenigstens 5 Prozent erreichen und damit ein kräftiger
Motor der heimischen Industrie bleiben. Die rasche Erholung kündigen steigende Auftragseingänge und Beschäftigungszahlen
sowie die wesentlich optimistischeren Produktionserwartungen der Unternehmen an. Der Saldo der Beurteilung der
Exportaufträge lag im August sogar erstmals seit März 2011 wieder im Plus.
Österreichs Kfz-Industrie wächst im Sog der deutschen Hersteller
Dazu Bank Austria Ökonom Günter Wolf: „Österreichs Fahrzeugindustrie profitiert 2014 einmal mehr
von den Erfolgen der deutschen Autobauer, die trotz Abkühlung der Branchenkonjunktur in den letzten Monaten
vor allem im Premiumsegment wieder eine deutliche Beschleunigung der Produktions- wie der Absatzzahlen berichten.“
Deutschland ist immerhin Absatzmarkt von 58 Prozent der Exporte von Motoren und Motorteilen aus Österreich
und von 51 Prozent der exportierten Kfz-Zulieferteile. Die Deutschlandexporte haben seit 2005 in beiden Produktgruppen
jeweils die Hälfte zum gesamten Exportwachstum beigetragen und im ersten Halbjahr 2014 sogar die gesamte Exportentwicklung
getragen. Bis Juni sind die Ausfuhren von Motoren um 3,9 Prozent gestiegen – nach Deutschland um 4 Prozent. Die
Ausfuhren von Kfz-Zulieferteilen insgesamt stagnierten während sie in Richtung Deutschland zumindest um 0,2
Prozent zulegten.
Kfz-Zulieferstandort Österreich ist gut positioniert und abgesichert
Die Exportperformance unterstreicht die Wettbewerbsfähigkeit der österreichischen Kfz-Industrie. Seit
2000 sind die Ausfuhren von Kfz und Kfz-Teilen um 57 Prozent, die Einfuhren um 47 Prozent gestiegen. Gleichzeitig
hat sich die Handelsbilanz in dem Bereich von einem 230 Millionen Euro Defizit in einen Überschuss von 550
Millionen Euro 2013 gedreht. Bank Austria Branchenanalyst Wolf: „Der Außenhandelsüberschuss der Kfz-Industrie
bedeutet, dass mit der Exporterlösen von Kraftfahrzeugteilen Österreichs gesamte Fahrzeugrechung im Wert
von 2 Milliarden Euro netto bezahlt werden kann- Im Vorjahr wurden Kraftfahrzeuge im Wert von 6,1 Milliarden Euro
exportiert und um 8 Milliarden Euro importiert.“
Grundlage der Konkurrenzstärke der heimischen Kfz-Industrie ist ihr Produktivitäts- vorsprung, der wiederum
für eine relativ moderate Lohnstückkostenbelastung trotz des relativ hohen Personalaufwands sorgt. Die
Personalaufwendungen der österreichischen Kfz-Industrie von durchschnittlich 61.000 Euro pro Beschäftigten
zählen zu den höchsten im europäischen Branchenvergleich, hingegen liegen die Lohnstückkosten
deutlich unter dem europäischen Durchschnitt. Gemessen an der Lohnstückkostenentwicklung haben auch die
Standorte in Osteuropa in den letzten Jahren viel von ihrer preislichen Konkurrenzfähigkeit eingebüßt.
Für die hohe Produktivität der Kfz-Industrie in Österreich ist letztendlich die Innovationskraft
der Unternehmen verantwortlich. 77 Prozent der Unternehmen werden als innovationsaktiv im Sinn der EU-Innovationserhebung
eingestuft – 2004 waren es noch 71 Prozent. Damit besetzt die Branche hinter der deutschen Autoindustrie, mit 88
Prozent innovationsaktiver Unternehmen, den zweiten Platz im EU-Vergleich. Branchenanalyst Wolf: „Maßgeblich
stärkt die Innovationskraft der Branche und ihr hohes Engagement in Forschung und Entwicklung. Der Anteil
der F&E-Ausgaben am Umsatz von 3 Prozent in der Kfz-Industrie, liegt deutlich über dem österreichischen
Industriedurchschnitt von 2,1 Prozent und ist insofern auch bemerkenswert, als in Österreich keine Autohersteller
angesiedelt sind. Die F&E-Quote der deutschen Autoindustrie liegt bei 4,3 Prozent.
Wenig Spielraum für stärkere Expansion
Der Pkw-Absatz in der EU-27 ist seit 2007 um 24 Prozent auf 11,9 Millionen Stück gesunken, wobei die Zuwächse
in Osteuropa die Einbußen in Westeuropa nicht kompensieren konnten. Der Markt wird sich in den nächsten
Jahren zwar erholen, allerdings auch längerfristig nicht mehr nennenswert über den Neuzulassungsrekord
von 16 Millionen Fahrzeugen 2007 wachsen. Dagegen sprechen das schwache Bevölkerungswachstum, der hohe Motorisierungsgrad
und vielfach schon beschränkte Ausbaumöglichkeiten der Verkehrsinfrastruktur.
Trotz der bescheidenen Absatzperspektiven in Westeuropa bleibt die Fahrzeugindustrie auch auf EU-Ebene auf Wachstumskurs.
Angetrieben von der Exportnachfrage erwartet Price Waterhouse Coopers für die nächsten Jahre einen Anstieg
der Kfz-Produktion in der EU-27 von knapp 4 Prozent. Entscheidender für die heimischen Autozulieferer sind
die relativ positiven Aussichten der deutschen Premiumhersteller. Das Center Automotive Research in Duisburg rechnet
mit einem Zuwachs der globalen Nachfrage nach Premium-Fahrzeugen von 5,6 Prozent im Jahr bis 2030. Gleichzeitig
mit den überdurchschnittlich steigenden Absatzzahlen im Premiumsegment gewinnt ein innovatives Zuliefernetzwerk
an Bedeutung, da die Hersteller zunehmend in das Mittelklassesegment mit geringeren Gewinnspannen expandieren und
der Effizienzdruck wächst. Allerdings wird die Wertschöpfungskette in der Autoherstellung immer internationaler
und die Produktion zunehmend in den zentralen Wachstumsmärkten der Branche, vor allem in China, lokalisiert
und damit das Exportpotenzial der Branche in Europa schwächer.
Bank Austria Ökonom Günter Wolf fasst zusammen: „Mittelfristig ist das Wachstum der Kfz-Industrie in
Österreich abgesichert. Gleichzeitig werden umfangreichere Erweiterungsinvestitionen der Branche immer unwahrscheinlicher,
in einem Umfeld, wo die Autonachfrage auf lange Sicht nicht mehr wächst und die Branche sowohl in Österreich
als auch in ihren zentralen Absatzmärkten bereits eine überdurchschnittlich hohe Exportquote erreicht
hat. Die Kfz-Industrie kann ihre gute internationale Wettbewerbsposition kaum noch verbessern und hat damit auch
nur wenig Spielraum um stärker zu expandieren.“
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