Hommage zum 100. Todestag von Bertha von Suttner im Gedenkjahr 2014 – Bertha von Suttner-Solo
für Maxi Blaha von Susanne Felicitas Wolf – unter der Regie von Alexander Hauer
Artstetten (schloss) - Die weltberühmte österreichische Pazifistin Bertha von Suttner (9. Juni
1843 - † 21. Juni 1914) steht im Zentrum von "Feuerseele - Sie kämpfte für den Frieden". Maxi
Blaha taucht, in Zusammenspiel mit einem Musiker, ein in ihre Geschichte mit dem Frieden und für das Leben.
In bewusst gesetzten zeitlichen Sprüngen und Brüchen erzählt Maxi Blaha, auf berührende und
humorvolle Art, die wesentlichen Themen der Suttner. Ob leidenschaftliches humanitäres Engagement, oder Liebesdrama
aus späteren Jahren: Diese starke Frau reibt sich offen und direkt am Sein. Sie enthüllt ihre Visionen,
ihre Gefühle und Nöte, zeigt ihre Auf- und Umschwünge. Sie offenbart und erklärt sich, schonungslos
ehrlich und hoffnungsvoll idealistisch.
Das Stück von Susanne F. Wolf zeigt, wo sich Suttners Leben und die äußeren Lebensumstände
ihrer Zeit zusammenfügen beziehungsweise auseinanderdriften. Basierend auf wissenschaftlicher Recherche, fokussiert
"Feuerseele" die wichtigen politischen, psychologischen und emotionalen Facetten aus Suttners Biographie.
Originalzitate und frei geschriebene Passagen verschmelzen fein dosiert.
Regisseur Alexander Hauer enthüllt eine aufrüttelnde Bestandsaufnahme unserer Zeit, denn die großen
Visionen und Ideale Bertha von Suttners blieben bis heute unerfüllt. Im Gedenkjahr 2014 ist dieses Stück
ein theatraler Appell, die Ideen der großen Humanistin weiter zu tragen, weiter leben zu lassen.
Konzept, Idee: Maxi Blaha
Stück: Susanne F. Wolf
Schauspiel: Maxi Blaha
Live-Musik: Georg Buxhofer
Regie: Alexander Hauer
Kostüme: Moana Stemberger
Verlag: Sessler-Verlag, Wien
Bertha von Suttner (1843-1914)
Außenseiterin
Bertha von Suttner, geborene Gräfin Kinsky, stand von Geburt an außerhalb der Gesellschaft. Obwohl
als Adelige geboren, wird sie durch die Herkunft ihrer Mutter nicht von der eigentlichen "upper class"
anerkannt. Sie erhält - schicksalhaft - eine u. a. profunde Fremdsprachen-Ausbildung. Obwohl finanziell keineswegs
wohlsituiert schlägt sie völlig zeituntypisch diverse Heiratsangebote reicher Bewerber aus. Das überaus
attraktive junge Mädchen lässt sich nicht "kaufen". Sie geht ihren eigenen Weg, der lebenslang
nicht einfach ist.
Als Frau selbstbestimmt
Die ersten Stationen als erwachsene, junge Frau führen über eine Gesangsausbildung - die Träume
einer Bühnenkarriere zerschellen - zur Berufswahl als Gouvernante. Im Zuge ihres Dienstverhältnisses
verliebt sie sich in den Sohn ihrer Arbeitgeber, den sieben Jahre jüngeren Arthur von Suttner. Als Mutter
Suttner die geheim gehaltene Beziehung entdeckt, stellt sie sich entschieden gegen eine Eheschließung und
empfiehlt Bertha, auf eine Zeitungsannonce zu antworten. Ein Herr in Paris sucht eine Sekretärin bzw. eine
Art Haushaltsvorstand. Es handelt sich dabei um Dynamit-Erfinder Alfred Nobel. Er befasst sich intensiv mit der
Fragestellung Krieg und Frieden und möchte einen "Stoff oder eine Maschine schaffen von so verheerender
Wirkung, dass dadurch Kriege überhaupt unmöglich würden." Trotz der spannenden, anregenden
geistigen Auseinandersetzung mit Nobel verlässt Suttner sehr rasch Paris und ihre Arbeitsstelle, getrieben
von "Sehnsucht nach dem Manne meines Herzens". Die nun folgende heimliche Eheschließung mit Lebensmensch
Arthur führt zum familiären Bruch und zwingt das mittellose Paar zum Verlassen Österreichs. Eine
solche Herzensbindung widerspricht der herkömmlichen gesellschaftlichen Konvention. Arthur und Bertha stehen
im "Aus". Im "Kurzzeit"-Arbeitgeber Alfred Nobel findet Bertha von Suttner in Folge einen "wahrhaft
guten Freund", die Verbindung bleibt bis zu seinem Ableben 1896 bestehen.
Selbstfindung im Schreiben - Lebensinhalt Frieden
Die neuen Lebensumstände im Exil im Kaukasus - sie müssen Geldverdienen - führen beide Partner
zur Schriftstellerei. Eine Lebensbestimmung ist gefunden. Nach neun Jahren kehrt das Paar zurück nach Österreich.
Von der Existenz einer organisierten Friedensbewegung erfuhr Bertha in Paris. "Wie, eine solche Verbindung
existierte - die Idee der Völkerjustiz, das Streben zur Abschaffung des Krieges hatten Gestalt und Leben angenommen?
Die Nachricht elektrisierte mich".
1889 erscheint der berühmte Roman "Die Waffen nieder!", in dem sich Suttner dezidiert als Pazifistin
positioniert. "Nicht ich bin auf die Ideen, sondern die Idee ist über mich gekommen… Es kam alles "von
selbst" allmählich und ganz anders als vorhergesehen", dokumentiert sie später.
Für den Frieden
Die Tochter eines Generals, die als "Friedensbertha" belächelt wird, gründet 1891 die Österreichische
Gesellschaft der Friedensfreunde und wird deren Präsidentin. Ein Jahr später ist sie bei der Gründung
der entsprechenden deutschen Gesellschaft dabei. In Rom wählt man die Suttner zur Vizepräsidentin des
Internationalen Friedensbüros. Ob Friedenskonferenz in Den Haag (1899), Internationale Frauenkonferenz in
Berlin oder Internationaler Weltfriedenskongress (Boston), die Suttner engagiert sich mit Vorträgen, Texten
und Gesprächen. In ihr verschmelzen klar rationale Analyse von Missständen und Situationen mit flammenden,
emotionalem Engagement. Sie lebt selbstständiges Denken, prangert Militarismus, Nationalismus und Antisemitismus
an. Suttner wehrt sich generell und strikt gegen - heutig formuliert - Fremdbestimmung, die sie messerscharf aufzeigt,
so auch in Bezug auf Schulbildung, Kirchenwesen oder die Frauenfrage. Suttner tritt entschieden für die Gleichberechtigung
ein, allerdings auch auf diesem Gebiet aufklärerisch und friedvoll: "Nie war sie bereit aggressive Töne
gegen ‚die Männer' anzuschlagen". Ihr Anliegen ist die Weiterentwicklung beider Geschlechter. Suttners
damalige Utopien klingen frappierend aktuell. Ihre Scharfsicht setzt auch in Bezug auf die Friedensfrage oder Kriegsbegeisterung
Männer und Frauen gleich. Sie ortet Friedensliebe und Kriegsbegeisterung bei beiden Geschlechtern. Um den
Lebensunterhalt zu bestreiten, betätigt sich die Suttner parallel zu ihrem politischen Engagement als Autorin
von Unterhaltungsromanen über deren Qualität sie scharf urteilt. "Schmarrn" notiert sie harsch
über eines ihrer diesbezüglichen Werke.
Einschnitt
1902 verstirbt Arthur von Suttner. Die Ehe war zuvor von einer, durch eine jüngere Verwandte ausgelöste
Krise gezeichnet.
Auszeichnung
1905 erhält sie für ihr unermüdliches Engagement für den Weltfrieden als erste weibliche
Preisträgerin den Friedensnobelpreis.
Lebensende
Bertha von Suttner, die sich gegen den Rüstungswahnsinn, die entsprechenden Kosten und den "Übermilitarismus"
ausspricht, sieht klug und scharfsichtig die drohende Gefahr eines großen Kriegs für Europa voraus.
Der Nationalismus dominiert. Ein neuer Weltfriedenskongress soll 1914 stattfinden. Bertha von Suttner stirbt im
Juni desselben Jahres. Wenige Tage später bricht der Erste Weltkrieg aus. Ihr Ideal einer friedvollen Welt
konnte bis heute nicht erfüllt werden, ihr Engagement und Vorbild, ihre beispielhaften Aufrufe und Ideen haben
bis heute nichts an Brisanz und Aktualität verloren.
"Rache und immer wieder Rache! Keinem vernünftigen Menschen wird es einfallen, Tintenflecken mit Tinte,
Ölflecken mit Öl wegwaschen zu wollen. Nur Blut, das soll immer wieder mit Blut ausgewaschen werden."
Bertha von Suttner
Zitate aus: Brigitte Hamann, Bertha von Suttner, Ein Leben für den Frieden. München/Zürich 1991.
Uraufführung: 13. März 2014, 17:00 Uhr, Budgetsaal, Parlament, Wien
19. Oktober 2014: Schloss Artstetten, 15:00 und 18:00 Uhr
weitere Termine:
Beginn der Welttournee
Oktober/November 2014: JAPAN (Kobe, Kyoto, Tokio, Hiroshima, Nagoya, "Soul of Fire")
13 November 2014: Ottawa, Canada
22. November: Washington, USA
10. Dezember: Berlin
Mai 2015: Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum Innsbruck,
2015: Moskau, Neu Dehli
|