St. Polten (wknö) - Ohne Produktion kann keine Volkswirtschaft existieren, selbst die modernste Dienstleistungsgesellschaft
ist vom produzierenden Bereich abhängig. Im Besonderen gilt das für den Wirtschaftsstandort Niederösterreich,
der eine lange und erfolgreiche Tradition im industriellen und gewerblichen Produktionsbereich besitzt.
Fast 160.000 Beschäftigte zählt der produzierende Sektor in Niederösterreich, rund 45 Prozent beträgt
dessen Anteil an der gesamten Wertschöpfung des größten österreichischen Bundeslandes. Niederösterreich,
das allgemein als das Agrarland Nummer Eins bezeichnet wird, liegt damit deutlich über dem Österreichschnitt.
„Der Anteil des produzierenden Bereichs an der Wertschöpfung ist fast zehnmal so groß wie jener der
Landwirtschaft“, so Franz Wiedersich, der Direktor der Wirtschaftskammer Niederösterreich (WKNÖ). WKNÖ-Präsidentin
Sonja Zwazl konnte grippebedingt nicht an der Präsentation teilnehmen.
Produktionsstandort am Wendepunkt
Mit dieser Feststellung solle nicht polarisiert, sondern lediglich aufgezeigt werden, wie unverzichtbar eine funktionierende
Produktion für die weitere Entwicklung des Wirtschaftsstandortes Niederösterreich sei. „Der Produktionsstandort
Europa befindet sich an einem Wendepunkt“, betont Wiedersich. „Viel wird davon abhängen, inwieweit es jetzt
gelingt die richtigen wirtschaftspolitischen Weichenstellungen vorzunehmen.“ Und Thomas Salzer, der Obmann der
Sparte Industrie in der WKNÖ: „Europaweit nimmt das Bewusstsein für die Bedeutung der Industrie wieder
zu. Das Schlagwort von der Reindustrialisierung ist in aller Munde.“
Tiefgreifendste Untersuchung zum Produktionsstandort NÖ
Auf Salzers Initiative hat die WKNÖ das Industriewissenschaftliche Institut (IWI) und die KMU-Forschung Austria
beauftragt, den gesamten blaugelben Produktionssektor zu analysieren. Es handelt sich dabei um die tiefgreifendste
Untersuchung, die jemals über den Produktionsstandort Niederösterreich durchgeführt worden ist.
Die Kernergebnisse:
Niederösterreichs Produktionswirtschaft steht für 35% der Beschäftigten und 45% der Wertschöpfung
der marktorientierten Wirtschaft in Niederösterreich.
KMU leisten in Niederösterreich einen überdurchschnittlich hohen Anteil zur Generierung von Wertschöpfung.
Die knapp 160.000 Arbeitsplätze in der NÖ Produktionswirtschaft stehen über indirekte und induzierte
Effekte für in Summe über 410.000 Arbeitsplätze, die Wertschöpfung von 11,3 Milliarden Euro
steigert sich über damit verbundene Effekte auf in Summe 27,7 Milliarden Euro.
Ein Investitionsvolumen von einer Million Euro im NÖ Produktionssektor steht für rund 14 Arbeitsplätze,
bis zu 920.000 Euro Wertschöpfung und einen Produktionswert von bis zu 2,2 Millionen Euro.
Maßnahmen zur Stärkung im Wettbewerb
„Grundsätzlich sollte die reichhaltige wirtschaftliche Substanz Niederösterreichs dafür reichen,
das österreichische Wirtschaftswachstum positiv zu beeinflussen“, sagt IWI-Geschäftsführer Herwig
Schneider. Gerade in den letzten beiden Jahren sei aber eine unterdurchschnittliche Entwicklung im gesamten blaugelben
Produktionssektor zu beobachten. Dieser musste seit 2008 stärkere Einbrüche hinnehmen als dies im gesamtösterreichischen
Durchschnitt der Fall war. Insgesamt verlaufe die Erholung eher zaghaft.
Niederösterreich baue zwar auf einem soliden Fundament auf, stehe aber vor großen Herausforderungen,
unterstreicht denn auch Industrie-Spartenobmann Salzer. „Neben zeitgemäßer Infrastruktur und einer entsprechend
flexiblen Arbeitswelt sind vor allem leistbare Energie und ein innovatives Umfeld ganz entscheidend, damit unsere
Industrie im internationalen Wettbewerb bestehen kann.“ Als Beispiel für Verbesserungspotenzial führt
Salzer den zu geringen niederösterreichischen F&E-Anteil in der Höhe von 1,5% an.
KMU vergleichsweise besser durch die Krise gekommen
„Die KMU sind vergleichsweise besser durch die Krise gekommen als Großunternehmen, es gelte hier aber ebenso
die Wettbewerbsfähigkeit zu sichern“, erläutert Wiedersich. „Die betriebswirtschaftliche Entwicklung
ist hier als stabil einzustufen“, so Peter Voithofer, der Direktor der KMU-Forschung Austria. Angesichts der sich
stark verändernden Rahmenbedingungen sei allerdings der Erhalt der Wettbewerbsfähigkeit im KMU-Bereich
ebenfalls von prioritärer Bedeutung.
„Nur mit Qualitätsarbeit und Innovation kann gewerbliche Produktion punkten und ihre Wettbewerbsfähigkeit
erhalten“, sagt Renate Scheichelbauer-Schuster, Obfrau der Sparte Gewerbe und Handwerk in der WKNÖ. „Laufend
entwickeln unsere Betriebe neue Lösungen, um ihre Marktposition zu behaupten.“ Dabei bereite der Mangel an
qualifizierten Fachkräften größte Probleme, so Scheichelbauer-Schuster. Ein ebenso großes
Problem: „Die wachsende Bürokratieflut, die für den klein-und mittelständischen Produktionsbereich
ein unerträgliches Ausmaß angenommen hat.“
Startschuss zur Aktionswoche „Die Wirtschaft schafft`s“
Gleichzeitig mit der Präsentation der Untersuchung zum Produktionsstandort Niederösterreich erfolgt der
Startschuss zur landesweiten WKNÖ-Aktionswoche „Die Wirtschaft schafft`s“. Um das Image des Unternehmertums
in der breiten Öffentlichkeit weiter zu verbessern setzt die WKNÖ von Montag, 29. September 2014 bis
Sonntag, 5. Oktober 2014 eine Reihe von Aktivitäten, um die vielfältigen Leistungen der niederösterreichischen
Betriebe aufzuzeigen.
Den Auftakt machte am 29.09. die Vorstellung der Studie über die Bedeutung des Produktionssektors für
den Wirtschaftsstandort Niederösterreich. Es folgt am 30.09. die Förderveranstaltung „Unternehmertum
braucht Finanzierung“, am 01.10. das NÖ Unternehmerinnenforum „Nachhaltig erfolgreich durch verantwortungsvolle
Unternehmensführung!“ von Frau in der Wirtschaft, am 02.10. findet der „Tag des Handels“ statt und am 03.10.
veranstaltet die Sparte Gewerbe und Handwerk ihre Meisterfeier, während die Sparte Information und Consulting
über die „Digitale Revolution“ informiert.
|