LH Kaiser: Ich glaube an dieses Land, an seine Menschen und Jugend – Kärnten gestaltet
seine Zukunft in intensiver Zusammenarbeit mit den Nachbarn
Klagenfurt (lpd) - „Spuren der Heimat – Visionen von Heimat“ – unter diesem Motto stand am 10.10. die offizielle
Gedenkfeier des Landes Kärnten anlässlich des Tages der Kärntner Volksabstimmung. Sie verband dem
Motto gemäß Traditionelles mit dem Blick in die Zukunft. Nach der Feier beim Ehrenmal auf dem Soldatenfriedhof
in Klagenfurt-Annabichl versammelte man sich im Klagenfurter Landhaushof. Dort präsentierten auch die drei
Gewinnerinnen des Fotowettbewerbs zum 10. Oktober ihre Werke mit einem Perspektivenwechsel.
Der Landeshauptmann gedachte bei seinen Reden in Annabichl und im Landhaushof der insgesamt über 400 Toten
des Abwehrkampfes, von denen 280 auf österreichischer Seite fielen. Sie seien für ihre Vision eines freien,
demokratischen und ungeteilten Kärntens gestorben. Die Volksabstimmung sei eine Sternstunde Kärntens
und der jungen Demokratie gewesen. Es gelte aber auch, daran zu erinnern, dass mehr als die Hälfte der slowenischsprachigen
Kärntnerinnen und Kärntner für Österreich gestimmt haben.
„Diese Spuren der Heimat sind in der Landesgeschichte unauslöschlich“, betonte Kaiser. Geschichte dürfe
jedoch nie für parteipolitische oder ideologische Zwecke missbraucht werden. Verantwortungsvoller Umgang mit
Geschichte heiße, aus ihr zu lernen, aus ihr Respekt, Wertschätzung und Anerkennung abzuleiten. „Geschichte
soll zusammenführen, nicht verletzen“, sagte der Landeshauptmann.
Als Heimat definierte Kaiser einen Ort, wo Geborgenheit, Wohlfühlen, aber auch Offenheit, Toleranz, Respekt,
Miteinander und Zusammenhalt spürbar seien. Kärnten gestalte seine Zukunft in intensiver Zusammenarbeit
mit den Nachbarn. 94 Jahre nach Abwehrkampf und Volksabstimmung könne man feststellen, dass aus dem Kriegsgebiet
des Ersten und Zweiten Weltkrieges eine Friedensregion Alpen-Adria geworden sei, mit Kärnten als Herzstück.
Gerade beim Blick in die Ukraine und nach Syrien müsse der unschätzbare Wert von Frieden und Heimat verstärkt
ins Bewusstsein rücken. Kaiser appellierte dafür, Humanität und Hilfsbereitschaft zu Werten eines
von der Geschichte geläuterten Kerneuropa zu machen. Die Aufnahme von Flüchtlingen müsse in diesem
Sinne solidarisch gerecht auf alle 28 EU-Mitgliedsstaaten aufgeteilt werden.
Kaiser ging in seinen Reden aber auch auf Kärntens Offensiven für Wirtschaftsentwicklung, Betriebsansiedlungen,
Arbeitsmarkt und Bildung ein. „Ich glaube an dieses Land, an seine Menschen und insbesondere an unsere Jugend“,
betonte er: „Blicken wir mit Respekt und Verstehen für die Vergangenheit in eine gemeinsam zu gestaltende
Zukunft.“
Im Klagenfurter Landhaushof betonte Landtagspräsident Reinhart Rohr als Hausherr, dass es wichtig sei,
das Bewusstsein für die Jahre 1918-1920 wachzuhalten. Der Abwehrkampf sei wesentlich für die Volksabstimmung
gewesen. Heute sei Europa ein Wirtschaftsraum, aber auch ein Friedensprojekt und es sei zu hoffen, dass eine gute
Lösung für die Ukraine gefunden werde. Aus der Vergangenheit sei zu lernen für die Gegenwart und
die Zukunft, so Rohr. Er dankte dem Landeshauptmann für die neuen Akzente der Feierstunde mit starker Einbindung
der Jugend und der Volksgruppe.
Klagenfurts Bürgermeister Christian Scheider verwies auf die Wichtigkeit von Wurzeln und des Wissens über
die Geschichte. Man solle stolz auf die Heimat sein und offen für Europa. Klagenfurt sei eine wichtige Drehscheibe
im Alpen-Adria-Raum und setze seit Langem auf viele Partnerschaften.
Der einstige Pädagoge und Volksliedschöpfer Walter Kraxner brachte seine Freude über die gemeinsame
Feierstunde zum Ausdruck. Er schilderte ein persönliches Erlebnis, das er im Rahmen des 50-jährigen Jubiläums
der Volksabstimmung hatte. Ein Metallteil eines defekten Böllers traf ihn. Eine Taschenuhr, die ihm sein Vaters
nach der Rückkehr aus dem Zweiten Weltkrieg geschenkt hatte, rettete ihm damals das Leben.
Superintendentialkuratorin Helli Thelesklav betonte, dass die Zukunft in Europa liege. Man brauche starke Regionen
und die Jugend brauche Zukunftsperspektiven. Caritasdirektor Josef Marketz sagte, dass er nach vielen Aufenthalten
in aller Welt sehr dankbar sei, in Kärnten zu leben. Genau hinschauen und zu verstehen sei wichtig. Er sei
dankbar für die positive Entwicklung in Kärnten. Auch die Ärmsten, die nach Kärnten kommen,
sollten sich hier willkommen fühlen können.
Moderator Josef Nadrag stellte auch die Gewinnerinnen des Fotowettbewerbs zum 10. Oktober mit ihren Werken vor.
Christiane Höberl (BRG Viktring), Gabriele Gratzer (BGBRG St. Veit) und Laura Kröpfl (BRBRG St. Veit)
interpretierten ihre Werke und machten ihre Vorstellungen von Heimat und Zukunft deutlich.
Viele Applaus gab es für die musikalischen und gesanglichen Darbietungen der Militärmusik Kärnten
sowie für den Kammerchor und den Gemischten Chor Gallus unter Dirigent Dominik Hudl. Zudem gab es Lieder von
den Kindern der Volksschule Maria Saal und den Schülerinnen und Schüler der zweisprachigen höheren
Schulen. Uraufgeführt wurde das Lied „Amol mit da Sunn übars Land geahn“, dessen Melodie und Text von
Erwin Berger stammen. Die Versöhnungshymne „Kärnten- Koroška“ unter Dirigent Christian Liebhauser-Karl
sowie die Landes-, Bundes- und Europahymne bildeten zusammen mit den Kranzniederlegungen den Abschluss der Feierlichkeiten.
Landtagspräsident Rohr konnte neben den Organisationen des öffentlichen Lebens, Einsatzorganisationen
sowie Traditions- und Heimatverbänden zahlreiche Gäste begrüßen, darunter Bundesratspräsidentin
Ana Blatnik, LHStv.in Gaby Schaunig, LHStv.in Beate Prettner, die Landesräte Christian Benger und Gerhard
Köfer, die Landtagspräsidenten Rudolf Schober und Josef Lobnig, Bischof Alois Schwarz und Superintendent
Manfred Sauer, Militärkommandant Walter Gitschthaler, Landesschulratspräsident Rudolf Altersberger, Landesamtsdirektor
Dieter Platzer, Marjan Sturm und Bernard Sadovnik als Vertreter der slowenischen Volksgruppe, Sloweniens Generalkonsulin
Dragica Urtelj, Heinz Stritzl und Josef Feldner von der Konsensgruppe, AK-Präsident Günter Goach, den
stellvertretenden Landespolizeikommandanten Wolfgang Rauchegger, Alt-Landeshauptmann Bundesrat Gerhard Dörfler
und viele mehr.
Für die zahlreich anwesenden Soldaten hat der 10. Oktober eine doppelte Bedeutung, ist er doch der Traditionstag
des Militärkommandos Kärnten. In diesem Zusammenhang wird vom Österreichischen Bundesheer auch Feldmarschallleutnant
Ludwig Hülgerth gedacht, der als Kärntner Landesbefehlshaber die militärischen Aktionen im Abwehrkampf
leitete.
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