Unter 30 Prozent für Beitritt südosteuropäischer Länder
- Nur 8 Prozent für Türkei-Mitgliedschaft - Umfrage
Wien (ögfe) - Am 08.10. werden in Brüssel die diesjährigen Fortschrittsberichte zu jenen
Ländern präsentiert, die (potenzielle) Kandidaten für eine EU-Mitgliedschaft sind. "Eine Mehrheit
der ÖsterreicherInnen spricht sich jedoch gegen die Aufnahme weiterer Länder in die EU aus. Eine Tendenz,
die über die vergangenen Jahre konstant geblieben ist. Die Wahrnehmung ist, dass sich die EU erst konsolidieren
muss, bevor sie sich weiter erweitert", sagt Paul Schmidt, Generalsekretär der Österreichischen
Gesellschaft für Europapolitik, zum Ergebnis einer aktuellen ÖGfE-Umfrage.
Aktuell würde einzig ein EU-Beitritt Islands von den ÖsterreicherInnen gutgeheißen werden. 57 Prozent
begrüßen die Mitgliedschaft des nordeuropäischen Landes, das allerdings seine Beitrittsambitionen
zurzeit auf Eis gelegt hat. 24 Prozent sprechen sich dagegen aus (Rest auf 100 Prozent = "egal" bzw.
"weiß nicht/Keine Angabe". Gilt auch für nachfolgende Werte).
Die Länder Südosteuropas kommen hingegen durchgehend auf Zustimmungswerte von unter 30 Prozent, ein EU-Beitritt
der Türkei wird zurzeit von weniger als einem Zehntel befürwortet.
In einem Ranking liegen vier Beitrittsaspiranten praktisch gleichauf:
Bosnien-Herzegowina (27 Prozent Zustimmung | 55 Prozent Ablehnung), Serbien (27 Prozent Zustimmung | 58 Prozent
Ablehnung), Mazedonien (FYROM) (26 Prozent Zustimmung | 56 Prozent Ablehnung), Montenegro (25 Prozent Zustimmung
| 57 Prozent Ablehnung).
Ein EU-Beitritt Albaniens wird von 21 Prozent begrüßt (61 Prozent Ablehnung), jener des Kosovo von 20
Prozent (63 Prozent Ablehnung).
In den vergangenen fünf Jahren haben sich hier kaum relevante Veränderungen im Meinungsbild der ÖsterreicherInnen
ergeben.
"Kommissionspräsident Juncker hat angekündigt, dass die EU in den kommenden fünf Jahren kein
neues Mitgliedsland aufnehmen wird. Priorität hat - auch für die österreichische Bevölkerung
- die Lösung aktueller ökonomischer und sozialpolitischer Probleme in Europa", so Schmidt. "Trotzdem
gilt es, die Beitrittsperspektive aufrecht zu erhalten und die Stabilität in der Region zu fördern. Gerade
für Österreich ist eine künftige Integration unserer südosteuropäischen Nachbarn von Bedeutung."
Die größte Ablehnung erfährt nach wie vor eine EU-Mitgliedschaft der Türkei. 8 Prozent würden
eine solche derzeit unterstützen, 84 Prozent jedoch ablehnen.
"Die Zustimmung zu einem türkischen EU-Beitritt ist - ausgehend von einem niedrigen Niveau - im vergangenen
Jahr weiter gesunken, was aufgrund der Entwicklungen in der Türkei kaum überraschen kann. Dennoch sind
auch hier die Fortführung der Beitrittsverhandlungen und ständiger Dialog zur Weiterentwicklung der gegenseitigen
Beziehungen der derzeit einzig gangbare Weg", meint Schmidt.
Weitere EU-Beitritte würden zurzeit auch EU-weit keine Mehrheit finden. In einer Eurobarometer-Umfrage vom
Juni 2014 sprechen sich in der EU durchschnittlich 37 Prozent der Befragten für "eine zusätzliche
Erweiterung der EU" aus, 49 Prozent sind dagegen. ÖsterreicherInnen zählen im EU-Vergleich zu den
Skeptikern (25 Prozent "dafür", 67 Prozent "dagegen").
Die Umfrage wurde von der Sozialwissenschaftlichen Studiengesellschaft (SWS) im September
2014 im Auftrag der ÖGfE durchgeführt. Befragt wurden österreichweit 519 Personen per Telefon (repräsentativ
für die österreichische Bevölkerung ab 16 Jahre/Gewichtung nach Geschlecht, Alter und Bildung).
Maximale Schwankungsbreite ca. +/- 4,5 Prozent. Fehlende Werte auf 100 Prozent = "egal" bzw. "weiß
nicht/Keine Angabe". Vergleichsumfragen: SWS-Telefonumfragen 2010 bis 2013. Europäische Kommission, Standard
Eurobarometer 81, Juni 2014 (fehlende Werte auf 100 Prozent = "weiß nicht").
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