Vom 18. Oktober 2014 bis 8. Februar 2015 zeigt das Belvedere im barocken Ambiente des Winterpalais
Wien (belvedere) - Mit Martin van Meytens d. J. (1695-1770) präsentiert das Belvedere einen überaus bedeutenden
europäischen Maler des Barock. Als der bevorzugte Porträtist des österreichischen Kaiserhauses unter
Maria Theresia dokumentierte Meytens in eindrücklicher Weise einflussreiche Persönlichkeiten des geistigen,
künstlerischen und politischen Lebens jener Zeit. Vom 18. Oktober 2014 bis 8. Februar 2015 zeigt das Belvedere
im barocken Ambiente des Winterpalais die erste Einzelausstellung zum Wirken dieser Künstlerpersönlichkeit.
Holländischer Abstammung, in Schweden geboren, entwickelte Martin van Meytens d. J. während diverser
Studienaufenthalte in Frankreich, England und Italien seinen spezifischen, von verschiedenen europäischen
Vorbildern beeinflussten Stil, den er später auch zahlreichen Schülern erfolgreich vermittelte. Zunächst
zum Miniaturmaler ausgebildet, perfektionierte Meytens über die Jahre die Monumentalmalerei, wobei er dem
Porträtfach - mit wenigen Ausnahmen in anderen figürlichen Genres - stets treu blieb. Seine beeindruckende
Porträtkunst sowie das Schaffen seiner wichtigsten Schüler wie etwa Joseph Hickel stehen im Mittelpunkt
der Ausstellung.
"Es ist mir persönlich eine besonders große Freude, dass die erste monografische Schau zu Martin
van Meytens in Wien stattfindet; in jener Stadt, in der der Künstler nach langen Jahren in verschiedenen anderen
Ländern mehr als sein halbes Leben verbracht und deutliche, bis heute beeindruckende Spuren hinterlassen hat",
so die Direktorin des Belvedere Agnes Husslein-Arco. Martin van Meytens d. J. ist es wie keinem anderen gelungen,
die Protagonisten des viel beschworenen mariatheresianischen Zeitalters durch die von ihm geschaffenen Bildnisse
zu dokumentieren. "Die präzise wiedergegebenen Gesichtszüge, die detaillierte Darstellung der aufwendig
gearbeiteten Kleidungsstücke sowie die unmissverständlichen Hinweise auf Stand und Profession der dargestellten
Personen vermitteln uns noch heute einen lebendigen Einblick in die damalige Zeit, in der wohl nicht alles so glanzvoll
war, wie es in den Gemälden den Anschein hat", so Agnes Husslein-Arco weiter.
Im Gegensatz zu anderen Genres macht die Porträtmalerei die Auseinandersetzung des Künstlers mit dem
"Original", also dem Menschen bzw. dem Auftraggeber, unumgänglich. "Wer sich von Meytens porträtieren
lassen wollte, musste sich ihm und seiner Kunstfertigkeit stellen", erläutert Kurator Georg Lechner.
Martin van Meytens d. J. wurde 1695 in Stockholm als Sohn des ebenfalls als Porträtmaler tätigen Martin
Mijtens d. Ä. (1648-1736) geboren. Die Eltern stammten ursprünglich aus Südholland, waren jedoch
nach Schweden ausgewandert. Nach der ersten Ausbildung bei seinem Vater begab sich der junge Meytens bereits 1714
auf eine mehrjährige Studienreise, die ihn in die Heimat seiner Eltern sowie nach England, Frankreich, Italien
und schließlich Wien führte. "Diesem sehr sympathisch anmutenden, weit gereisten Künstler
ermöglichte Kaiser Karl VI. in jungen Jahren einen langen Studienaufenthalt in Italien, sodass den Habsburgern
und vor allem auch der in ihrem Reich ansässigen Aristokratie ab 1731 ein hervorragend ausgebildeter und vielseitig
versierter Porträtmaler zur Verfügung stand", so Georg Lechner weiter.
Einer bestimmten Schule, wie etwa der schwedischen, der französischen oder der römischen, ist Martin
van Meytens nicht zuzuordnen, zu ausgeprägt ist sein persönlicher Stil, der sich durch zeichnerische
Präzision und teilweise intensive Farbigkeit auszeichnet. Alchemie und Physik zählten zu den großen
Interessen des Malers, weshalb er sich neben der Kunst auch mit der Entwicklung seiner Materialien, der Farben,
beschäftigte. Vom Kaiserhaus erhielt er im Jahr 1743 folglich ein Patent zur Herstellung von Mineralfarben.
Darüber hinaus ist überliefert, dass Martin van Meytens d. J. mehrere Sprachen in Wort und Schrift beherrschte,
sodass man ihn wohl am treffendsten als Europäer charakterisieren darf, der stolz auf seine schwedische Herkunft
war.
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