Graz (wkstmk) - In der Grazer Stadthalle wurde am 14.10. ein starkes Signal fürs steirische Unternehmertum
gesetzt: Rund 2.300 Wirtschaftstreibende quer durch alle Branchen und Regionen sind der Einladung der WKO Steiermark
zur zweiten Auflage des Unternehmertags gefolgt. "Damit konnten wir die Besucherzahl gegenüber dem Vorjahr
mehr als verdoppeln", freut sich WKO Steiermark Präsident Josef Herk. Krönender Höhepunkt war
der Impulsvortrag des deutschen Star-Philosophen, Publizisten und Bestseller-autors Dr. Richard David Precht zur
digitalen Revolution.
Die Grazer Stadthalle stand heute voll und ganz im Zeichen des weiß-grünen Unternehmertums. An die 2.300
Wirtschaftstreibende folgten der Einladung der WKO Steiermark zum großen Unternehmertag. Dieser begann bereits
um 9 Uhr Vormittag mit einem Netzwerkfrühstück, dem ein umfangreiches Programm folgte: So zum Beispiel
die Follow-me-Award-Verleihung, die Bildungsmesse der Steirischen Bildungsanbieter sowie die Unternehmermesse mit
mehr als 60 Ausstellern, eine umfangreiche Roadshow der Außenwirtschaft Austria (AWO), dem Dienstleisterkongress,
26 Branchentreffs und vielem mehr. Highlight des Tages war dann aber mit Sicherheit die Plenarveranstaltung mit
dem Bestsellerautor Dr. Richard David Precht. Precht wurde im Vorjahr nicht nur mit dem Deutschen Fernsehpreis
ausgezeichnet, er hat 2001 auch den Publizistik-Preis für Biomedizin verliehen bekommen und 2011 den IQ-Preis
der Hochbegabten-Organisation MinD Mensa in Deutschland. Am Unternehmertag begeisterte Precht einmal mehr mit einem
Impulsvortrag zum Thema digitale Revolution. "Alles in allem ein fulminanter Tag, der im nächsten Jahr
auf jeden Fall seine Fortsetzung finden wird", waren sich WKO Steiermark Präsident Josef Herk und die
beiden Vizepräsidenten Jürgen Roth und Benedikt Bittmann sowie die Direktoren Karl-Heinz Dernoscheg und
Peter Hochegger einig.
Richard David Precht über die digitale Revolution
Höhepunkt des Tages war der Vortrag des deutschen Star-Philosophen, Publizisten und Bestsellerautor Dr.
Richard David Precht "Die digitale Revolution". In einem Wechsel von humorvollen und drastischen Worten
zog er vom ersten Moment seines einstündigen Vortrages die gesamte Halle in seinen Bann. Eindrucksvoll schilderte
er die Auswirkungen der totalen Digitalisierung, etwa dem Ende des Schulsystems im heutigen Sinne: "Die nächste
Stufe der Google-Brille ist der eingepflanzte Chip im Auge, der Ihnen immer und überall sämtliche Informationen,
die Sie gerade benötigen, zur Verfügung stellen wird. Das wird das Ende einer der erfolgreichsten Fernsehsendungen
aller Zeiten, nämlich von ,Wer wird Millionär'. Aber es wird auch das Ende jeglicher Form von Prüfung
im heutigen Sinne werden, was unglaubliche Folgen für unser Schulsystem haben wird."
Vielmehr müssten die Schüler von heute im Leben von morgen - das Precht in rund 10 bis 15 Jahren für
Realität hält - hochflexibel, aber gleichzeitig hochspezialisiert sein: Nur Dienstleistungen in höchst
entwickelten Sektoren (etwa hochspezialisierte Chirurgen) werde es noch geben. Precht: "Es wird wenige geben,
die Computern sagen werden, was sie tun sollen, und umgekehrt wird es Computer geben, die vielen sagen, was sie
tun sollen. Und sehr viele werden überhaupt nichts mehr zu tun haben." Die Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt
seien dramatisch, und besonders deshalb brauche es auch eine strategische Politik, die eine soziale Marktwirtschaft
entwickeln müsse, die mit diesen Entwicklungen mithalten könne. "Politiker machen heute Politik,
um die nächste Wahl zu gewinnen, da überwiegt also die Wahltaktik. Aber wir brauchen eine vorausschauende
Politik. Solange aber die Taktik über die Strategie siegt, kommen wir unserem Ziel nicht näher",
warnte Precht, der für diese Analyse spontanen Applaus erntete. "Wir bauen an Kartenhäusern weiter,
während die Erde gerade Risse bekommt", konstatierte Precht.
Prominent besetzte Podiumsdiskussion
Starke Worte, die Precht im Anschluss dann auch noch einmal im Rahmen einer Podiumsdiskussion mit WKO Steiermark
Präsident Josef Herk, Wirtschaftslandesrat Christian Buchmann und Professor Christian Ramsauer von der Technischen
Universität Graz, hervorhob. Herk erinnerte daran, dass die Steiermark längst kein "gallisches Dorf"
mehr sei und in einem globalisierten Markt lebe. "Deshalb brauchen wir einen offenen Markt und gleiche Spielregeln
für alle, weniger Hürden, weniger Bürokoratie, weniger Verteidiger und mehr Stürmer. Wir müssen
Talente selektieren, die Ausbildung und das Handwerk stärken." Denn gerade das Handwerk sei - so Precht
- einer jener Bereiche, die relativ ungeschoren davonkommen könnten: "Man kann einfach nicht alles digitalisieren.
Aber wir müssen unsere Hochschulen ändern, Leute müssen auf die Hochschulen kommen, um sich mit
jenen auszutauschen, die Dinge können und nicht mit jenen, die einen formalen Abschluss und damit die Berechtigung
zum Studium erworben haben." In diese Kerbe schlug TU-Professor Ramsauer, der die Universitäten bereits
im Wandel sieht: "Es ist bereits klar ersichtlich: Die digitale Revolution ist nicht aufzuhalten. Deshalb
ist es extrem wichtig, sie mitzugestalten." Hier sah Wirtschaftslandesrat Buchmann eine der Stärken der
Steiermark: "Wir sind gut in Forschung und Entwicklung, in der Innovation. Aber wir haben auch unsere Schwächen,
eine davon ist der noch zu schlechte Breitbandausbau in der Steiermark."
Unter des prominenten Gästen (ohne Anspruch auf Vollständigkeit):
Landtagspräsident Franz Majcen, RLB-Generaldirektor Martin Schaller, Sparkassen-Vorstand Gerhard Fabisch,
IV-Präsident Jochen Pildner-Steinburg, GRAWE-Generaldirektor Othmar Ederer, Messe-Vorstand Armin Egger, AT&S-Vorstand
Andreas Gerstenmayer, Merkur-Vorstandsvorsitzender Gerald Kogler, HYPO-Vorstand Martin Gölles, Kleine-Zeitung-Geschäftsführer
Thomas Spann und Remus-CEO Angelika Kresch.
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